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Justizminister Böhmdorfer gibt Rücktritt bekannt |
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erstellt am
21. 06. 04
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Böhmdorfer wünscht sich Generationswechsel
Wien (bmj) - Der Bundesminister für Justiz, Dr. Dieter Böhmdorfer, hat im zuge einer Pressekonferenz
am Freitag (18. 06.) um 11.30 Uhr im Kleinen Festsaal des Justizministeriums mitgeteilt,
dass er sein Amt nach Abhaltung des Parteitags der FPÖ am 3. Juli 2004 zur Verfügung stellen wird. Er
möchte dadurch der notwendigen und von allen Seiten der Freiheitlichen Partei gewünschten Erneuerung
der Regierungsmannschaft und einem Generationswechsel Spielraum geben. |
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Darabos: Böhmdorfer-Rücktritt zeigt "Erosionsprozess der Regierung"
Krise der FPÖ wird auf ÖVP abfärben - Darabos glaubt nicht an baldige Neuwahlen
Wien (sk) - Eine "veritable Regierungskrise" und den "Erosionsprozess" der Regierung
ortet SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Nicht zuletzt auch der heute angekündigte
Rücktritt Justizminister Böhmdorfers zeige, "dass die Turbulenzen in ÖVP und FPÖ nach
der EU-Wahl nicht zu Ende sind, sondern erst am Beginn stehen", so Darabos am Freitag (18. 06.)
in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures. Eine absolut positive
politische Bilanz der letzten Monate zog Darabos für die SPÖ: Nach den Wahlen in Salzburg, Kärnten,
der Bundespräsidenten-, der AK- und der EU-Wahl stehe es nun "5:0", so Darabos.
Die SPÖ sei die einzige Partei, die bei allen Wahlen zulegen konnte, während FPÖ und ÖVP fast
überall zum Teil auch massive Verluste hinnehmen mussten; auch bei der EU-Wahl habe die ÖVP das von Schüssel
selbst gesteckte Wahlziel erster zu werden, verfehlt, erinnerte Darabos. "Die ÖVP hat es sich aber wohl
zum Prinzip gemacht, verfehlte Wahlziele abzufeiern."
Nach den massiven Verlusten der FPÖ ortet Darabos nun einen "Richtungsstreit" der FPÖ, in der
es mit der Regierungs-Fraktion, der Haider-Fraktion und der deutsch-nationalen Gruppe ja bereits mindestens drei
Gruppen gebe. "Diese Krise der FPÖ wird auf die Regierung und damit längerfristig auch auf die ÖVP
abfärben", prognostiziert der SPÖ-Bundesgeschäftsführer. In der Regierung herrsche bereits
eine "stand by-Politik" und "Agonie".
Justizminister Böhmdorfer sei mit seinem Rücktritt einer Ablöse wohl zuvorgekommen. Er, so Darabos,
rechne mit weiteren Rücktritten von Regierungsmitgliedern. An baldige Neuwahlen glaube er allerdings nicht,
nachdem auch die Regierungsparteien wissen, dass sie derzeit auf Bundesebene keine Mehrheit haben. "Die ÖVP
wird wieder versuchen, die FPÖ mit Schalmeientönen und mit einem FP-Kandidaten für den Rechnungshof
ruhigzustellen, die Regierungsmitglieder der FPÖ halten sich weiter an ihrem Sessel fest", so Darabos.
Freilich könne man nicht voraussagen, was passiert wenn sich der deutsch-nationale Kern um Mölzer und
Stadler in der FPÖ durchsetze.
Böhmdorfer: "Law and order" und Schließung des Jugendgerichtshofs
Angesprochen auf die Bilanz des zurücktretenden Justizministers äußerten sich Darabos und
Bures kritisch: Böhmdorfer sei als unabhängiger Minister angetreten, habe aber dann einen restriktiven
Kurs gefahren, der "sehr weit am rechten Rand angesiedelt war", so Darabos. Auch Bures sprach von einer
"law and order"-Politik. "Es wird nicht viel übrigbleiben", so die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin
zu Böhmdorfers Ministerzeit; ausgenommen die Schließung des Jugendgerichtshofs, "mit der Böhmdorfer
allerdings negativ in die Geschichte eingehen wird". Böhmdorfer sei außerdem der gewesen, der sich
immer schützend vor Haider gestellt habe. Sie erinnerte nur an den Haider-Vorschlag nach strafrechtlicher
Verfolgung von Oppositionspolitikern, den Böhmdorfer "verfolgenswert" gefunden hatte. |
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Fekter: Amtszeit Böhmdorfers war Reform-Ära
ÖVP-Justizsprecherin würdigt Arbeit des scheidenden Justizministers
Wien (övp-pk) - Der Rücktritt von Justizminister Böhmdorfer ist zu akzeptieren",
reagierte ÖVP-Justizsprecherin Abg. Dr. Maria Theresia Fekter auf die Bekanntgabe des Böhmdorfer-Rücktritts
am Freitag (18. 06.). "Die Amtszeit Böhmdorfers war eine Reform-Ära.
Wir haben im Justizbereich unter seiner Ressortverantwortung viele Projekte und große Reformen gemeinsam
diskutiert, erarbeitet und durchgezogen. Die Zusammenarbeit des Justizministers mit dem Justizausschuss war von
Sachlichkeit, Kooperationsbereitschaft und dem Willen, etwas Positives zustande zu bringen, geprägt",
sagte Fekter, Vorsitzende des Justizausschusses.
Zu den wichtigsten Reformen und Projekten im Justizbereich zählt Fekter - "ohne Anspruch auf Vollständigkeit"
- in erster Linie
- die Strafprozessreform,
- das Außer-Streit-Gesetz
- wesentliche Änderungen des Strafrechts zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und des
Terrorismus
- und wesentliche Verschärfungen im Bereich des Sexualstrafrechtes.
"Namens des Justizausschusses danke ich dem scheidenden Justizminister für seine Arbeit und Kooperation
und wünsche ihm für seine berufliche und private Zukunft alles Gute. In einer Demokratie sind politische
Wechsel normal und zu respektieren. Ich hoffe im Interesse der Justizpolitik in unserem Land auf eine ebenso gedeihliche
Zusammenarbeit mit dem Nachfolger bzw. der Nachfolgerin Böhmdorfers und kann meinerseits bereits jetzt diese
Kooperationsbereitschaft anbieten", schloss ÖVP-Justizsprecherin Fekter.
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Scheibner bedauert Rücktritt Böhmdorfers
Zahlreiche bedeutende Reformen wurden umgesetzt
Wien (fpd) - FPÖ-Klubobmann Herbert Scheibner bedauert den Rücktritt von Justizminister
Böhmdorfer. Aber selbstverständlich akzeptiere er Böhmdorfers Entscheidung.
Wie Scheibner betonte, habe es immer eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Justizminister und dem Freiheitlichen
Parlamentsklub gegeben. Unter Böhmdorfers Ägide seien zahlreiche bedeutende Reformen umgesetzt worden,
wobei Scheibner besonders die StPO-Reform hervorhob. Böhmdorfer habe zum Wohle Österreichs gearbeitet
und sich im Sinne der FPÖ um das Land verdient gemacht. |
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Stoisits: Kein freiwilliger Rücktritt des Justizministers
Grüne: Böhmdorfer ist in der Justizpolitik gescheitert
Wien (grüne) - "Der Rücktritt von Justizminister Böhmdorfer ist sicher kein freiwilliger.
Böhmdorfer bestätigt dies mit seiner Vorgangsweise", so die Justizsprecherin der Grünen, Terezija
Stoisits. "Böhmdorfer ist gerne Justizminister gewesen. Er hat die Strafprozessordnung gegen die Widerstände
in der FPÖ durchgedrückt. Sein jetziger Schritt ist ein Beleg für das Chaos in der Regierung. Böhmdorfer
hat als einziger FPÖ-Minister im Ministerrat Widerstand gegenüber dem Bundeskanzler geleistet. In der
Causa Grasser hatte man das Gefühl, dass Böhmdorfer nicht ganz auf jener absurden Verteidigungslinie
war, die Kanzler Schüssel offenbar vorgegeben hat. In der Justizpolitik selbst muss sich Böhmdorfer den
Vorwurf gefallen lassen, gescheitert zu sein. Beleg dafür ist etwa die Auflösung des Jugendgerichtshofes
oder der historische Höchststand an Gefängnisinsassen. Böhmdorfer hat mit seiner Justizpolitik wesentlich
zu dieser Überfüllung beigetragen", so Stoisits. |
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