Parlamentsparteien loben Fiedlers korrekte Amtsführung und Überparteilichkeit
Wien (pk) - Im Rahmen der Behandlung des Tätigkeitsberichtes des Rechnungshofes über
das Verwaltungsjahr 2002 würdigte Abgeordneter Dr. CAP (S) die Tätigkeit des scheidenden Rechnungshofpräsidenten
Fiedler und sprach von einer korrekten Amtsführung, an der auch der Nachfolger gemessen werden wird. Der neue
Präsident sollte nach Meinung Caps das bestmögliche Vertrauen aller Parlamentsfraktionen haben. Mit Nachdruck
forderte der Redner ein öffentliches Kandidatenhearing im Ausschuss.
Abgeordneter GAHR (V) zollte Fiedler Dank und Anerkennung und stellte fest, der Präsident habe das
Amt in einer Weise ausgeübt, dass es an Profil und Akzeptanz gewonnen hat. Fiedlers Autorität und Überparteilichkeit
sollten Anforderungsvoraussetzungen für seinen Nachfolger sein. Mit seiner Kritik und Nachhaltigkeit habe
Fiedler viel bewegt und sich vor allem dort eingebracht, wo es um Strukturverbesserungen ging, resümierte
Gahr. Die Latte für den Nachfolger habe der Präsident jedenfalls sehr hoch gelegt.
Abgeordneter Mag. GASSNER (S) schloss sich dem Lob an und meinte, die Korrektheit und Klarheit der Aussagen
Fiedlers hätten auch durch den Regierungswechsel keinerlei Abbruch erlitten. Was nun die Nachfolge betrifft,
so sei überhaupt nicht einzusehen, warum sich die Kandidaten nicht einem öffentlichen Hearing stellen
sollten.
Abgeordneter NEUDECK (F) schätzte die Tätigkeit Fiedlers ebenfalls positiv ein und sprach von
"liebevoller Schrulligkeit" des Präsidenten. Er bedauerte überdies, dass es Fiedler nicht gelungen
ist, den Bundespräsidentschaftswahlkampf "anzureichern".
Abgeordneter Mag. KOGLER (G) konstatierte als Obmann des Rechnungshofausschusses, Franz Fiedler habe seine
umfassenden Aufgaben zur allerhöchsten Zufriedenheit des Parlaments erfüllt. Er habe sich durch ausgewogene
Amtsführung und Vermittlungskunst ausgezeichnet und dem Rechnungshof eine neue öffentliche Rolle verliehen.
Fiedler habe rasch das Vertrauen der Grünen gefunden, die ihn vor zwölf Jahren nicht gewählt hatten.
Beeindruckt zeigte sich Kogler vor allem auch von den "staubtrockenen, aber pointenreichen" Formulierungen
des Präsidenten.
Abgeordneter DI MISSETHON (V) schloss sich dem Dank seiner Vorredner an Fiedler an und betonte, der Rechnungshof
sei eine ernst zu nehmende Stimme geworden. Er habe sich weg bewegt von einer reinen Kontrollbehörde hin zu
einer Beratungsbehörde. Eine Entwicklung, die ihn persönlich nachdenklich stimme, sei, dass Rechnungshofrohberichte
dazu benützt würden, Personen und Organisationen durch Medien "zu zerren", um die Regierung
zu kritisieren, noch bevor sie die Gelegenheit hätten, zum Rohbericht Stellung zu nehmen, sagte Missethon.
Zum vorliegenden Rechnungshofbericht merkte der Abgeordnete an, es sei erstaunlich, welche Ergebnisse die Förderprogramme
für die Tourismuswirtschaft gebracht hätten. Bei aller Kritik habe der Rechnungshof auch positive Punkte
in seinem Bericht erwähnt.
Abgeordnete Dr. MOSER (G) skizzierte, Rechnungshofberichte würden sowohl von der Öffentlichkeit
als auch von den Abgeordneten immer mit Spannung erwartet. Sie habe Rechnungshofpräsident Fiedler als einen
stark an der Sache orientierten und kritisch denkenden Menschen erlebt. Moser regte an, die Frist für die
Stellungnahme geprüfter Institutionen zu Rohberichten des Rechnungshofes von drei Monaten auf rund einen Monat
zu verkürzen. Im Zusammenhang mit dem vorliegenden Rechnungshofbericht wies sie auf Reformbedarf bei den Verkehrsverbünden
hin.
Abgeordnete Dr. BLECKMANN (F) unterstrich, die Einführung einer zwölfjährigen Amtsperiode
für den Rechnungshofpräsidenten 1986 sei ein richtiger und wichtiger Schritt gewesen. Schließlich
gehe es um ein unabhängiges Organ, welches dadurch, dass es keine Wiederwahl gebe, nicht von politischen Mehrheiten
abhängig sei.
Kritik übte Bleckmann daran, dass die Opposition durch den Rechnungshof bereits eindeutig geklärte Punkte
immer wieder hinterfrage, und nannte in diesem Zusammenhang die Forderung nach Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
zum Abfangjägerkauf. Zum scheidenden Rechnungshofpräsidenten merkte sie an, sie könne sich schwer
einen anderen als Franz Fiedler in diesem Amt vorstellen.
Abgeordnete Mag. BECHER (S) wies auf eine Empfehlung des Rechnungshofes hin, wonach man beim Auszug einer
Behörde aus einer der Bundesimmobiliengesellschaft gehörenden Immobilie in ein Gebäude eines Privaten
auch die Nebenkosten berücksichtigen müsse. Bei der Übersiedlung von drei Gerichten in die Marxergasse
sei diese Empfehlung nicht befolgt worden, klagte sie und verwies auf eine "Mietexplosion".
Abgeordneter HORNEK (V) befasste sich mit dem Verkauf der Bundeswohnbaugesellschaften und erinnerte daran,
dass vielfach von "verscherbeln, verschleudern, ins Ausland verkaufen" die Rede gewesen sei. Fünfmal
habe man über das Thema im Rechnungshofausschuss diskutiert, zehn Plenardebatten habe es dazu gegeben und
26 parlamentarische Anfragen wurden gestellt. Nunmehr hätten sich alle Befürchtungen als haltlos erwiesen,
auch der Verkaufserlös könne "sich sehen lassen". Die Beratungskosten für den Verkauf
sind Hornek zufolge viel niedriger als von der Opposition immer wieder genannt. Auch für die Mieter gebe es
keine negativen Auswirkungen durch den Verkauf.
Abgeordneter FAUL (S) meinte, das Kapitel über die Immobilienmanagementgesellschaft des Bundes im vorliegenden
Rechnungshofbericht sei ein gutes Beispiel für die wertvolle Arbeit des Rechnungshofs. Durch das Befolgen
der Ratschläge des Rechnungshofes weise die Gesellschaft mittlerweile große Erfolge auf. Der Rechnungshof
sei hier Controller, Mahner und Betriebsberater zugleich gewesen, lobte Faul.
Abgeordnete LENTSCH (V) bedankte sich bei Rechnungshofpräsident Fiedler für die gute Zusammenarbeit.
Hervorgehoben wurde von ihr die Prüfung des Naturschutzes im Bereich des Neusiedler Sees. Der Rechnungshofbericht
sei "ein glatter Einser" für den zuständigen Landesrat, sagte Lentsch, ihm sei es gelungen,
Widerstände gegen den Nationalpark umzudrehen.
Abgeordneter KRAINER (S) führte aus, Rechnungshofpräsident Fiedler habe der SPÖ oft eine
Freude gemacht, wenn er die Regierung kritisiert und die "Regierungspropaganda" als solche entlarvt habe,
manchmal habe er ihr aber auch wenig Freude gemacht, wenn er die Regierung gelobt habe. Fiedler habe jedoch nie
neutralen Boden verlassen, erklärte er. Bedauert wurde von Krainer, dass Verbesserungsvorschläge des
Rechnungshofes nicht in allen Bereichen der Verwaltung auf fruchtbaren Boden gefallen seien, und beispielsweise
nicht überprüft wurde, ob Missstände in der Österreichischen Galerie Belvedere auch in anderen
Bundesmuseen hätten abgestellt werden müssen. |
Abgeordneter PRINZ (V) verwies darauf, dass der Rechnungshof der Wohnbaugesellschaft LAWOG im Großen
und Ganzen gute Arbeit bescheinigt habe. Die Anregungen des Rechnungshofes seien im Wesentlichen umgesetzt worden.
Abgeordneter Ing. KAIPEL (S) skizzierte, Österreich habe sich vor 21 Jahren verpflichtet, der Ramsauer
Konvention zu entsprechen. Seither seien 11 entsprechende Schutzgebiete ausgewiesen worden, darunter das Schutzgebiet
um den Neusiedler See. Zum scheidenden Rechnungshofpräsidenten sagte Kaipel, dieser habe mit seiner objektiven,
sachlichen und konsequenten Arbeit die Abgeordneten immer sehr unterstützt.
Abgeordneter LEDOLTER (V) wies die scharfe Kritik der Opposition an der AWS in der gestrigen Nationalratssitzung
zurück. Er gab zu bedenken, dass die Zusammenführung der Förderinstrumente von vier Ministerien
auch nachhaltige Erfolge gebracht habe. Unter anderem sei das Fördervolumen für kleine und mittlere Unternehmen
um 6,5 % gesteigert worden, die Bearbeitungszeit habe man wesentlich senken können. "Kritik ja, Polemik
nein", mahnte Ledolter die Opposition.
Für Abgeordnete SCHÖNPASS (S) zeigt der vorliegende Bericht des Rechnungshofes, dass Verfehlungen
dieser Regierung offenbar System hätten. Die Gründung der Immobilienmanagementgesellschaft sieht sie
als gutes Beispiel, wie leichtfertig die Regierung mit Steuergeldern umgehe, nur um dem angestrebten Ziel, "Privatisierung
um jeden Preis", zu entsprechen. Es sei dem Rechnungshof zu danken, dass er Licht in "diffuse" Vorgänge
rund um verschiedene Ausgliederungen gebracht habe, unterstrich Schönpass.
Abgeordneter KRIST (S) zollte dem Rechnungshof und seinem Präsidenten großen Respekt und zeigte
sich von den "messerscharfen und präzisen Formulierungen" Fiedlers beeindruckt. Im Zusammenhang
mit dem vorliegenden Rechnungshofbericht verwies er auf Missstände im Gesundheitsministerium im Bereich Arzneimittel.
Abgeordneter Dr. PUSWALD (S) meinte, Rechnungshofpräsident Fiedler umschreibe im vorliegenden Bericht
"die Freunderlwirtschaft der Regierung" und "die Husch-Pfusch-Gesetzgebung" sehr elegant. Gespannt
ist er, wie er sagte, darauf, wie sich die Regierungsparteien bei der Wahl des neuen Rechnungshofpräsidenten
verhalten werden. Puswald erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass zur Zeit der absoluten Mehrheit der SPÖ
unter Bruno Kreisky Tassilo Broesigke zum Rechnungshofpräsidenten gewählt wurde.
Abgeordneter PRÄHAUSER (S) übte scharfe Kritik an hohen Beratungskosten bei der Ausgliederung
der Immobilienmanagementgesellschaft des Bundes und forderte, Empfehlungen des Rechnungshofes ernst zu nehmen und
verstärkt Ressourcen eigener Mitarbeiter zu nützen. Dem Rechnungshofpräsidenten und dessen Mannschaft
zollte er Respekt und Anerkennung.
Mit dem Auslaufen der Funktionsperiode von Präsident Fiedler gehe eine Ära zu Ende, meinte Abgeordneter
Dr. KRÄUTER (S), und Fiedler könne wirklich stolz auf seine Leistungen sein, die auch international
sehr anerkannt werden. Er habe den Rechnungshof zu dem gemacht, was er ist, nämlich eine von der Regierung
unabhängige Institution, die hochkompetente Mitarbeiter beschäftigt, hob Kräuter hervor.
In diesen Tagen werde sehr viel darüber diskutiert, wie das Anforderungsprofil für einen Rechnungshofpräsidenten
aussehen soll, leitete Abgeordneter Mag. MOLTERER (V) seine Wortmeldung ein. Es gebe wohl einen Grundkonsens darüber,
dass folgende Kriterien erfüllt werden sollen: Objektivität, Unabhängigkeit, persönliche Integrität
und Fachkompetenz; d.h. also "so wie es der Fiedler gemacht hat". Die 12-jährige Tätigkeit
von Fiedler stehe nicht nur für eine hohe Qualität in der Arbeit und Prüftätigkeit, sondern
habe vor allem auch das Ansehen der Institution Rechnungshof massiv gesteigert, urteilte er. Auffallend sei zudem,
dass nach diesen zwölf Jahren auch jene von der Arbeit Fiedlers überzeugt sind, die vor zwölf Jahren
"das Gegenteil gesagt haben"; ein Leistungsbeweis, der für sich spreche.
"Es wäre unehrlich, würde ich nicht klar zum Ausdruck bringen, dass ich mich über die anerkennenden
Worte für den Rechnungshof und auch für mich sehr gefreut habe", meinte RH-Präsident Dr. FIEDLER.
Er danke vor allem für die lobenden Worte für die Mitarbeiter seines Hauses, da der Rechnungshof, wie
er immer wieder betont habe, nicht nur aus seinem Präsidenten bestehe. Deshalb glaube er auch, dass es sich
die Bediensteten verdient haben, dass ihre dienstrechtliche Stellung in einem besonderen Gesetz eine Würdigung
erfährt. Die letzten zwölf Jahre waren - nicht nur - für den Rechnungshof eine Zeit des Umbruchs
und der Veränderungen. Als Beispiel führte Fiedler den Beitritt zur EU im Jahr 1995 an, der eine Vermehrung
der Aufgaben brachte. Insgesamt habe die internationale Tätigkeit einen deutlichen Aufschwung genommen, und
zwar vor allem deshalb, weil die neu geschaffenen Rechnungshöfe in den unmittelbaren Nachbarstaaten sehr bald
einen Kontakt zum österreichischen RH gesucht haben. Vor wenigen Monaten sei es sogar gelungen, mit Ungarn
gemeinsam einen Bericht zu erstellen, der die Umweltschutzmaßnahmen im Bereich des Neusiedler Sees zum Gegenstand
hat, hob Fiedler hervor.
Auf innenpolitischer Ebene sei es dem Rechnungshof gelungen, sich noch stärker im Rahmen des Begutachtungsverfahrens
von Gesetzentwürfen einzubringen. Er glaube, sagen zu können, dass die Stellungnahmen des Rechnungshofes
auch "immer sehr dankend" vom Nationalrat und den einzelnen Fraktionen aufgenommen wurden. Ein weiterer
Bereich, der vor zwölf Jahren noch nicht einen so hohen Stellenwert für eine Kontrollinstanz eingenommen
hat, sei der Umweltschutz. Er habe vom ersten Tag seiner Präsidentschaft an darauf geachtet, dass sich der
Rechnungshof viel intensiver mit den Umweltschutzmaßnahmen befasst. Zusätzliche Tätigkeitsfelder
kamen hinzu, wie etwa die Prüfung der gesetzlichen beruflichen Vertretungen oder die neuen Aufgaben im Zusammenhang
mit dem Bezügebegrenzungsgesetz. Was die zukünftige Arbeit betrifft, so müsse z.B. die Frage beantwortet
werden, wie ist der Stellenwert der öffentlichen Finanzkontrolle in einem neuen und größeren Europa
und in Österreich selbst, gab Fiedler zu bedenken. Da die Maastricht-Kriterien eine gewisse Budgetdisziplin
einfordern, gehe es auch um die Frage, ob auf längere Zeit hindurch ein ausgeglichenes Budget zu erreichen
ist.
Er wolle dem Nationalrat dafür danken, dass die Kooperation mit dem Parlament so gut funktioniert habe und
dass auch immer die notwendigen finanziellen Mittel für die Prüftätigkeit zur Verfügung gestellt
wurden. Der Rechnungshof habe sein Budget aber nie zur Gänze ausgeschöpft und man sei stets unterhalb
der Obergrenze geblieben. Seinen Dank richtete Fiedler auch an alle Mitglieder des Rechnungshofausschusses, die
die Berichte genau gelesen und exakte Fragen gestellt haben. "Lassen Sie die Unterstützung, die Sie mir
und den Mitarbeitern des Rechnungshofes während dieser zwölf Jahre haben angedeihen lassen, auch meinem
Nachfolger oder meiner Nachfolgerin angedeihen", wünschte er sich abschließend.
Rechnungshofpräsident Dr. Franz Fiedler habe der Republik in den letzten zwölf Jahren treu gedient und
sie auch mitgestaltet, erklärte Nationalratspräsident Dr. KHOL. Im Namen aller im Haus vertretenen Fraktionen
sprach er ihm Dank und Anerkennung für seine großartige Arbeit aus. Fiedler war "ein großer
Diener des Staates", der gleich nach der Übernahme seines Amtes zahlreiche positive Maßnahmen in
die Wege geleitet hat. So habe etwa nicht nur der Handel mit Rohberichten sofort aufgehört, die Berichte insgesamt
wurden lesbarer und übersichtlicher gestaltet. Außerdem wurden die Empfehlungen, sei es bezüglich
der Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie oder betreffend die ÖBB-Reform, ausgebaut. Auch wenn die Empfehlungen
manchmal sehr kritisch waren, wurden sie immer ernst genommen und in vielen, vielen Fällen auch umgesetzt,
unterstrich Khol. Dadurch wurde der Rechnungshof nicht nur ein Kontrollorgan des Staates, sondern auch ein ganz
wichtiges Instrument der Verwaltungsreform. Unter der Führung von Fiedler sei auch die Bezügepyramide
entstanden, für die alle - gerade im Lichte der Diskussion über die Bezüge im Europäischen
Parlament - sehr dankbar sind, erinnerte Khol. Er zeigte sich erfreut darüber, dass Fiedler seine langjährigen
Erfahrungen nun in die Konventsarbeit einbringen wird und wünschte ihm alles Gute.
Der RH-Bericht wurde mehrheitlich zur Kenntnis genommen. |