Schreiben von Landeshauptmann und Umwelt-Landesrat an tschechische Regierungsmitglieder,
österreichische Regierung und Bundesländer
Linz (lk) - Oberösterreichs Landeshauptmann Pühringer und Umwelt-Landesrat Anschober appellieren
in mehreren Schreiben für neue Anti-Atom-Initiativen. So wenden sich Pühringer und Anschober nach dem
letzten Störfall in Temelin mit Schreiben an Tschechiens Regierungschef Spidla, Außenminister Svoboda,
Industrieminister Urban und Umweltminister Ambrozek mit der Forderung nach einer restlosen Aufklärung des
aktuellen Störfalls, bei dem 3000 l radioaktiv kontaminiertes Wasser im AKW freigesetzt wurden. In diesen
Schreiben fordern Pühringer und Anschober die tschechischen Regierungsmitglieder aber vor allem dazu auf,
in einem Dialog über die Nullvariante und damit über die Stilllegung von Temelin einzutreten.
In einem Schreiben an die Bundesregierung thematisiert das Land Oberösterreich die Frage der EU-Wettbewerbsrichtlinie,
gegen die quersubventionierte tschechische Atomstromexporte nach Meinung etlicher Experten verstoßen. Oberösterreich
ersucht daher die Bundesregierung, diese Frage bei der EU-Wettbewerbs-Kommission zu thematisieren und auf eine
entsprechende Untersuchung zu drängen. Anschober: "Wird die Wettbewerbsrichtlinie auf Stromexporte rigoros
und konsequent angewendet, dann wäre dies das Ende von Temelin, aber auch eines Ausbaus von Mochovce. Denn
beide Anlagen werden für den tschechischen und slowakischen Inlandsbedarf nicht benötigt, ohne Quersubventionierung
wäre dieser Strom am internationalen Markt praktisch nicht absetzbar, ein Betrieb von Temelin und ein Ausbau
von Mochovce damit aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert. Dieser ökonomische Hebel gegen Temelin muss
nun nach dem EU-Beitritt Tschechiens und der Slowakei angewendet werden und würde sich in der Folge auch gegen
die Praxis der französischen Atomwirtschaft richten."
Schließlich wendet sich das Land Oberösterreich in einem Schreiben an die anderen Bundesländer
mit dem Ziel, die Zusammenarbeit in der Anti-Atom-Arbeit zu verstärken und vor allem auch bei der Unterstützung
der Informationsarbeit in Tschechien und der Slowakei zu kooperieren. Pühringer und Anschober: "Wir brauchen
Mehrheiten in Tschechien und der Slowakei für einen Atomausstieg. Das ist der Schlüssel für die
Entschärfung von Temelin, Bohunice und Mochovce und darauf müssen wir auf möglichst breiter Ebene
hinarbeiten." |