Innsbruck (uni innsbruck) - Forscher der Universität Innsbruck und des
neugegründeten Akademie-Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation haben gemeinsam mit einem Physiker
des Los Alamos Labors in den USA die Teleportation des Quantenzustands eines
Univ.-Prof. Rainer Blatt
Foto: C. Lackner) |
Atoms zu einem zweiten Atom demonstriert. Dies ist das erste Mal, dass tatsächlich der Zustand eines atomaren
Teilchens (im Gegensatz zu Lichtstrahlen) in vollständig kontrollierter Weise teleportiert wurde. Die Zeitschrift
„Nature“ hat dem Ereignis die Titelseite der aktuellen Ausgabe gewidmet.
Für den Leiter der erfolgreichen Forschungsgruppe, Univ.-Prof. Rainer Blatt, „ist es von grundsätzlicher
Bedeutung, dass sich die theoretischen Ansätze der Quantenwelt – deren Verhalten Phänomene erzeugt, die
wir aus unserem Alltagsleben nicht kennen – in Experimenten in die Wirklichkeit umsetzten lassen. Das aktuelle
Experiment zeigt überdies die Möglichkeit für eine zukünftige hochmoderne technologische Nutzung
von Quanteninformationsverarbeitung auf. Durch geschicktes Anwenden der grundlegenden Eigenschaften quantenmechanischer
Systeme kann diese Technologie wesentlich leistungsfähiger Daten verarbeiten und kommunizieren, als dies zurzeit
mit den modernsten Supercomputern möglich ist.“
Die renommierte Wissenschaftszeitschrift „Nature“ berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe über das Innsbrucker
Experiment. Einzelne, ionisierte Kalziumatome
Sketch of the experimental teleportation procedure: after entangling ion 2 and 3 (the centerion and the orange
one to the left), a special (Bell) measurement of the first two ions (using the two red-colored ions, the blue
laser beams and the copper-colored cylindrical detectors) is taken and classically communicated to a laser (copper-colored
square box) which sends some laser pulses (yellow beam) to ion number 3 (orange). Thus, the initially available
quantum state Psi on ion 1 (red rightmost ion) is teleported to the leftmost ion 3 (orange).
Foto: Institut für Quantenoptik und Quanteninformation |
wurden auf extrem niedrige Temperaturen abgekühlt (nur wenige Millionstel über dem absoluten Nullpunkt).
Mit Lasern konnten die Wissenschaftler den internen Zustand der Atome – ihre Quantenzustände – sehr genau
kontrollieren und zunächst zwei Atome miteinander verschränken. Dann wurde eines dieser beiden Atome
mit einem dritten Atom verschränkt, dessen Zustand teleportiert werden sollte. Durch eine Messung dieses Paares
und eine Reihe von Laserpulsen, abhängig vom Ergebnis dieser Messung, konnte der Zustand des zu teleportierenden
Atoms auf das verbleibende Atom über eine Entfernung von 10 Mikrometern übertragen werden.
Der Schlüssel zur Teleportation eines Quantenzustands liegt in der faszinierenden und eigenartigen quantenmechanischen
Verbindung, die zwischen zwei oder mehreren Teilchen hergestellt werden kann, der so genannten Verschränkung.
Dabei ist der Zustand aller Teilchen wohlbekannt aber der Zustand jedes einzelnen Teilchens völlig unbekannt.
Dieser Begriff wurde von dem österreichischen Physiker Erwin Schrödinger bereits in den dreißiger
Jahren des letzten Jahrhunderts eingeführt und führte zu kontroversen Diskussionen mit Albert Einstein.
Die Verschränkung von einzelnen elementaren Trägern von Information (Quantenbits) stellt den grundlegenden
Mechanismus eines möglichen zukünftigen Quantencomputers dar. An dieser revolutionären, neuen Technologie
der Quanteninformationsverarbeitung wird derzeit weltweit intensiv geforscht. 1993 machte eine internationale Gruppe
von Wissenschaftlern um Charles Bennett von IBM einen Vorschlag, wie die Verschränkung für die Teleportation
des Quantenzustands eines Teilchens zu einem anderen eingesetzt werden könnte. War dies zunächst nur
theoretische Neugier, so konnten innerhalb weniger Jahre in einigen Experimenten verschiedene Aspekte dieses Protokolls
zur Teleportation demonstriert werden. Es erforderte jedoch die Entwicklung kleiner Prototypen von Quantencomputern,
um das gesamte Experiment durchführen können. Dies ist nun erstmals in den Labors der Innsbrucker Quantenphysiker
um Rainer Blatt gelungen. Ähnliche Ergebnisse werden auch vom amerikanischen National Institute of Standards
and Technology berichtet. Neben Rainer Blatt waren am Innsbrucker Experiment Mark Riebe, Hartmut Häffner,
Christian Roos, Wolfgang Hänsel, Jan Benhelm, Gavin Lancaster, Timo Körber, Christoph Becher, Ferdinand
Schmidt-Kaler aus Innsbruck and Daniel F. James aus Los Alamos beteiligt.
Im Vorjahr hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften ein eigenes Institut für Quantenoptik
und Quanteninformation gegründet, um die in den letzten Jahren erzielten internationalen Spitzenleistungen
im Bereich der Quantenphysik weiter zur fördern. Im Rahmen des Akademieinstituts arbeiten in Innsbruck vier
Forschungsgruppen rund um die Professoren Rainer Blatt, Rudolf Grimm, Hans Briegel und Peter Zoller und in Wien
die Forschungsgruppe von Prof. Anton Zeilinger. |