Haslauer: Schutz der Alpen durch Verlagerung von der Straße auf die Schiene
Salzburg (lk) - Einen Schwerpunkt im Kampf gegen den Lkw-Transit will Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter
Dr. Wilfried Haslauer in den kommenden fünf Jahren auf den kombinierten Verkehr legen: „Die Verlagerung des
Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist die einzige Möglichkeit, um angesichts des rasant
wachsenden Warenverkehrs die ökologisch sensible Region der Alpen zu schützen“, stellte Haslauer am Montag
(14. 06.) klar.
Zwischen 1991 und 2000 wurde eine Steigerung des Lkw-Transitverkehrs um 14 Prozent pro Jahr verzeichnet. „Die Tauernautobahn
ist eine wichtige Verbindungsstrecke zu unseren neuen und zukünftigen EU-Nachbarn in Südost-Europa und
auch zu den Adriahäfen Triest und Koper. Es ist daher davon auszugehen, dass der Warenverkehr durch unser
Land künftig noch drastischer ansteigen wird“, so Wilfried Haslauer.
Um den kombinierten Verkehr auf der Schiene, die „rollende Landstraße“, attraktiver zu machen, seien Leistung
und Qualität zu steigern und zusätzliche Transportkapazitäten bereit zu stellen. „Auf Grund technischer,
rechtlicher, administrativer und organisatorischer Hemmnisse haben wir heute vielfach eine untragbare Transportdauer:
Für die Strecke von 380 Kilometer zwischen Salzburg und Koper braucht die Bahn heute im Extremfall bis zu
37,5 Stunden – das entspricht einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund zehn Kilometern pro Stunde, womit
die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit dieses Angebotes wohl beantwortet ist“, sieht Haslauer gravierende
Schwächen im bestehenden Angebot. Die in vielen Industriezweigen praktizierten Just-in-time-Konzepte würden
pünktliche und vor allem wettbewerbsfähige, hochwertige Transport- und Logistikketten erfordern: „Der
stetig steigende Straßengüterverkehr erfordert eine Steigerung und Optimierung des schienengebundenen
Transports. Vergleichs-größe ist der Lkw“, so der Verkehrsreferent.
Aktionsplan Tauern-Bahn
Die Länder Salzburg und Kärnten sowie das Verkehrsministerium haben daher vom Logistik-Kompetenz-Zentrum
Prien einen Aktionsplan „Tauern-Bahn“ erarbeiten lassen, der seit Jänner dieses Jahres vorliegt. Projektziele
sind unter anderem die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit durch Erhöhung der Transportqualität
und Verkürzung der Transportdauer, Handlungsempfehlungen für Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur
und Fahrplangestaltung, die Einrichtung neuer Zugverbindungen sowie die Optimierung der Terminalstrukturen und
Schieneninfrastruktur.
Drei Sofortmaßnahmen
Kurzfristig sieht der Aktionsplan Tauern-Bahn die Einführung dreier marktgerechter Produkte des kombinierten
Verkehrs vor, deren Einführung bis 2006 vorgesehen ist:
Unbegleiteter kombinierter Verkehr (UKV)- Shuttle Salzburg-Villach: getaktete Verbindung mit vier täglichen
Zugpaaren und optimierten Terminalaufenthalten. Auf nationaler Ebene sind noch Verhandlungen mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen,
den Frächtern und Spediteuren sowie dem Verkehrsministerium zu führen. Roll on-Roll off (RO-RO)- Brücke
Triest-Raum Salzburg/Bayern: getaktete Verbindung mit vier täglichen Zugpaaren, Verlängerung der RO-RO-Schiffsverbindung
aus der Türkei über Österreich nach Deutschland. UKV-Direktverbindung München-Villach/Triest/Koper:
Verbindung der Südhäfen zu den bayerischen Wirtschaftszentren, Reduzierung der Laufzeiten des Verkehrs
nach Osteuropa und Asien um drei bis vier Tage. Langfristig sollen sich die drei neuen Produkte finanziell selbst
tragen. Für die Startphase sind finanzielle Zuschüsse seitens des Bundes möglich.
5.000 Lkw auf 18 neuen Zügen
„Relativ kurzfristig ist durch die Realisierung der drei Produkte eine Verlagerung von zirka 5.000 Lkw
pro Monat von der Straße auf die Schiene zu erreichen, das entspricht 18 zusätzlichen Zügen pro
Tag“, erläutert Wilfried Haslauer. Darüber hinaus können nach Abschluss der im Generalverkehrsplan
1a beschlossenen Ausbaumaßnahmen für die Tauern-Bahn spätestens ab 2006 zusätzlich bis zu
30 Prozent mehr Güterzüge gegenüber 2003 eingeplant werden, wobei die Fahrtzeiten dann um fast 20
Prozent zu reduzieren sind – das entspräche weiteren zusätzlichen 15 Zügen pro Tag oder zirka 6.000
Lkw pro Monat. „Fernziel ist die Realisierung eines durchgehend zweigleisigen Ausbaus der Tauernstrecke – das würde
eine Kapazitätssteigerung von plus 89 Prozent gegenüber 2002 oder zusätzlichen 96 Zügen entsprechen“,
so Haslauer. |