EU: "Pflanzen für die Zukunft"   

erstellt am
25. 06. 04

Eine Vision für die europäische Pflanzenbiotechnologie bis 2025
Brüssel (eu-int) - Mit dem Anstieg der Weltbevölkerung von 6 auf 9 Milliarden Menschen über die nächsten 50 Jahre und dem Rückgang der fossilen Ressourcen wird der Bedarf an Lebensmitteln, Biobrennstoffen und Biomaterialien aus erneuerbaren Ressourcen auf pflanzlicher Basis zunehmen. Ein am Donnerstag (24. 06.) in Brüssel vorgelegter Bericht zeigt, wie die Fortschritte in der Pflanzengenomik und der Biotechnologie dazu beitragen können, dass Europa für diese Herausforderungen gewappnet ist - etwa mit Hilfe stressunempfindlicher Pflanzen. Führende Vertreter aus der Forschung, der Lebensmittel- und Biotech-Industrie, der Landwirtschaft und von Verbraucherorganisationen legten dem für Forschung zuständigen Mitglied der Europäischen Kommission, Philippe Busquin, eine langfristige Vision für die europäische Pflanzenbiotechnologie bis 2025 vor. Darin werden drei Prioritäten genannt: Erzeugung erschwinglicher, gesunder und qualitativ hochwertiger Lebensmittel, Förderung von Umweltverträglichkeit und nachhaltiger Landwirtschaft sowie Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft, Industrie und Forstwirtschaft. Interessierte Kreise und politische Entscheidungsträger werden sich am neuen Technologieforum zur Pflanzenbiotechnologie beteiligen und bis Ende des Jahres einen Strategieplan über die Forschungsziele vorlegen.

„In den Pflanzenwissenschaften und der Biotechnologie hat Europa in den letzten Jahren seine führende Rolle eingebüßt, da die Auswirkungen dieser Technologien in der Öffentlichkeit Bedenken auslösten, die Vorteile dieser Technologien der Öffentlichkeit nicht angemessen vermittelt werden konnten und strategische Forschungsprogramme fehlten,“ erläuterte Philippe Busquin. „Dies ist angesichts der Herausforderung, vor denen Europa steht, alarmierend: die nachhaltige Versorgung einer anwachsenden Weltbevölkerungen mit gesünderen Lebensmitteln und der Ersatz von Materialien fossilen Ursprungs durch neue, umweltfreundliche Biomaterialien aus erneuerbaren Pflanzenressourcen.

Wir hinken hinterher
Während Biotech-Firmen in den USA 650 Millionen Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung investieren, geben ihre europäischen Pendants nur 400 Millionen Euro aus. Letztes Jahr hat die amerikanische Regierung eine nationale Pflanzengenom-Initiative auf den Weg gebracht, die für die Jahre 2003-2008 mit einem Gesamtbudget von 1,1 Milliarden Euro ausgestattet ist. In der EU-15 wurden schätzungsweise etwa 80 Millionen jährlich hierfür zur Verfügung gestellt.

Ziel ist die nachhaltige Bio-Wirtschaft
In Europa gibt es 17 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, auf die 8 % der Arbeitskräfte der EU-25 entfallen, während die Agro-Lebensmittelindustrie jährlich 600 Milliarden Euro umsetzt. Der Bericht unterstreicht die Rolle, die die Biotechnologie und die Genomik dabei spielen können, dass sich Europa zu einer wissensgestützten Bio-Wirtschaft entwickelt, die erneuerbare Pflanzenressourcen einsetzt.

Neue, stressunempfindliche Pflanzen werden die landwirtschaftliche Produktivität trotz saisonaler Schwankungen und Klimaveränderungen erhöhen und dabei noch weniger Dünger, Pestizide und Wasser benötigen. Die Forschung kann auch dazu beitragen, die genetische Vielfalt von Kulturpflanzen zu erhöhen und die Entwicklung „grüner“ Materialien, wie Biobrennstoffe, zu forcieren.

Die Vision
Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit eines europäischen Technologieforums zur Pflanzenbiotechnologie mit folgender Agenda:

  • Entwicklung eines strategischen Forschungsplans für die Gebiete Genomik, Physiologie, Agronomie, Ökologie, Bioinformatik und sonstige neu entstehende Disziplinen
  • Anschub für öffentliche und private Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Stärkung der Forschungstransparenz
  • Stärkere Einbindung der Industrie in die Forschungsagenda des Forums
  • Förderung des gesellschaftlichen Konsens durch gegenseitiges Verständnis und Kommunikation
     
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