Dresden (Fraunhofer-Institut) - Die Anforderungen an einen Kaffeefilter sind einfach: Er muss das Pulver
zurückhalten und das heiße Wasser darf ihn nicht zersetzen. Im Abgasstrom industrieller Prozesse herrschen
rauere Bedingungen: Mehrere hundert Grad und aggressive Gase sind keine Seltenheit. Hier benötigen Hersteller
andere Filtermaterialien als Cellulose oder Textilien, um Partikel und Schadstoffe zu entfernen. Eine Lösung
sind Filter aus Metall, wie sie Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung
IFAM herstellen. Die Basis sind kleine metallische Fasern - wenige Millimeter lang und lediglich ein zehntel Millimeter
dick. Je nach Anwendung lassen sie sich zu Halbzeugen wie Ringen, Rohren oder Scheiben verbacken.
Bei der gängigen Faserherstellung jedoch muss das Metall umformbar sein. »Hochtemperaturbeständige
Legierungen, die viel Aluminium enthalten, sind dafür zu spröde«, weiß Olaf Andersen vom
Institutsteil für Pulvermetallurgie und Verbundwerkstoffe in Dresden. »Wir können Fasern aus nahezu
jedem Metall und jeder Legierung herstellen. Nur so lassen sich besonders hitzebeständige oder katalytisch
aktive Filter nach Maß schneidern.« Grund für die Materialvielfalt ist ein neues Verfahren, das
Andersen und seine Kollegen anwenden. Umformbarkeit setzt es nicht voraus, denn die Fasern werden direkt aus geschmolzenem
Metall gezogen. Über der Schmelze dreht sich eine gekühlte Walze, die mit einem feinen Profil versehen
ist. Die erhabenen Stellen entsprechen in Größe und Breite den späteren Fasern. Dort, wo sie das
flüssige Metall berühren, kühlt es ab. Es erstarrt, zieht sich zusammen und springt schließlich
als dünne Faser von der Walze. Im zweiten Schritt füllen die Forscher die fertigen Fasern in eine Art
Backform, bedecken sie mit einer Platte und erhitzen alles bis knapp unter den Schmelzpunkt. Beim Sintern sinkt
die Abdeckplatte allmählich bis zu einem Abstandshalter herunter. Das verbleibende Volumen und die Fasergröße
bestimmen, wie groß die Hohlräume im fertigen Filter sind.
Die porösen Metallfilter dienen zum Beispiel als Explosionsschutz an Elektromotoren. Brennt oder explodiert
der Motor gar, strömen die heißen Gase durch den Filter ins Freie. Sie kühlen an der großen
inneren Metalloberfläche stark ab, wodurch Gefahren abgewendet werden. In einem EU-Projekt entwickeln die
IFAM-Forscher gemeinsam mit der französischen Firma LECES bei Metz einen Filter für Schmelzöfen.
Da deren Abgase mit Dioxinen belastet sind, müssen die Filter zusätzlich katalytisch aktiv sein, um die
Giftstoffe wirkungsvoll zu zerstören. |