Burgstaller: Salzburg braucht ein familien- und kinderfreundliches Klima / OECD-Studie bestärkt
unser Salzburger Vorhaben
Salzburg (lk) - Das Arbeits- und Familienleben muss besser vereinbar werden. Das ist die Kernaussage
des in dieser Woche veröffentlichten Berichts der OECD, der Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung. Darin legt die OECD den Staaten nahe, bei der Schaffung von Arbeitsplätzen soziale Ziele,
wie eben eine Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Familienleben, nicht aus den Augen zu verlieren. „Salzburg braucht
ein familien- und kinderfreundliches Klima. Das Land Salzburg wird daher das Kinderbetreuungsangebot verbessern.
Denn langfristig altert und schrumpft die Salzburger Bevölkerung“, erklärte Landeshauptfrau Mag. Gabi
Burgstaller am Freitag (09. 07.) bei einem Informationsgespräch im Chiemseehof.
Schon in 20 Jahren wird es mehr Todesfälle als Geburten geben. Fünf Jahre später, also 2029, wird
auch die Zuwanderung nicht mehr ausreichen, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten. Das heißt, in
40 Jahren gibt es schon um ein Fünftel weniger unter 18-Jährige als heute (2004:109.243), aber doppelt
so viele Senioren (2004: 71.877). Von 2014 bis 2044 wird die Anzahl der Erwerbstätigen von 271.000 auf 242.000
sinken – das bedeutet innerhalb von 30 Jahren um fast 30.000 Arbeitnehmer/innen weniger.
Weniger Arbeitskräfte und weniger Steuereinnahmen sowie ein krasses Missverhältnis zwischen Pensionsbeziehern
und Beitragszahlern bei gleichzeitig explodierenden Kosten für Pflege und Altenbetreuung, so präsentiert
sich kurzgefasst das künftige Szenario. „Fehlende Kinderbetreuung kann sich Salzburg schlicht nicht leisten.
Der Anspruch auf Kinderbetreuung, den wir verwirklichen wollen, ist nicht nur Regierungsprogramm, sondern eine
Schlüsselfrage für das zukünftige Funktionieren des Landes – mit den vorliegenden Zahlen wollen
wir eines außer Streit stellen: dass es nämlich bei der Kinderbetreuung um eine existenzielle Notwendigkeit
geht“, so die Landeshauptfrau.
Das belegen auch internationale Studien. Zwischen Kinderbetreuung und Geburtenrate besteht ein Zusammenhang. Zwar
gibt es in allen untersuchten OECD-Mitgliedstaaten, auch in Österreich, einen Rückgang der Geburten.
Dieser ist aber in Ländern mit besserer Kinderbetreuung merkbar geringer. Wenn Beruf und Familie leichter
zu vereinen sind, ist auch der Anteil erwerbstätiger Frauen höher, und die Frauen bekommen mehr Kinder.
Mögliche positive Auswirkungen verbesserter Kinderbetreuung
Investitionen in die Kinderbetreuung haben auch einen positiven volkswirtschaftlichen Effekt. Studien zB
für die Stadt Zürich belegen, dass jeder für die Kinderbetreuungseinrichtungen ausgegebene Franken
bzw. Euro drei bis vier Franken bzw. Euro an die Gesellschaft zurückfließen lässt.
„Uns geht es nicht um eine Zwangsbeglückung, sondern darum, dass Frauen, die arbeiten wollen oder müssen
das auch besser können. Und Nachfrage gibt es zuhauf“, ist für Burgstaller klar. Knapp ein Fünftel
der derzeit nicht berufstätigen Mütter mit Kindern unter sechs Jahren würde eine Teilzeit oder Vollerwerbstätigkeit
anstreben, wenn ein entsprechendes Kinderbetreuungsangebot verfügbar wäre. Das geht aus einer repräsentativen
Befragung von 18- bis 55-Jährigen im September 2002 hervor.
Status Quo in Salzburg
19.000 Kinder besuchen in Stadt und Land Salzburg derzeit eine Betreuungseinrichtung, davon gehen 13.300 in den
Kindergarten, 700 in eine Krabbelstube, 1.200 werden in Horten, 1.400 in ganztägig Schulformen und 700 von
einer Tagesmutter betreut.
Salzburg und Österreich im Vergleich
Problematisch ist in Österreich seit Jahren die Betreuung der Kleinsten. Salzburg steht mit 9,1 Prozent
Betreuungsquote vergleichsweise besser da als der Bundesdurchschnitt (7,8 Prozent). Nachholbedarf gibt es bei
den „Größeren“, hier liegt Salzburg unter dem Bundesdurchschnitt.
Insgesamt gibt es 371 Kinderbetreuungseinrichtungen.
Unter den OECD-Mitgliedstaaten liegt Österreich im unteren Mittelfeld, das heißt auf Rang 11
von 17 verglichenen Staaten. Auch bei der Frauenerwerbsquote liegt Österreich abgeschlagen auf Rang 14 (von
20). Burgstaller: „Es gibt Länder wie Frankreich, die uns in diesen Punkten den Rang ablaufen, aber insgesamt
weniger Geld ausgeben. Der Einsatz der Gelder muss einer strengen Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen werden.“
Österreich liegt auf Platz 5 von 20 OECD-Staaten, was die anteiligen öffentlichen Ausgaben betrifft.
Frankreich gibt insgesamt weniger für die Kinderbetreuung aus. Das absolute Schlusslicht ist Österreich,
was die Betreuung von unter 3-Jährigen angeht.
Mehr Kinderbetreuung = weniger Geburtenrückgang
Das Kinderbetreuungsangebot beeinflusst die Frauenerwerbstätigkeit und die Bevölkerungsentwicklung. Folgende
Trends lassen sich statistisch nachweisen: Länder mit guter Kinderbetreuung haben eine höhere Frauenerwerbstätigkeit,
dort kann auch der Geburtenrückgang verlangsamt werden. Kinderbetreuung hat deshalb auch messbare volkswirtschaftliche
Vorteile. Umfragen bestätigen: Wäre die Kinderbetreuung besser, würden mehr Frauen arbeiten. Salzburg
ist zB im Bereich der Betreuung von unter 3-jährigen zwar geringfügig besser als der österreichische
Durchschnitt, im internationalen Vergleich aber weit abgeschlagen. Andere Länder haben mit weniger Geld mehr
Kinderbetreuung als Österreich. |