Unternehmensbezogene Dienstleistungen expandieren kräftig  

erstellt am
12. 07. 04

Heft 2/2004 der Quartalsschrift „Geldpolitik & Wirtschaft“ der OeNB
Wien (oenb) - In den letzten 20 Jahren verzeichneten in Österreich die Wirtschaftssektoren „Realitätenwesen, Vermietung beweglicher Sachen“ und „unternehmensbezogene Dienstleistungen“ die stärkste Expansion. Zu diesem Ergebnis kommen Jürgen Janger und Karin Wagner in einer Studie zur „ Sektoralen Spezialisierung in Österreich und den EU-15 Ländern “, die im Heft 2/2004 der Quartalszeitschrift „Geldpolitik & Wirtschaft“ der OeNB publiziert wird.

Machten die genannten Bereiche 1980 erst 7,4% der Bruttowertschöpfung Österreichs aus, so erhöhte sich deren Anteil bis 2002 auf 17,2%. Das rasante Wachstum der unternehmensbezogenen Dienstleistungen (darunter EDV, Unternehmensberater, Forschungsdienstleistungen etc.) erklärt sich durch generelle Outsourcing-Tendenzen, die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die steigende Wissensintensität wirtschaftlicher Aktivitäten – ihre Bruttowertschöpfung wuchs zwischen 1980 und 2002 mit 9,1% p.a. fast doppelt so stark wie die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung.

Der Vergleich zwischen der Wirtschaftsstruktur der EU-15 und Österreich zeigt eine hohe Übereinstimmung. Der Anteil der heimischen Sachgüterproduktion an der Gesamtproduktion ist mit 20,5% im Jahr 2002 (2001: 21,2%) zwar etwas höher als in vielen Ländern der EU (EU-Durchschnitt 2001: 19,7%), wie in den meisten EU-Ländern ist er aber tendenziell rückläufig. Dagegen bleiben die – in Österreich deutlich zulegenden - Anteile der „Business services“ mit 46,7% (2001) knapp unter dem EU-Durchschnitt (48,5%).

Martin Schneider zeigt in seiner Analyse zu den „ Auswirkungen von Erdölpreisänderungen auf Wachstum und Inflation “, dass sich die Effekte von Ölpreisänderungen im Zeitablauf abgeschwächt haben. Ausschlaggebend dafür sind technologische Innovationen, die Entwicklung kostengünstiger alternativer Energiequellen und die abnehmende Bedeutung energieintensiver Produktionssektoren. Ölpreisänderungen wirken zudem asymmetrisch: Denn Kosten für eine Anpassung der Produktionsstruktur fallen bei den Unternehmen sowohl bei Ölpreiserhöhungen als auch –senkungen an. Ein Ölpreisanstieg kann außerdem das Wirtschaftsvertrauen beeinträchtigen. Ein Anstieg des Erdölpreises dämpft daher das BIP stärker als ein Ölpreisrückgang das Wachstum beschleunigt.

Die Studie „ Die Rolle von Aufwertungs- und Anpassungsfaktoren in umlagebasierten Pensionssystemen “ von Markus Knell zeigt, dass d ie Aufwertung (vergleichbar mit einer Verzinsung) vergangener Beiträge zum österreichischen Pensionssystem in den letzten Jahrzehnten der Entwicklung der Inflationsrate und nicht jener des Lohnwachstums folgte. Diese Praxis führt, so der Autor, zu Konflikten mit Prinzipien der Generationengerechtigkeit. Eine Ausdehnung des Durchrechnungszeitraums wie in der Pensionsreform 2003 kann deutliche Pensionskürzungen zur Folge haben. Der Autor plädiert dafür, dass sich die Festlegung der Aufwertungsfaktoren in einem neuen (harmonisierten) System am Lohnwachstum orientieren sollte, da dann die Verteilungsprobleme zwischen den Generationen verringert werden könnten.

Die Studie von Sylvia Kaufmann und Maria Valderrama zur „ Rolle der Kreditvergabe in kapitalmarkt- und bankendominierten Finanzsystemen “ ermöglicht einen Vergleich der verstärkenden und asymmetrischen Auswirkungen der Kreditentwicklung in kapitalmarkt- und bankendominierten Finanzsystemen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wirtschaftslage ausschlaggebend ist, wie sich Schocks über die Kreditmärkte verbreiten. Während die Auswirkungen der Schocks in bankendominierten Finanzsystemen (Österreich und Deutschland) im Laufe der Zeit unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld ausgeglichen werden, passiert dies in kapitalmarktdominierten Systemen (Niederlande und Vereinigtes Königreich) nur in Zeiten gedämpften Wirtschaftswachstums oder angespannter Liquiditätsbedingungen.

Details und weitere Analysen – u.a. eine Zusammenfassung der 32. Volkswirtschaftlichen Tagung der OeNB - können dem Heft 2/2004 von „Geldpolitik & Wirtschaft“ wie auch der englischen Ausgabe „Monetary Policy & the Economy“ (in Kürze verfügbar) entnommen werden. Im Internet sind beide Publikationen unter http://www.oenb.at/publikationen zu finden.
     
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