Innsbruck (rms) - Rahmen des Festlichkeiten zum Jubiläum "100 Jahre
Wilten bei Innsbruck" überreichte Bürgermeisterin Hilde Zach gemeinsam mit ihren Stellvertretern
Dr. Michael Bielowski und DI Eugen Sprenger im Anschluss an den Festgottesdienst am Sonntag in der Stiftskirche
dem Abt des Stiftes Wilten, Prälat Mag. Raimund Schreier, den Ehrenring der Stadt Innsbruck.
BGM Zach, Vizebgm. Sprenger und Abt Schreier
Fotos: RMS/W.Weger |
Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung am 29. April 2004 einstimmig die Verleihung dieser hohen Auszeichnung an
den Abt des Stiftes Wilten beschlossen.
Bürgermeisterin Hilde Zach hob in ihrer Laudatio hervor, dass das Stift ein religiöses, kulturelles und
vor allem sehr lebendigen Zentrum dieses Stadtteils und darüber hinaus der Stadt und des Landes sei.
Die heilige Messe wurde von den Wiltener Sängerknaben musikalisch umrahmt.
Abt Schreier sprach in seinen einführenden Worten den Dank für alles Füreinander und Miteinander
in den vergangenen 100 Jahren aus. Es komme auch weiterhin darauf an, Brücken zu bauen und zu versöhnen
und bereit zu sein, Freud und Leid miteinander zu teilen.
Bürgermeisterin Hilde Zach wünschte dem Stift Wilten und allen Chorherren mit Abt Raimund Schreier an
der Spitze weiterhin ein segensreiches Wirken. "Im Sinne des Evangeliums, aber auch für das Leben in
Wilten sowie in der ganzen Stadt und im Land Tirol." Als kleines zusätzliches Geschenk überraschte
sie den Abt mit einem Swarovski-Kristall-Kreuz.
Wie Bürgermeisterin Hilde Zach weiters in ihrer Rede ausführte, wurde Raimund Schreier am 29. Dezember
1952 in Innsbruck geboren; der Vater war Polizeiinspektor in Innsbruck. Am 13. September 1971 ist er bei den Prämonstratenser
Chorherrn im Stift Wilten eingetreten, die Ordensprofess feierte er 1975, die Priesterweihe folgte am 19. Mai 1977.
Raimund Schreier war Kantor, Rektor der Wiltener Sängerknaben, Religionslehrer an der VS Amras, an der Übungshauptschule
in Wilten, an der PÄDAK, dann Religionsprofessor am Akademischen Gymnasium Angerzellgasse, er war Spiritual
im Studentenkonvikt Norbertinum des Stiftes Wilten, er war und ist Stiftsverwalter - am 29. Mai 1992 wurde er im
ersten Wahlgang zum 55. Abt des Stiftes Wilten gewählt. Kürzlich wurde er nach der nun hinter ihm liegenden
ersten 12-jährigen Periode auf weitere 12 Jahre gewählt.
Abt Raimund steht einem Konvent von 36 Mitbrüdern vor, die teils im Stift, großteils aber in verschiedenen
Pfarren ihren Aufgaben nachgehen. Das bedeutet, der Abt ist auch "Manager" von 22 Pfarren in Innsbruck
und Umgebung. Das Stift aber ist für alle Heimat.
Abt Schreier hat sich als Leitspruch "Ut credat mundus" ("Damit die Welt glaube") gewählt
und er zählt zu jenen Seelsorgern, die es verstehen, das Evangelium glaubwürdig zu vermitteln und auch
niemanden auszugrenzen. Den Christen das Evangelium so vorzuleben, damit es die Menschen auch verstehen und abnehmen,
ist sein CREDO. Die Gottesdienste in Wilten - besonders zu den hohen Feiertagen - sind immer besondere Feste. Wenn
Abt Schreier spricht, klingt das - im persönlichen Gespräch wie auch in seinen Predigten - überzeugend
und bestimmend. Gleichzeitig strahlt er Ruhe und Harmonie aus.
Zach bezeichnete das Stift im Süden Innsbrucks - neben dem Karmelitinnenkloster im Norden - als eines der
Bollwerke für die christlichen Werte - es tue viel Gutes, helfe den Armen und Einsamem und habe auch Asylanten
beherbergt.
Die neue Stifts-Pforte sei ein Zeichen der Öffnung. Die St. Bartlmae-Runde - "eine Vereinigung von hoangaschtfreudigen,
reiselustigen und wohltätigen Menschen" zähle zu den wichtigen Wiltener Aktivitäten.
Abt Raimund Schreier ist der 55. Abt dieses traditionsreichen Stiftes und der fünfte Abt seit dem Jahr 1904,
als Wilten zu Innsbruck kam.
Im Jahr des Papstbesuches konnte in der Amtszeit von Abt Stöger das 850-Jahr-Jubiläum der Prämonstratenser
in Wilten gefeiert werden. An der Stelle des Klosters stand hier schon im 4. Jahrhundert eine dem heiligen Laurentius
geweihte Holzkirche, das Kloster selbst wird ab dem 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die Kirche wurde im
Jahr 1664 geweiht.
Im Gegensatz zur früheren wechselvollen Geschichte, z. B. als Stift und Pfarre Wilten noch in Konkurrenz zur
Dompfarre und auch zu Innsbruck standen (der damalige Stadtpfarrer Domenikus Dietrich war alles andere als erfreut
war, über das Zusammengehen mit Innsbruck und er hatte dies auch in Schriften öffentlich kundgetan hat)
sind die die Äbte seit der erfolgten Vereinigung Wiltens mit Innsbruck allesamt der Stadt und den Bürgerinnen
und Bürgern wohlgesinnt.
Die Äbte - es waren dies Lorenz Müller (bis 1906), Adrian Zacher (bis 1922), der Vinschgauer Heinrich
Schuler (bis 1949 - er wurde 1947 mit dem Ehrenring und ein Jahr darauf sogar mit der Innsbrucker Ehrenbürgerschaft
ausgezeichnet), der Amraser Hieronymus Driendl (bis 1955; er hat das zerbombte Stift nach dem Krieg wieder aufgebaut)
und Alois Stöger (bis 1992) haben stets ein Herz für die ganze Stadt gezeigt. Besonders in den schweren
Zeiten nach den beiden Weltkriegen hat das Stift der Bevölkerung sehr geholfen.
Das Stift hat durch seine der Stadt Innsbruck gegenüber sehr entgegen kommende und kulante Finanzpolitik sehr
viele wichtige Projekte ermöglicht. Beispiele: Die Errichtung des Westbahnhofs, der ersten Bergisel-Schanze
im Jahr 1927, der Remisen für die Stubaitalbahn und der gesamten Innsbrucker Verkehrsbetriebe, der Pädagogischen
Akademie oder des Beseleparks - um, nur einige Beispiele zu nennen - alle diese für die Stadt wichtigen Einrichtungen
standen früher auf Gründen des Stiftes Wilten.
Abt Raimund Schreier trägt diese soziale Komponente weiter (neben seiner kaufmännischen Verantwortung
für das Stift) - fordert allerdings wie z. B. bei der Geschäftsabwicklung bezüglich der Gründe
für den Bau des neuen Fußballstadions - als Voraussetzung soziale Gegenleistungen von der Stadt ein
- so z. B. dass das Tivoli-Alt-Areal hauptsächlich für den Bau von Wohnungen verwendet wird - was ja
nun auch geschieht. Auch ein Senioren-Wohnheim und Kinder- und Jugendzentrum wird dort errichtet. |