Fünf START-Preise für Nachwuchsspitzenforscher als Versprechen für die Zukunft
Wien (fwf) - Bildungsministerin Elisabeth Gehrer präsentierte am Montag (05. 07.)
im Rahmen eines Pressegesprächs gemeinsam mit Georg Wick, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, den diesjährigen
Wittgenstein-Preisträger Walter Pohl. Der Historiker Walter Pohl erhielt den mit 1,5 Mio. EUR bestdotierten
und renommiertesten Wissenschaftspreis der Republik verliehen. Neben Walter Pohl, dem Empfänger des "österreichischen
Nobelpreises", wurden fünf Nachwuchsforscher mit den begehrten START-Preisen ausgezeichnet. Der START-Preis
ist dieses Jahr jeweils mit 1,2 Mio. EUR für sechsjährige Forschungsprojekte dotiert.
v.l.n.r.: Thomas Prohaska (START-Preisträger). Michael Kunzinger (START-Preisträger)
Gerhard Schütz (START-Preisträger), Walter Pohl (Wittgenstein-Preisträger), Bundesministerin Elisabeth
Gehrer, Thomas Bachner (START-Preisträger) und Vassil Palankovski (START-Preisträger)
Foto: © Noll / Spiola |
Bundesministerin Gehrer unterstrich die Wichtigkeit der Wissenschaftsförderung und wies darauf hin, dass
diese Bundesregierung mehr frisches Geld der österreichischen Forschung zur Verfügung stellt als jemals
eine Regierung zuvor. Für die Nachwuchsförderung sind Programme wie der Wittgenstein-Preis oder die START-Projekte
von herausragender Bedeutung. Die Weiterentwicklung der Stipendienprogramme ist Frau Bundesministerin Gehrer ein
besonderes Anliegen, denn Wissenschaftsförderung heißt Talentförderung. Die Bildungsministerin
dankte dem Präsidenten des FWF, Georg Wick, für die ausgezeichnete und bewährte Abwicklung der beiden
Exzellenz-Förderschienen "Wittgenstein-Preis" und "START-Programm".
Georg Wick betonte, dass der Wittgenstein-Preis und das START-Programm ein idealtypisches Beispiel guter Zusammenarbeit
und einer perfekten Arbeitsteilung zwischen BMBWK und dem FWF sind. "Wenn es uns gelingt, die Abwicklung dieser
Exzellenzprogramme als beispielgebende Kooperation auch auf Programme des BMBWK - u. a. im Stipendienbereich -
auszuweiten, dann werden wir alle, die Steuerzahler, die Politik und die wissenschaftliche Gemeinschaft, in Österreich
davon profitieren." Das START-Programm und der Wittgenstein-Preis haben die österreichische Grundlagenforschungs-Landschaft
nachhaltig zum Besseren verändert. Wenn es gelingt, weiterhin exzellente Forschungsgruppen zu etablieren und
auszubauen, wie jene um Walter Pohl, dann ist Österreich auf dem besten Weg auch die Wissenschaft als "Trademark"
des Landes zu etablieren.
Walter Pohl ist Universitätsdozent an der Universität Wien und leitet als Direktor das Institut für
Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er beschäftigt sich seit Jahren
überaus erfolgreich mit frühmittelalterlicher Geschichte und Kultur, insbesondere mit ethnischen Prozessen
in dieser Epoche, und wurde als einer der führenden Vertreter der "Wiener Schule der historischen Ethnografie"
europaweit als der Forscher der Völkerwanderung bekannt. "Das Mittelalter" - so Walter Pohl - "bietet
einzigartige Möglichkeiten, langfristige ethnische Prozesse zu untersuchen. Die Art, wie ethnische Identitäten
zur Grundlage politischer Macht wurden, ist den Europäern gemeinsam und geht in vieler Hinsicht auf das Frühmittelalter
zurück. Die Erforschung der Heranbildung von Völkern kann viel zum Verständnis der heutigen Welt
beitragen."
Die diesjährigen START-Preisträger: Ein Jurist, ein Mathematiker, ein Techniker, ein Chemiker und ein
Bio-Physiker.
Thomas Bachner (Wirtschaftsuniversität Wien) untersucht die "Effekte der Europäisierung
des Gesellschaftsrechts" und möchte im Zuge seines START-Projekts - ausgehend von einem evolutionstheoretischen
Verständnis - neue Erkenntnisse über die europäische Rechtsangleichung als nicht-linearen, offenen
Prozess gewinnen.
Michael Kunzinger (Universität Wien) möchte mittels nichtlinearer distributioneller Geometrie
bislang nicht exakt fassbare, genuin nichtlineare singuläre Probleme, wie zum Beispiel die Ausbreitung von
Schockwellen im Erdinneren, gemeinsam mit einer von ihm mitbegründeten internationalen Forschungsgruppe mit
der Bezeichnung "DIANA" mathematisch untersuchen.
Vassil Palankovski (Technische Universität Wien) wird die Simulation von modernen Halbleiterbauelementen
im Nano-Struktur-Bereich vorantreiben. Mittels hochkomplexer Softwaretechnologie, so genannter TCAD-Programme sollen
aufwändige Tests von Halbleiterbauelementen zunehmend eingespart werden.
Thomas Prohaska (Universität für Bodenkultur Wien) hat sich zum Ziel gesetzt, hochpräzise
Isotopenanalytik am Standort Wien zu etablieren und auszubauen. Durch die Analyse von Isotopenverhältnissen
kann man die Herkunft und die Echtheit verschiedenster Substanzen, wie zum Beispiel von Lebensmitteln, Gesteinen
oder organischen Überresten, nachweisen.
Gerhard J. Schütz (Universität Linz) betreibt unter Zuhilfenahme nanoskopischer Methoden
das Studium molekularer Dynamiken in lebenden biologischen Zellen. Diese allgemein einsetzbare Methode soll im
Bereich der Immunologie, konkret bei der Formierung der immunologischen Synapsen der T-Zellen-Aktivierung, angewandt
werden.
Die START- und Wittgenstein-Preise wurden in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Die Entscheidung wurde von der
Internationalen START-/Wittgenstein-Jury getroffen. Die Jury setzt sich aus renommierten ExpertInnen aus dem Ausland
zusammen, um eine bestmögliche Objektivierung der Entscheidung sicherzustellen. Der Jury-Vorsitzende ist Herwig
Kogelnik, Auslandsösterreicher und an den Bell-Laboratorien in den USA tätig.
Sowohl das START- als auch das Wittgenstein-Programm sind für alle wissenschaftlichen Disziplinen offen. Die
Gelder dürfen ausschließlich für Forschungsarbeiten verwendet werden. Die Programme werden vom
Wissenschaftsfonds FWF im Auftrag des Bildungsministeriums (BMBWK) durchgeführt.
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