Internationalem Forscherteam gelingt es mit Ferninfrarot-Spektroskopie erstmals, die Struktur
von winzigen Metall-Nanoteilchen aufzuklären
Berlin (mpg) - Eine neue Methode, mit der man die atomare Struktur einzelner Metall-Nanoteilchen
bestimmen kann, haben Wissenschaftler des Berliner Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, des FOM-Instituts
für Plasmaphysik in Nieuwegein/ Niederlande, der Universität von Kalifornien in Los Angeles/USA sowie
der Universität Nijmegen/Niederlande entwickelt. Die winzigen Teilchen aus nur 6 bis 23 Vanadium-Atomen wurden
mit Hilfe der so genannten Ferninfrarot-Spektroskopie untersucht: Je nach ihrer Größe entstehen unterschiedliche
Spektren, echte "Fingerabdrücke" ihrer atomaren Struktur. Aus dem Vergleich mit Spektren, die mit
der Dichtefunktional-Theorie errechnet werden, kann man dann die geometrische Struktur der Nanoteilchen bestimmen
(Physical Review Letters, 7. Juli 2004).
Die Infrarotspektren von größenselektierten Nanoteilchen (Clustern) wurden im
Experiment gemessen. Die untere Kurve zeigt ein experimentelles Spektrum für einen Cluster aus acht Vanadium-Atomen.
Mit Hilfe theoretischer Berechnungen können dann die Strukturen dieser Cluster und ihre Infrarotspektren bestimmt
werden. Stimmen die berechneten und die experimentellen Spektren überein, kann man davon ausgehen, dass die
berechneten Strukturen denjenigen entsprechen, die auch im Experiment nachgewiesen wurden. In der oberen Kurve
ist ein gerechnetes Spektrum zusammen mit der entsprechenden Struktur zu sehen. Zieht man die Unwägbarkeiten
von Theorie und Experiment in Betracht, so ist die Übereinstimmung sehr hoch. Im Hintergrund sieht man die
Oberfläche eines Vanadium-Festkörpers.
Bild: Fritz-Haber-Institut |
Kleine Metallpartikel gewinnen rasant an Bedeutung in der Nanotechnologie und Katalyse. Diese Nanoteilchen haben
nur eine Größe von einigen wenigen bis einigen Hundert Atomen. Ihre Geometrie und Elektronenstruktur
ist anders als die des Gesamtmaterials und sie können überraschende Eigenschaften aufweisen: So zeigen
Gold- Nanopartikel katalytische Aktivität. Zudem können ihre Eigenschaften extrem von der Größe
abhängen und sich bereits drastisch ändern, wenn man einem solchen Cluster nur ein einziges Atom hinzufügt.
Ziel der Forschung ist es, solche Nanoteilchen in der Material- wissenschaft, der Nanoelektronik oder der Katalyse
gezielt einsetzen zu können.
Heute ist die mikroskopische Struktur, also die Anordnung der Atome, in Festkörpern zumeist sehr detailliert
bekannt. Die Kenntnis der Struktur ist wiederum eine elementare Voraussetzung, um die chemischen und physikalischen
Eigenschaften von Materialien verstehen und nutzen zu können. Hingegen ist die Situation bei Nanoteilchen
aus dem gleichen Material komplett anders: Diese Partikel zeigen faszinierende Eigenschaften, doch ihre innere
atomare Struktur zu bestimmen ist äußerst schwierig.
Dem deutsch-niederländisch-amerikanischen Wissenschaftlerteam ist es nun gelungen, in einer Kombination aus
experimentellen und theoretischen Untersuchungen die Struktur von Metall-Nanoteilchen zu bestimmen. Im Experiment
haben sie die Schwingungseigenschaften der Teilchen mit Hilfe der Infrarot-Mehr-Photonen-Dissoziation (IR-MPD)
gemessen und damit jene Kräfte bestimmt, die Atome im Nanoteilchen zusammenhalten. Die Experimente wurden
am "Free Electron Laser for Infrared eXperiments (FELIX)" des FOM-Instituts durchgeführt. Die gemessenen
Infrarotspektren hängen stark von der Teilchengröße und -struktur ab und sind charakteristisch
für die geometrische Anordnung der Atome. Ein Vergleich mit quantenmechanischen Modellen, basierend auf der
Dichte-Funktional-Theorie, gestattet es dann, die Strukturen der Nanoteilchen aufzuklären.
Diese Untersuchungen zeigen, dass man mit Ferninfrarot-Spektroskopie in Kombination mit theoretischen Berechnungen
einzigartige Informationen über metallische Nanopartikel gewinnen kann. Diese schaffen die Grundlage für
ein tieferes Verständnis der Struktur von Metall-Nanoteilchen, eine wichtige Voraussetzung, um sich deren
Eigenschaften in Zukunft stärker zunutze machen zu können.
Dieses Projekt ist Teil des Forschungsprogramms der Stiftung "Stichting voor Fundamental Onderzoek der Materie"
(FOM) der "Nederlands organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek" (NWO). Es wurde zudem unterstützt
durch die Max-Planck-Gesellschaft, die Europäische Union sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Originalveröffentlichung:
A. Fielicke, A. Kirilyuk, Ch. Ratsch. J. Behler, M. Scheffler, G. von Helden and G. Meijer
Structure determination of isolated metal clusters via far-infrared spectroscopy
Physical Review Letters 93, p. 023401, July 7, 2004 |