20. Juli 1944 – Ehrung des Widerstandskämpfers Bernardis  

erstellt am
22. 07. 04

 Konecny betroffen über ablehnende Haltung der ÖVP
Wien (sk) - Betroffen über die Haltung der ÖVP, die entgegen eines - laut Zeitungsmeldungen - am Dienstag gefassten Beschlusses nicht bereit war, den Wunsch nach Benennung einer Bundesheer-Einrichtung nach Robert Bernardis mitzutragen, zeigte sich SPÖ-Bundesrats- Fraktionsvorsitzender Albrecht K. Konecny am Donnerstag (22. 07.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

Absichterklärungen durch Verteidigungsminister Platter über ein Seminar und die Anbringung einer Gedenktafel seien keine ausreichende Antwort auf die von weiten Teilen der Öffentlichkeit erhobene Forderung nach einer Berücksichtigung des militärischen Widerstandes gegen das Nazi-Regime, des Schicksals von jüdischen Offizieren und der Neubewertung der Desertionen aus der Hitler-Wehrmacht in der militärischen Traditionspflege.

"Ich werde mich auf keinen Fall mit der Enthüllung einer Gedenktafel zufrieden geben", betonte Konecny. Vielmehr werde man weiterhin nach Möglichkeiten suchen, Robert Bernardis eine angemessene Würdigung durch eine Benennung einer militärischen Einrichtung zukommen zu lassen.

 

 Platter: Soldaten aus Österreich in Österreich würdigen
"Lernen aus der Geschichte des 20. Juli 1944 - haben heuer bereits drei Initiativen gesetzt"
Wien (övp-pd) - Verteidigungsminister Günther Platter betonte am Donnerstag (22. 07.) im Plenum des Bundesrats die Bedeutung der Aufarbeitung der Geschehnisse des 20. Juli 1944, dem Tag des Attentats auf Adolf Hitler durch Offiziere aus Deutschland und Österreich. Daher habe er als Verteidigungsminister heuer drei entsprechende Initiativen - wie die Ausstellung "Tyrannenmord" im Heeresgeschichtlichen Museum - gesetzt, damit dieses Thema zum 60.Gedenken an die "Operation Walküre" auch in Österreich diskutiert werde. "Ein Ziel hat sich bereits erfüllt, nämlich dass das Thema durch diese Maßnahmen erstmals breit diskutiert wird. Die Republik ist dadurch einen Schritt weiter gekommen, sodass wir aus Geschichte lernen können", sagte Platter.

Die Ausstellung "Tyrannenmord" sei die "erste ihrer Art, die den moralischen Widerstand gegen das verbrecherische NS-Regime" dokumentiere und "erstmals auch die Rolle der an dem Attentat beteiligten Österreicher beleuchtet". Es sei nicht leicht gewesen Material über "das dunkelste Kapitel der österreichischen Geschichte" zu finden. Platter zitierte aus seiner Rede zur der Eröffnung der Ausstellung, in der er Oberstleutnant Robert Bernardis und weitere Österreicher angesprochen habe, die an dem Attentat beteiligt waren. Es sei notwendig, dass diese "Männer von Überzeugung, Männer die nach ihrem christlichen Gewissen gehandelt haben", gewürdigt werden. "Gerade Bernardis Familie hat nach dem Attentat sehr für seinen Mut büssen müssen."

Platter führte aus, dass eine Reihe weiterer Veranstaltungen für eine entsprechende Würdigung aller Soldaten aus Österreich im Widerstand gegen Hitler und speziell Robert Bernardis geplant sind. So werde im Herbst ein Symposium der Landesverteidigungsakademie stattfinden, "wo internationale und nationale Kenner der Materie den dunklen Teil unserer Geschichte sehr sensibel beleuchten und aufarbeiten werden", so der Verteidigungsminister.

Im Rahmen des Symposiums werde eine Gedenkveranstaltung stattfinden. "Diese Gedenkveranstaltung gipfelt in der Enthüllung einer Gedenktafel für Oberstleutnant Robert Bernardis. Die Denkmalkommission wurde bereits damit beauftragt, die entsprechenden Worte auszuwählen. Er, Platter, habe bereits mit Bundespräsident Dr. Heinz Fischer über seine Entscheidung gesprochen. Fischer habe die Vorgehensweise begrüßt, dass dieses Thema in Österreich mit der "entsprechenden Würdigung aller Soldaten und speziell Bernardis behandelt wird", so Platter, der sich abschließend auch für die "sehr bedachte Wortwahl" in der Diskussion im Bundesrat bedankte.

 

 Stoisits: Verschämtes Taferl irgendwo ist keine Gedenkkultur
Deutschland hat Kaserne nach österr. Widerstandskämpfer benannt
Wien (grüne) - "Irgendwo ein verschämtes Taferl anzubringen und es feierlich zu enthüllen ist sicherlich kein ausreichendes Gedenken für Menschen, die unter der NS-Herrschaft Menschlichkeit, Mut und Zivilcourage bewiesen haben", erklärt die Menschenrechtssprecherin der Grünen und langjährige Aktivistin für die Rehabilitierung von Opfern der NS-Militärjustiz Terezija Stoisits. Und weiter: "Das offizielle Österreich verweigert nach wie vor die Benennung eines Innenhofs der Wiener Rossauer Kaserne nach Oberst Robert Bernardis. Das ist beschämend." Stoisits verweist darauf, dass die Benennung des Innenhofes der Kaserne schon eine Kompromissvariante darstelle, ursprünglich sei die Umbenennung der gesamten Kaserne in Bernardis-Kaserne beabsichtigt gewesen.

"Am 8. Mai 2000 wurde in Deutschland eine Kaserne der Bundeswehr nach einem Wehrmachtssoldaten benannt, der bis zu 300 Jüdinnen und Juden rettete und deshalb von einem Kriegsgericht der Wehrmacht zum Tode verurteilt und erschossen wurde. Es handelt sich dabei um den aus Wien stammenden Feldwebel der Wehrmacht Anton Schmid", ergänzt Stoisits. Stoisits verlangte bereits im Jahr 2002 Antworten vom damals zuständigen Verteidigungsminister Scheibner, warum zwar Deutschland eine österreichischen NS-Opfer gedenke, nicht aber das offizielle Österreich. Die Antworten verwiesen ausschließlich auf die geltende Rechtsordnung, nach der beispielsweise "Befehlsverweigerung (...) mit Rücksicht auf die geltende Rechtsordnung keine Grundlage für die Benennung von Kasernen bildeten, da Ungehorsam ein mit Freiheitsstrafe bedrohter militärstrafrechtlicher Tatbestand sei".

"BM Platter muss die Frage beantworten, ob auch er dieser ewig gestrigen Traditionspflege bzw. Ideologie anhängt", schließt Stoisits.
     
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