ermöglichen eine erhöhte Genauigkeit der Untersuchung und Entdeckung von sogenannten
flachen Adenomen
Wien (akh) - Der Dickdarmkrebs ist der häufigste bösartige Tumor in Europa. Dieser Krebs
kann, wird er rechtzeitig entdeckt, vollkommen geheilt werden. Die Dickdarmspiegelung (Coloskopie) ist jene Untersuchung,
die eine frühzeitige Diagnose und – im Rahmen des gleichen Untersuchungsganges – auch die Entfernung des Tumors
und auch von Tumorvorstufen, so genannte Polypen oder Adenome, erlaubt. Die Dickdarmspiegelung ist der Goldstandard
für die Entdeckung von Polypen und Dickdarmkrebs, über lange Zeit wurde angenommen, dass sich diese Untersuchung
nicht verbessern ließe.
Goldstandard nicht unfehlbar
In der letzten Zeit häuften sich allerdings Berichte, denen zufolge auch dieser Goldstandard nicht
unfehlbar ist. Forscher fanden nämlich heraus, dass manche Tumorvorstufen, die flachen Adenome, nicht in das
Darmlumen hineinragen, wie es bisher bekannte Polypen tun, sondern sich im Niveau der Schleimhaut befinden. Diese
flachen Adenome zeigen ein aggressiveres Wachstumsverhalten als ihre vorgewölbten Gegenstücke und können
zumeist nur mit speziellen Untersuchungstechniken erkannt werden. An der Klin. Abteilung für Gastroenterologie
und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin IV wurden diese neuen Untersuchungstechniken
im Rahmen der Routineuntersuchung etabliert. Die ersten Ergebnisse über die Genauigkeit dieser Methode beweisen,
dass flache Adenome häufig vorkommen und in der bisherigen Routineuntersuchung oft übersehen werden:
Die Spezialtechniken umfassen eine spezielle Inspektion, die es erlaubt, kleinste Veränderungen an der Schleimhaut
zu erkennen, und das Anbringen eines blauen Farbstoffes – Indigocarmin – auf der Schleimhaut. Dieser Farbstoff
lässt den Polypen sozusagen aufleuchten, so dass er für das geübte Auge praktisch nicht zu übersehen
ist. Die Endoskopiker am AKH Wien konnten zeigen, dass durch diese „Dickdarmspiegelung neu“ die Anzahl der entdeckten
Polypen mehr als verdoppelt werden kann. Prof. Dr. Johann Hammer leitete die Untersuchungen: „Die meisten der Polypen
waren klein und gutartig, es waren aber auch fortgeschrittene flache Adenome dabei. Alle konnten gleich im Rahmen
derselben Untersuchung gefahrlos entfernt werden“.
Die Zukunft der Vorsorgeuntersuchung für den Dickdarmkrebs
Mit Hilfe der „Dickdarmspiegelung neu“ wird es möglich sein, während eines Untersuchungsganges
mehr Polypen als früher zu erkennen. Diese können dann zumeist im selben Untersuchungsgang entfernt werden.
So wird es möglich sein, einerseits durch diese „Dickdarmspiegelung neu“ das Krebsrisiko noch weiter zu verringern,
andererseits, so betonte Prof. Hammer, könnte es auch möglich sein, das Untersuchungsintervall - die
Zeitdauer, bis eine Kontrolluntersuchung notwendig ist - zu verlängern. Diese Fragestellungen werden nun weiter
im AKH Wien untersucht; eine weitere wichtige Aufgabe, die den Gastroenterologen im AKH Wien zufallen wird, ist
die Schulung der Kollegen in diesen neuen Untersuchungstechniken.
Coloskopie
Die Coloskopie ist schon lange nicht mehr einzig und alleine eine diagnostische Untersuchung. Sie eröffnet
auch immer mehr therapeutische Möglichkeiten. Am AKH in Wien können heute ausgedehnte Polypen – und auch
flache Adenome - coloskopisch entfernt werden; früher mussten diese chirurgisch entfernt werden, dabei fiel
auch ein Teil des Darmes dem Eingriff zum Opfer. Dies gilt auch für Engstellen (Stenosen), die heute am Wiener
AKH coloskopisch gedehnt werden, und für Blutungen im Dickdarm, die mit Hilfe von unterschiedlichen Techniken
gestoppt werden können; die früher notwendigen Operationen zur Behandlung dieser Erkrankungen können
vermieden werden. Bei bestehendem Tumorverdacht, z.B. bei Nachweis von Blut im Stuhl, und ärztlicher Zuweisung
an ein Krankenhaus werden die Kosten der Coloskopie von der Sozialversicherung getragen. Die reine Vorsorgeuntersuchung
ist kostenpflichtig. Die Kosten liegen derzeit bei € 246,37.
Vorsorgeuntersuchung Dickdarmkarzinom
Mit einer konsequenten Vorsorgeuntersuchung kann das Risiko, an einem Dickdarmkrebs zu erkranken, um etwa
70% verringert werden. Mit der „Dickdarmspiegelung neu“ kann wahrscheinlich ein Wert an die 100% erreicht werden,
sind sich Experten einig.
Europaweiten Umfragen zufolge ist sich ein Großteil der Bevölkerung der Häufigkeit des Dickdarmkrebses
und der Möglichkeit der Vorsorgeuntersuchung allerdings nicht bewusst. Ab dem 40. Lebensjahr sollten Stuhltests
durchgeführt werden, Personen im 50. Lebensjahr sollten sich einer Dickdarmspiegelung unterziehen. Bestehen
Risikofaktoren, wie z. B. eine Erkrankung an Dickdarmkrebs in der Familie, so sollte die erste Dickdarmspiegelung
bereits in früheren Jahren erfolgen. |