126 m langer "Bohrwurm" gräbt Wiental Kanal  

erstellt am
22. 07. 04

50 t schweres Schneidrad wird 30 m in die Tiefe gehoben. Wienfluss bekommt Top-Wasserqualität
Wien (rk) - Im Rahmen der Bauarbeiten am Wiental Kanal unterhalb des Wienflusses kommt nun die sogenannte Erdruck- Schildmaschine zum Einsatz. Dieser "Bohrwurm" bohrt den 2,69 km langen Abschnitt des Wiental Kanals in rund 30 Metern Tiefe. Gleichzeitig wird die Tunnelröhre mit Stahlbetonfertigteilen ausgekleidet. "Diese High-Tech-Maschine wird in Österreich erstmals eingesetzt und ist speziell für das Wiener Großprojekt konstruiert", freut sich Dipl.-Ing. Robert Nowak über die technologische Hochleistung der Magistratsabteilung 30 - Wien Kanal.

Der "Bohrwurm" wird direkt im Stadtpark-Startschacht zusammengebaut und ist insgesamt 126 m lang. Allein das Schneidrad - mit insgesamt 141 Schälmessern, 24 Schneidrollen und 16 Räumwerkzeugen - wiegt 50 Tonnen.

"Die Umsetzung dieser Umweltprojekte ist ein ökologischer Meilenstein für Wiens Flüsse, wir erwarten uns nach der Fertigstellung eine Verbesserung der Gewässergüte der Donau, des Donaukanals, der Liesing und des Wien-Flusses auf Gewässergüte 2- 3", so Umweltstadträtin Ulli Sima bei einem Pressegespräch am Donnerstag an der Baustelle des Entlastungskanals im Stadtpark.

Der Ausbau des Wien Kanals ist Teil eines großen Umweltprojekts, das die Qualität der Wiener Flüsse signifikant verbessern wird. Durch den neuen Wiental Kanal, die Hauptkläranlage Simmering und die Kanalbauten beim Liesingbach, der gemeinsam mit der Renaturierung einhergeht, kann künftig ein Überlaufen der Kanäle bei stärkerem Regen verhindert werden. "Durch die neuen Sammelkanäle können wir das Kanalsystem auch als gigantischen Regenwasserspeicher nutzen. Bis zu 600.000 m3 Wasser werden künftig gespeichert und kontrolliert durch die Kläranlage gereinigt," betonte Sima. Das ganze Speichersystem ist mit einem aufwändigen elektronischen Steuer- und Pumpsystem ausgestattet, das bei starkem Regen automatisch in Aktion tritt und die Wassermassen in den leeren Sammelkanälen auffängt und speichert. Durch die sinnvolle Doppelnutzung des Kanalsystems als Speicher und Abwasserabfluss konnte sich die Stadt den Bau von Überlaufbecken und damit rund 52 Mio. Euro einsparen.

Die Grundlage für die umfassenden Maßnahmen, der "Masterplan 2015 - Neue Wege der Wiener Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz" wurde 1997 entwickelt und vom Gemeinderat beschlossen und befindet sich derzeit mitten in der Umsetzung. Ende 2005 wird mit dem Abschluss der Bauphase 1 ein wichtiger Zwischenschritt erreicht sein, der Abschluss ist für 2015 geplant.

Wiental Kanal - große technische Herausforderung
Kran mit Schneiderad, Foto: Pressefoto Votava - Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten das Foto in Druckqualität (553 kB) Der Bau des Wiental Kanals stellt die Techniker der Stadt Wien vor große Herausforderungen. Damit es an der Oberfläche zu keinen Beeinträchtigungen kommt, spielen sich die Bauarbeiten für das Kanalprojekt im Wesentlichen im Untergrund ab.

Zu verdanken ist dies der innovativen Erddruck- Schildmaschinen-Technologie, die 126 Meter lange Maschine wird im Stadtpark-Startschacht zusammengebaut.

Bedenkt man, dass der kleinere Wienerberg-Turm 126 Meter und ein durchschnittliches Einfamilienhaus etwa 8 Meter messen, so kann man sich ein eindrucksvolles Bild der Tunnelbaumaschine machen. Allein ihr 50 Tonnen schweres Schneidrad, das heute montiert wird, wiegt so viel wie ein großer Pottwal. Pro Tag gräbt die Maschine zirka 20 m.

"Der Wiental Kanal ist ein internationales Musterprojekt, wir gehen damit neue zukunftsweisende Wege und sorgen dafür, dass auch für die nächsten Generationen Entsorgungssicherheit auf der einen und Gewässerschutz auf der anderen Seite garantiert ist", so Umweltstadträtin Ulli Sima.

Technische Daten zur Erddruckschild-Maschine
* Tunnellänge: 2.600 m
* Maschinentyp: Erddruckschild
* Schneidraddurchmesser: 8,6 m
* Tunnel-Ausbruchsdurchmesser: 8.640 mm (Schneidrollen)
* Schneidradantriebsleistung: 2.000 kW
* Gesamtvortriebskraft: 6.400 Tonnen
* Gesamte Leistung: 4.000 kVA
* Gesamtgewicht: 1.090 Tonnen
* Elektrik - installierte Trafoleistung 2x2.000 kVA
* Installierte elektrische Leistung: 3,5 Megawatt
* Vortriebsanlage-Gesamtlänge inkl. Nachläufer ca. 134 m
* Vortriebsanlage-Gesamtgewicht: 1200 Tonnen
* Vortriebsleistung: 20 m/Tag
     
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