Gegen das Verdrängen und Nicht-Wahrhaben-Wollen   

erstellt am
29. 07. 04

Oberkirchenrat Bünker kritisiert UN-Aidskonferenz als Schande für die wohlhabenden Länder.
Wien (epd Ö) - Nicht mehr die Sexualität ist das Feld der Sünde, mit dem sich Christinnen und Christen auseinander zu setzen haben, sondern die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen, die Solidarität und Hilfe brauchen.“ Das schreibt der Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker in einem Artikel der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“. Bünker äußert sich enttäuscht über die Ergebnisse der 15. UN-Aidskonferenz in Bangkok und bezeichnet sie als „Schande der wohlhabenden Länder“. Die Versprechungen auf finanzielle Hilfe seien nicht eingehalten worden, die Aussicht, dass es mehr Geld geben wird, sei nicht gestiegen. Der Oberkirchenrat weist darauf hin, dass es „mittlerweile ausreichend medizinische Mittel gibt, um die Krankheit zu behandeln und ihre Verbreitung einzudämmen“. Der Zugang zu diesen Mitteln sei aber für die Armen beinahe unmöglich.

Als Lösungsmöglichkeit nennt Bünker das ökumenische Programm der „Aids-kompetenten Kirche“ der Kirchen des südlichen Afrika, wo bis zu einem Drittel der Bevölkerung mit Aids infiziert sei. Die „Aids-kompetente Kirche“, so Bünker, „öffnet sich den Hilfesuchenden und setzt sich dafür ein, dass der Schleier des Verdrängens und Nicht-Wahrhaben-Wollens endlich zerrissen wird“.

Als Gegenbeispiel verweist der Oberkirchenrat auf „die religiöse Rechte in den USA und die rigide katholische Sexualmoral“. Diese Gruppen würden weiterhin eine wirksame Vorbeugung durch den Gebrauch von Kondomen verhindern und ausschließlich auf sexuelle Enthaltsamkeit bzw. Vermeidung sexueller Promiskuität setzen. Hier stelle sich die Frage, „wann die Bewahrung hehrer Prinzipien in die ungewollte Mitschuld an der weiteren Ausbreitung der Krankheit umschlägt“.
     
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