Geldvermögensbildung und Finanzierung des privaten Sektors im ersten
Quartal 2004
Wien (oenb) - Der finanzielle Vermögensaufbau (Geldvermögensbildung) der privaten Haushalte
betrug im ersten Quartal 2004 5,4 Mrd EUR. Österreichische Privatpersonen veranlagten 2 Mrd EUR mehr als im
vierten Quartal 2003. Die Jahreswachstumsrate der Geldvermögensbildung erreichte damit einen Wert von 5,1%,
nach 4,8% im vierten Quartal 2003. Der Vermögensaufbau und der Bewertungsanstieg (im Ausmaß von rund
2,1 Mrd EUR) erhöhten auch das Geldvermögen erheblich. Der Marktwert der finanziellen Vermögenswerte
betrug zum 31. März 2004 311,3 Mrd EUR; dies bedeutet ein Zuwachs um rund 2,5% gegenüber dem Jahresultimo
2003.
Das stärkere Sparen fand im Umfeld relativ schwach wachsender Arbeitnehmerentgelte und Konsumausgaben statt.
Der anhaltend hohe Sparwille der privaten Haushalte spiegelt sich auch in den Indikatoren zum Konsumentenvertrauen
in den ersten drei Monaten des Jahres 2004 wider.
Die Geldvermögensbildung im ersten Quartal 2004 floss zur Hälfte in Wertpapiere. Das Investitionsvolumen
von 2,8 Mrd EUR entspricht dem Wert der gesamten Wertpapierveranlagungen im Jahr 2003.
Private Anleger veranlagten im ersten Quartal verstärkt in langfristige Wohnbauanleihen der inländischen
Banken, die steuerlich begünstigt sind. Dieser Erwerb erklärt fast vollständig den gesamten Zuwachs
an langfristigen Wertpapieren in Höhe von rund 1,2 Mrd EUR (4.Quartal 2003: 1,0 Mrd EUR).
Weiterhin belebt war auch die Nachfrage der privaten Haushalte nach börsennotierten Aktien, wobei sie schwerpunktmäßig
in ausländische Unternehmen veranlagten. Die Neuinvestitionen betrugen im ersten Quartal 2004 300 Mio EUR,
das sind rund 75% der Aktienveranlagungen im Jahr 2003.
Österreicher erwarben im ersten Quartal 2004 mit 1,2 Mrd EUR ein doppelt so hohes Volumen an Investmentzertifikaten
wie im vierten Quartal 2003. Die Nachfrage konzentrierte sich auf Rentenfonds und gemischte Fonds. Dieser Anstieg
beeinflusste auch zu einem wesentlichen Teil die Erhöhung der in Publikumsfonds platzierten Investmentzertifikate
inländischer Fonds. Zum Quartalsende hatten die von privaten Haushalten gehaltenen Investmentzertifikate einen
Marktwert von 30,5 Mrd EUR und machten damit rund 37% des aushaftenden Volumens dieser Publikumsfonds aus.
Neben den Wertpapiertransaktionen erhöhten die privaten Haushalte auch ihre Ansprüche gegenüber
Versicherungen und Pensionskassen; der Trend zur verstärkten privaten Pensionsvorsorge setzte sich damit fort.
Im ersten Quartal 2004 wuchsen die Ansprüche gegenüber Versicherungen um rund 1,7 Mrd EUR, wovon rund
zwei Drittel auf Lebensversicherungen entfielen. Zusätzlich stiegen die Pensionskassenansprüche um knapp
200 Mio EUR.
In der Geldvermögensbildung dürfte es auch zu Portfolioumschichtungen gekommen sein. Privaten Haushalte
erhöhten im ersten Quartal 2004 ihre Einlagenbestände geringer als in vorangegangenen Quartalen und reduzierten
gleichzeitig ihre Bargeldbestände. Im aktuellen Quartal entfielen nur mehr rund 13% des Vermögensaufbaus
(2002 und 2003: je 60%) auf diese liquiden Finanzanlagen.
Während sich der gesamte Vermögensaufbau gegenüber dem letzten Quartal 2003 stark erhöhte,
verschuldeten sich die privaten Haushalte im ersten Quartal 2004 mit 900 Mio EUR um ein Drittel stärker als
im vierten Quartal 2003 (600 Mio EUR). Wie in den vergangenen Quartelen waren die Wohnbaukredite (von Banken und
öffentlichen Stellen), die überwiegend in Fremdwährung denominiert sind, mit einem Zuwachs von knapp
1 Mrd EUR für diese Entwicklung verantwortlich. Seit dem zweiten Quartal 2003 sind auch – im Jahresabstand
betrachtet - die Wohnbauinvestitionen wieder schneller gewachsen. Im aktuellen Quartal betrug die Jahreswachstumsrate
4,5%. Die Gesamtverschuldung der privaten Haushalte erreichte zum Ultimo März 2004 einen Wert von 92,7 Mrd
EUR (Jahresultimo 2003: 91,7 Mrd EUR).
Die Unternehmen (nicht finanzielle Kapitalgesellschaften) Österreichs hatten mit nur 800 Mio EUR im ersten
Quartal 2004 einen sehr geringen Finanzierungsbedarf für Erweiterungsinvestitionen. Diese geringe Nachfrage
nach Finanzmittel ist vor dem Hintergrund einer im ersten Quartal 2004 nach wie vor verhaltenen Inlandsnachfrage
zu sehen. Die Bruttoinvestitionen stiegen mit einer Jahreswachstumsrate von 3,5% geringer als in den Vergleichsperioden
des Vorjahres.
Die Fremdkapitalfinanzierung über Kredite war im ersten Quartal 2004 rückläufig. Die Unternehmen
verringerten ihre inländischen Bankkredite um 300 Mio EUR und die Auslandskredite um fast 1 Mrd EUR. Insbesondere
kurzfristige Kredite wurden von den Unternehmen reduziert.
Nach dem starken Aufschwung der Wertpapieremissionen der Unternehmen im zweiten Halbjahr 2003 (4,2 Mrd EUR), erreichten
die Neuemissionen abzüglich Tilgungen im ersten Quartal 2004 nur rund 200 Mio EUR.
Ebenfalls sehr gering waren die Platzierungen (Nettoemissionen) in Form von börsennotierten Aktien. Auf der
Anlegerseite kam es zu einer Verschiebung von inländischen Investoren zu ausländischen Investoren, die
börsennotierte Aktien um rund 900 Mio EUR im ersten Quartal 2004 erwarben. Nennenswerte Erhöhungen der
Verpflichtungen gab es im ersten Quartal 2004 nur bei den sonstigen Anteilsrechten, die sich überwiegend durch
Direktinvestitionen des Auslands erklären.
Die Gesamtverpflichtungen der Unternehmen beliefen sich zum 31. März 2004auf 295,2 Mrd EUR und waren damit
um rund 2% höher als zum Jahresultimo 2003. Den größten Anteil an diesem Anstieg hatten die gestiegenen
Aktienkurse im ersten Quartal 2004.
Aktivseitig erhöhten die Unternehmen in Österreich im ersten Quartal 2004 ihre Einlagenbestände
bei inländischen Banken und im Ausland, stockten die Bestände in Investmentzertifikaten auf und steigerten
die ausländischen Beteiligungen. Die Geldvermögensbildung erreichte insgesamt einen Wert von 1,6 Mrd
EUR und war damit deutlich geringer als in den Quartalen des Vorjahres.
1) Redaktionsschluss für alle Daten aus der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
ist der 30. Juni 2004. |