Chemiekonjunktur läuft schleppend an  

erstellt am
12. 08. 04

Gestiegene Rohstoffpreise – Europäischer Markt weiter schwach – Nur langsame konjunkturelle Erholung
Wien (pwk) - Die Konjunktur in Österreichs chemischer Industrie zeigte sich im 1. Halbjahr 2004 janusköpfig: Kautschuk- und Kunststoffwaren, die rund 40 % der chemischen Produktion ausmachen, verzeichneten einen Zuwachs von 7 %. Die Chemie im engeren Sinne musste hingegen ein Minus von 6,1 % hinnehmen. Insgesamt ergab das ein leichtes Umsatzminus von 1,1 %.

"Die hohen Rohstoff-, Strom- und Transportkosten machten den Chemiebetrieben zu schaffen", erklärte der Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie, Dr. Peter Untersperger, anlässlich einer Pressekonferenz in Wien. Gleichzeitig konnten die Produktpreise kaum angehoben werden, teilweise gingen sie sogar zurück. Insbesondere in der klassischen Chemie wurden aufgrund der gedämpften Nachfragesituation in erster Linie die Lager abgebaut.

Verantwortlich für die mäßige Absatzentwicklung ist auch die anhaltende Schwäche des europäischen Marktes, vor allem des Marktes Deutschland. Mit mehr als 80 % ihrer Exporte in die EU, EFTA und Resteuropa ist die chemische Industrie Österreichs von der Entwicklung dieses Wirtschaftsraumes stark abhängig.

Positiv entwickelten sich die Umsätze bei Kunststoffrohstoffen. Gestiegene Vormaterialkosten konnten im 1. Halbjahr durch Preiserhöhungen wettgemacht werden. Zudem zog die Nachfrage aus dem Fernostmarkt, insbesondere aus China, deutlich an. Die hohen Kunststoffpreise gehen auch in die Umsätze der Kunststoffverarbeiter teilweise ein, die allerdings Schwierigkeiten haben, die Rohstoffpreiserhöhungen an ihre Kunden weiter zu geben. Die Umsatzanstiege in den verschiedenen Kunststoffverarbeitungssparten liegen zwischen 5 und 10 %.

Der Kautschuksektor ist weiterhin auf Wachstumskurs und legte im 1. Halbjahr um 8 % zu. Auch hier war eine Preishausse bei Naturkautschuk und anderen Rohstoffen zu spüren. Das Fasergeschäft lief, getragen von der weltweit guten Branchenkonjunktur, positiv. Besonders die Nachfrage aus Asien wirkte sich hier aus. Die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie konnte ihr Vorjahresergebnis geringfügig verbessern, ebenso Agrochemikalien. Die Entwicklung der Grundstoffchemie blieb dagegen schwach. Während die Produktion von anorganischen Chemikalien noch wertmäßig um 5 % stieg, ging die Erzeugung von organischen Chemikalien um fast 9 % zurück.

Die Pharmazeutika konnten an das Wachstum der letzten Jahre nicht anschließen. Hier wirkte sich der Wettbewerbsnachteil durch den niedrigen Dollarkurs besonders deutlich aus. Insgesamt verzeichneten pharmazeutische Rohstoffe und Spezialitäten einen Rückgang und liegen wieder auf dem Niveau von 2002.

"Die zukünftige Entwicklung hängt davon ab, ob Europa einen nachhaltigen, eigenständigen Konjunkturaufschwung zustande bringt", so Untersperger. Momentan sind Impulse hauptsächlich aus den USA und Fernost zu orten. Sollte die Konjunktur in diesen Regionen einen Knick bekommen, würde sich dies umgehend auch auf die chemische Industrie Österreichs auswirken.

Trotz schwachem 1. Halbjahr wird die aktuelle und zukünftige Geschäftsentwicklung bei den Chemiebetrieben vorsichtig optimistisch eingeschätzt. Der Fachverband rechnet mit einem Produktionswachstum von plus 3 % für 2004.
     
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