Wien: Marianische Feiern von August bis Dezember  

erstellt am
12. 08. 04

Erzdiözese Wien feiert 150-Jahr-Jubiläum des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens - Liturgisches Festprogramm
Wien (stephanscom.at) - Ein umfangreiches liturgisches und musikalisches Fest-Programm wird es in der Erzdiözese Wien anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Verkündigung des Dogmas der "ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" geben. Papst Pius IX. hatte das Dogma am 8. Dezember 1854 verkündet.

Gestartet werden die Marianischen Feiern am kommenden Sonntag, dem Hochfest der "leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel" (Mariä Himmelfahrt). Um 10.15 Uhr wird Bischofsvikar Amadeus Hörschläger einen Gottesdienst in der im Prater gelegenen Wallfahrtskirche "Maria Grün" in der Aspernallee feiern. Um 15 Uhr findet am gleichen Ort die traditionelle Marienandacht mit Kräuter- und Blumensegnung statt.

Musikalisch besonders umrahmt wird das Marienfest in der Pfarre St. Paul in Wien-Döbling: Mit der "Muttergottesmesse" für Soli, Chor und Orchester von Ernst Tittel wird eine Jubiläumskomposition zum 100-Jahr-Jubiläum aus dem Jahr 1954 zu hören sein. Beginn des Gottesdienstes ist um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche am Kardinal Innitzer-Platz im 19. Wiener Gemeindebezirk.

Der Abschluss des Festreigens beginnt am 7. Dezember: Um 16 Uhr findet eine Statio bei der Mariensäule am Hof mit anschließender Lichterprozession über den Graben zum Stephansdom statt. Die Marienvesper im Dom beginnt um 17 Uhr und wird ebenso wie das Pontifikalamt am Hochfest Mariä Empfängnis (8. Dezember) um 10.15 Uhr vom Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, geleitet.

Kirchenpolitisch unruhige Zeit
Historisch gesehen fiel die Verkündigung des Dogmas von der "Unbefleckten Empfängnis Mariens" durch die Bulle "Ineffabilis Deus" am 8. Dezember 1854 in eine kirchenpolitisch unruhige Zeit. Pius IX. musste nach der Ausrufung der Republik in Rom im November 1848 nach Gaeta fliehen und konnte erst 1850 mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückkehren - Ereignisse, die schließlich zwei Jahrzehnte später zum Ende des Kirchenstaates führten.

Die Verkündung des Dogmas hatte weltkirchlich größte Wirkung. Pius IX. hatte allerdings keine neue Lehre verkündet. Das Dogma fasste nur die seit dem Frühchristentum von vielen Theologen und einfachen Gläubigen vertretene Auffassung zusammen, dass Maria vom ersten Augenblick ihrer Existenz (der Empfängnis) an von der allgemeinen Sündenverflochtenheit der Menschen ausgenommen war.

In einer Predigt erinnerte Kardinal Schönborn daran, dass das Dogma einer tieferen Erfassung benötige, weil es durch die Formulierung "Unbefleckte Empfängnis" mit vielen Missverständnissen befrachtet ist. Viele Menschen stellten wegen dieser Formulierung etwa die Frage, ob denn Zeugung "etwas Beflecktes sei, ob wir alle Resultate der Sünde sind".

Demgegenüber lehre die Kirche, dass es bei der "Unbefleckten Empfängnis" um die Ausnahmeposition Marias gehe, die im Hinblick auf ihre Aufgabe als Mutter des Erlösers aus der Schuldverflochtenheit ausgenommen wurde. Normalerweise könne der Mensch nicht "gerade und direkt auf das Gute zugehen", betonte der Wiener Erzbischof. Der heilige Bernhard von Clairvaux habe dies mit den Worten ausgedrückt, dass "uns die Gabe fehlt, die Dinge so zu schmecken, wie sie sind".

Maria aber sei ohne diesen Makel gewesen, so Schönborn: "Sie war ein Mensch, dem die ursprüngliche Geradheit des Herzens von Anfang an geschenkt war". Sie sei der Mensch mit "geradem Herzen, der das große Ja spricht, das Gott von ihr erwartet".

Ursprünge reichen mehr als 1000 Jahre zurück
Die Ursprünge des mit dem Dogma der "Unbefleckten Empfängnis" verbundenen Festes "Mariä Empfängnis" (8. Dezember) reichen mehr als 1.000 Jahre zurück. Der Osten feierte das Fest an manchen Orten schon seit dem 10. bis 12. Jahrhundert als "Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch Anna". Im Westen führte es Anselm von Canterbury um 1100 für seine Diözese ein.

Der Franziskaner Duns Scotus (1265-1308) gilt als Urheber der aktuellen "Immaculata-Lehre", wonach Maria durch eine Voraus-Erlösung (prae-redemptio) ihres Sohnes ohne Erbsünde empfangen werden konnte. 1477 führte Papst Sixtus IV. das Marienfest in Rom ein.

Im 17. Jahrhundert setzen sich viele Orden, vor allem die Jesuiten für die Immaculata-Lehre ein. Durch seine Berater aus dem Jesuitenorden wurde auch Kaiser Ferdinand III. zu seinem berühmten Immaculata-Gelübde 1645 motiviert.

Als damals in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges die Eroberung Wiens durch das schwedische Heer befürchtet werden musste, gelobte der Kaiser, das Fest "Mariä Empfängnis" in seinen Territorien einzuführen und auf einem öffentlichen Platz Wiens eine Mariensäule aufzustellen. Die Errichtung und Weihe der Mariensäule auf dem Platz Am Hof, die Bekrönung des Hochaltars des Stephansdoms mit der Darstellung der Himmelskönigin sowie die Immaculata-Prozession der Universität mit feierlichem Hochamt im Dom sind Zeugnisse für die Hochachtung, die der "Magna Mater Austriae", der großen Schutzfrau Österreichs, gerade in Wien entgegengebracht wird.
     
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