Forschungsausgaben  

erstellt am
10. 08. 04

 Brinek: Einzelforscher im stillen Kämmerlein hat ausgedient
Consemüller betont starke Entwicklungs-Dynamik Österreichs
Wien (övp-pk) - "Die Gesamtsumme der österreichischen Forschungsausgaben des heurigen Jahres wird 2,27 Prozent des BIP erreichen und gegenüber dem Vorjahr um 7,6 Prozent steigen. Für F&E werden nach Prognosen der Statistik Österreich insgesamt 5,3 Milliarden Euro ausgegeben, welche zu 36,7 Prozent die öffentliche Hand finanzieren wird. Von der Wirtschaft werden 41,5 Prozent der Mittel stammen, 21,5 Prozent werden vom Ausland und 0,3 Prozent werden vom privaten gemeinnützigen Sektor finanziert werden", sagte ÖVP- Wissenschaftssprecherin Abg.z.NR Dr. Gertrude Brinek am Freitag (06. 08.) im Rahmen einer gemeinsam Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Dr. Knut Consemüller.

Brinek wies darauf hin, dass Forschungsüberlegungen immer mehr von europäischen Entwicklungen bestimmt würden. "Wir sind mit einer zunehmenden Komplexität in der Forschungslandschaft konfrontiert. F&E wird zudem finanziell immer aufwändiger. So sind etwa die Entwicklungskosten für ein Arzneimittel in den letzten 20 Jahren um mehr als das Doppelte gestiegen, und die Kosten für einen mikroelektronischen Bauteil sogar um das Zehnfache", so Brinek.

Die Konsequenz daraus sei, dass eine europaweite Zusammenführung von Forschungsanstrengungen angestrebt werden müsse. Zudem müsse der Ausbau und die Steigerung von Kooperationen zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Forschungseinrichtungen stärker ins Visier genommen werden. "Daraus ergibt sich eine Hebelwirkung sowohl für die Universitäten als auch für die Wirtschaft", sagte Brinek.

Im Rahmen des sechsten Rahmenprogramms der EU seien etwa 28.000 Forschungsvorschläge aus 50 Ländern eingereicht worden. "Die Herausforderung liegt darin, dass weniger als 50 Prozent davon verwirklicht wurden. Die künftige EU-Kommission wird Anstrengungen anstellen müssen, um mehr Geld in die europaweite Forschung zu investieren", so Brinek.

Die ÖVP-Wissenschaftssprecherin machte auf ein Programm für Österreich aufmerksam. An der Spitze stehe der Human-Ressourcen- Einsatz. "Die Gewinnung der Jugend für die Wissenschaft und die Rolle der Frauen in der Wissenschaft stehen dabei im Mittelpunkt der Überlegungen. Der Transfer von Wissen zu den Klein- und Mittelbetrieben und die internationale Ausrichtung der Ausbildung müssen uns am Herzen liegen", betonte Brinek. Hier befinde sich Österreich auf einem guten Weg, aber selbstverständlich könne noch mehr getan werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Exzellenzforschung, also die Grundlagenforschung. "Hier wird wiederum stark auf die europäische Vernetzung gebaut. Der Einzelforscher im stillen Kämmerlein wird der Vergangenheit angehören", so Brinek, die die Notwendigkeit einer neuen europäischen Forschungsinfrastruktur ansprach.

Auf der universitären Ebene müsse der Bologna-Prozess vorangetrieben werden. "Seit 1999 arbeiten mittlerweile 40 Länder zusammen, um die europäische Universitäts- und Hochschullandschaft vergleichbarer und transparenter zu machen. Auch hier ist Österreich sehr gut unterwegs", sagte die ÖVP- Wissenschaftssprecherin.

Ein wichtiger Schritt sei mit dem Forschungsförderungsgesetz und der damit verbundenen Gründung der GesmbH gesetzt worden. "Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass das Gesetz auch mit Unterstützung der Grünen beschlossen wurde", so Brinek, die sich abschließend zuversichtlich zeigte, dass die weiteren Ziele im Bereich von F&E erreicht werden - gerade auch im Hinblick auf den Vorsitz Österreichs in der EU im ersten Halbjahr des Jahres 2006.

Der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Knut Consemüller, unterstrich, dass Österreich momentan die stärkste Entwicklungs-Dynamik aufweise. "Andere Länder sind auf einem höheren absoluten Niveau, stagnieren aber seit den letzten Jahren. Der erfolgreiche Prozess Österreichs muss unbedingt weitergeführt werden", so Consemüller.

 

 Broukal: ÖVP anerkennt endlich, dass Bund zu wenig für Forschung tut
Jetzt müsse Brinek nur noch Grasser und Schüssel überzeugen
Wien (sk) - "Sommerpressekonferenzen haben auch ihr Gutes. Manchmal kommt dabei auch die Wahrheit heraus", sagte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal gegenüber dem Pressedienst der SPÖ. Die SPÖ nehme gerne zur Kenntnis, dass ÖVP-Wissenschafts- sprecherin Brinek mit dieser Aussage das Zeitalter des Wegschauens und Wegleugnens arger Probleme in der Forschungspolitik beendet hat. "Wenn Brinek sich nun der SPÖ-Forderung anschließt, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung pro Jahr um sechs bis acht Prozent anzuheben, dann kann ich ihr nur gratulieren", sagt Broukal. Die Frage sei nur: Wann überzeugt Brinek Finanzminister Grasser und Bundeskanzler Schüssel?

"Wenn die Regierung ihr eigene Versprechungen ernst nimmt, dann müsste sie bis zum Jahr 2006 eine Milliarde Euro zusätzlich für Forschung und Entwicklung einsetzen", sagte Broukal. Davon sei bis jetzt nichts zu merken.

Die SPÖ werde Brineks Forderung im September als Antrag im Nationalrat einbringen, kündigte Broukal an. "Stimmt die ÖVP zu, ist es gut für die Forschung", sagte Broukal. "Lehnt die ÖVP ab, dann wissen Österreichs Universitäten und Unternehmen wenigstens, woran sie in den nächsten Jahren bei F&E sind."
     
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