Schwarzer: Handlungsbedarf in den Bereichen Klimapolitik, Luftreinhaltung und Umweltmanagement
- WKÖ startet Energieeffizienzoffensive für KMUs
Wien (pwk) - Österreich ist in der Europäischen Union weiterhin das Land mit der besten
Nachhaltigkeitsperformance. Dies ist das Ergebnis der Auswertung von 24 Einzelvergleichen in den Bereichen Energie,
Abfall, Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Landwirtschaft und Naturschutz in der "alten EU" ("EU
15"), welches der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich,
Doz. Stephan Schwarzer, und die Nachhaltigkeitskoordinatorin der WKÖ, Mag. Andrea Stockinger, am Donnerstag
in einem Pressegespräch präsentierten. Knapp hinter Österreich ist Schweden klassifiziert, gefolgt
von Deutschland und Dänemark.
Den ersten Platz hat Österreich, wie schon in den beiden vorangegangenen Jahren, vor allem drei "Topresultaten"
zu verdanken: Bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien liegt Österreich mit einem Anteil von 71,5
Prozent mit großem Abstand voran. Platz eins (bezogen auf die Bevölkerung) nimmt das Land auch mit 339
nach dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS zertifizierten Standorten ein. Einen weiteren ersten Platz
verdankt die Alpen-Donau-Republik dem hohen Anteil der Kleinwasserkraft an der Stromproduktion.
Auch zahlreiche zweite und dritte Plätze tragen, so Stockinger, zum ausgezeichneten Gesamtergebnis bei. Dass
diese Erfolge allerdings nicht von selbst kommen, zeigt die Aufstellung der Umweltschutzinvestitionen der Industrie,
bei denen Österreich hinter Deutschland an zweiter Stelle liegt. Das eigentliche Geheimnis der rot-weiß-roten
Erfolge liegt aber weniger im finanziellen Einsatz, sondern bei dem auf breiter Front eingesetzten fachlichen Know
how, hob Schwarzer hervor. "Motor der Entwicklung sind die rund 5.000 Umweltmanager, die den täglichen
Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie bewältigen müssen."
Die europäischen Rankings bringen naturgemäß auch Schwächen Österreichs ans Tageslicht.
Dies trifft vor allem auf den Punkt "Erreichen des Kyoto-Ziels" zu. Statt des angestrebten Emissionsrückgangs
von 13 Prozent haben die Emissionen tatsächlich um 11,5 Prozent zugenommen. Außerhalb der Industrie
wurden bei der Verminderung der CO2-Intensität bisher nur geringe Fortschritte erzielt. "Im Verkehr und
bei der Altbausanierung haben wir noch einen großen Spielraum", betonte Schwarzer. Möglicherweise
habe sich Österreich bei der Zielfestlegung aber einfach nur übernommen. Denn misst man die Treibhausgas-Emissionen
in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, nimmt Österreich den gewohnten Platz im vorderen Drittel (Platz 4) ein.
Handlungsbedarf gibt es, wie Schwarzer zusammenfasste, in den Bereichen Klimapolitik, Luftreinhaltung und Umweltmanagement.
Immer noch fehle es an operationellen Programmen, um die großen Einsparpotenziale gezielt in Angriff zu nehmen.
In Gefahr ist Österreichs Spitzenposition beim modernen Umweltmanagementsystem EMAS. "Immer mehr Betriebe
scheiden aus diesem System wieder aus, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Anstrengungen nicht honoriert
werden", stellte Schwarzer bedauernd fest und appellierte an Umweltministerium und Umweltbundesamt, "das
Ansehen der EMAS-Auszeichnung in der Verwaltung zu heben und EMAS nicht zu einem quasibehördlichen Bewilligungsverfahren
umzufunktionieren."
Die Wirtschaftskammer hat inzwischen selbst eine Reihe von Nachhaltigkeitsoffensiven gesetzt. Dazu zählen
die im Jänner 2004 gestartete Ausbildung zum europäischen Energiemanager (Schwarzer: "Ein in ganz
Europa einzigartiger Lehrgang"), die Ausbildung zum betrieblichen CO2-Manager (Klimaschutzmanager) sowie eine
neue Energieeffizienzoffensive für Klein- und Mittelbetriebe. Bei dieser Aktion, die im Herbst offiziell anläuft,
sollen die Erfahrungen aus Pilotprojekten sowie Beschreibungen von Verbesserungsmaßnahmen verstärkt
an interessierte Unternehmer weitergegeben werden. In einem ersten Schritt werden für die Branchen Tischler,
Lebensmittelhandel und Hotellerie Energieeffizienzfolder aufgelegt, die den Betrieben helfen, Energiekosten einzusparen
und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Klima zu leisten. |