Murau und Liezen: Österreichweit höchste Rate unehelicher Kinder
Graz (lk) - Zwar wurde die „magische Grenze“ von 10.000 Geburten pro Jahr auch 2003 mit 10.364 Geburten
nicht unterschritten, aber der Abwärtstrend setzt sich weiter fort: Im Vergleich zu 2002 sank die Geburtenzahl
in der Steiermark um 0,9 Prozent. „Wenn sich das derzeitige Verhalten nicht ändert, werden künftig nur
mehr 63 Prozent der gebärfähigen Frauen Kinder bekommen: Das heißt, nicht einmal mehr zwei von
drei Frauen werden Mutterfreuden erleben,“ erläutert Dr. Ernst Burger, Leiter der Landesstatistik, bei der
heutigen Präsentation der Bevölkerungsdaten des Jahres 2003.statsstats
Einer der Hauptgründe für die rückläufige Geburtenzahl ist die ständig abnehmende Zahl
von Frauen im idealen Gebäralter, also zwischen 20 und 35 Jahren. In Relation zur Wohnbevölkerung kommen
in den alten Industriegebieten, allen voran die Bezirke Mürzzuschlag und Leoben, am wenigsten Kinder zur Welt.
Über relativ hohe Geburtenziffern – an die zehn Geburten je 1.000 Einwohner – konnten sich 2003 lediglich
Graz-Stadt und Hartberg freuen. Graz hat damit bereits zum zweiten Mal hintereinander sämtliche traditionell
kinderreichen Agrarbezirke hinter sich gelassen, die nicht mehr als neun Geburten je 1.000 Einwohner verzeichneten.
Betrachtet man die Entwicklung der Kinderzahl pro Frau längerfristig, so ist eine relativ kontinuierliche
Abwärtsentwicklung erkennbar. Zwischen 1963 und 1983 - also im Verlauf von lediglich 20 Jahren – hat sich
die Kinderzahl von 3,05 auf 1,52 halbiert. Seither geht es zwar relativ stetig, aber nicht mehr so rasant bergab.
Derzeit gebärt – statistisch gesehen - jede Steirerin 1,29 Kinder.
Gegenläufig ist der Trend bei den unehelichen Geburten: Sie erhöhten sich 2003 um 3,6 Prozent, während
die ehelichen Geburten im gleichen Zeitraum um 4,4 Prozent zurückgingen. 45,1 Prozent aller steirischen „Neuankömmlinge“
sind unehelich geboren. Damit nimmt die Steiermark bundesweit den zweiten Rang hinter Kärnten (49,8 Prozent)
ein. In der Reihung der österreichischen Bezirke sind die Plätze 1 und 2 allerdings fest in steirischer
Hand: Murau führt bei den unehelichen Geburten unangefochten mit 62,9 Prozent vor Liezen mit 55,8 Prozent.
Wenn man nur die Erstgeburten betrachtet, erhöht sich die Unehelichenquote in Murau auf über 80 Prozent,
das heißt, dass dort vier von fünf Erstgeborenen im Vorjahr von Eltern ohne Trauschein stammten.
Die 2003 geborenen Mädchen haben große Chancen auf Sarah, Lena, Laura, Julia, Anna, Lisa, Katharina,
Hannah, Leonie oder Vanessa getauft worden zu sein. Zumindest waren das die zehn am häufigsten gewählten
Vornamen im Vorjahr. Wobei Sarah, Lena und Laura die Langzeitsiegerin Julia zum ersten Mal seit 1984 von Platz
Eins verdrängt haben. Bei den Burschen konnte sich Lukas wie schon 2002 auf Platz Eins behaupten. Am zweitbeliebtesten
ist Florian, gefolgt von David, Fabian, Tobias, Michael, Sebastian, Julian, Daniel und Jakob.
Steiermarkweit starben 2003 zehn Menschen je 1.000 Einwohner. Die Zahl der Sterbefälle ist um fast drei Prozent
angestiegen und befindet sich nun mit 11.829 wieder deutlich über dem historischen Tiefstand des Jahres 2001.
Die Lebenserwartung der Männer ist dabei im Jahr 2003 leicht auf genau 75,5 Jahre gesunken, die der Frauen
ist auf hohem Niveau mit knapp über 82 Jahren etwas angewachsen. Das Geburtendefizit ist im Jahr 2003 wieder
deutlich gewachsen und nähert sich nun erstmals der Marke von 1.500, das ist der höchste Wert seit dem
Zweiten Weltkrieg.
Unerfreulich ist auch der Trend bei den Todesfällen durch Selbstmord. 2003 erreichte die Zahl der Selbstmorde
nach einem Tiefstand 2001 wieder den Wert des Jahres 1998: 24 Selbstmorde auf 100.000 Einwohner bzw. 287 absolut.
Mit dieser Rate liegt die Steiermark deutlich über dem Bundesschnitt von 18 Selbstmorden auf 100.000 Einwohner
und im Bundesländervergleich auf dem unrühmlichen ersten Platz. In allen Altersgruppen neigen Männer
stärker zum Suizid als die Frauen: bei den 30- bis 34jährigen war das Verhältnis Männer zu
Frauen sogar 10 zu 1.
Rückläufig war dagegen die Zahl der Eheschließungen. Mit 4.948 Eheschließungen wurden im
Jahr 2003 um 1,6 Prozent bzw. 80 weniger registriert als 2002: der zweitniedrigste Wert seit dem Zweiten Weltkrieg.
Falls sich das derzeitige Erstheirats-Verhalten nicht ändert, wird nicht einmal mehr die Hälfte der steirischen
Frauen jemals heiraten.
Aber auch die Scheidungszahlen sind gesunken und zwar drastisch: von 2.710 im Jahr 2002 auf 2.407. Das ist ein
Rückgang von 11,2 Prozent. Die sogenannte Gesamtscheidungsrate (der Durchschnitt der letzten fünf Jahre)
ist damit ebenfalls deutlich von 42,5 auf 38,4 Prozent gesunken. In Graz beträgt diese Rate schon seit längerem
um die 50 Prozent (2003: 47,9). |