KliP Wien: 2 Mio Tonnen CO2 pro Jahr vermieden  

erstellt am
02. 09. 04

Wien (rk) - "Die Stadt Wien hat vor 5 Jahren mit dem Klimaschutzprogramm (KliP) ein besonders ehrgeiziges und engagiertes Umweltprogramm ins Leben gerufen. Seine Umsetzung bis ins Jahr 2010 soll Wien zur Klimamusterstadt machen. Insgesamt konnten durch die bisherige Umsetzung von KliP-Maßnahmen jährliche CO2-Emissionen von rund zwei Millionen Tonnen vermieden werden", so die Wiener Klimaschutzkoordinatorin Mag.DDr. Christine Fohler- Norek am Mittwoch (01. 09.) gegenüber der rathaus-korrespondenz.

Die Einsparungen wurden jedoch durch verschiedene gegenläufige Entwicklungen in den Themenfeldern Verkehr und Energie leider überkompensiert. Die jährlichen CO2-Emissionen sind daher nach wie vor im Steigen begriffen, wie die aktuelle derzeit im Entwurf vorliegende Luftschadstoff-Inventur 1990 - 2002 des Umweltbundesamtes aufzeigt. Allerdings sind die Erhebungs- und Berechnungsmethoden noch nicht ausgereift. Die CO2-Daten sind deshalb vor allem im Verkehrsbereich fehlerhaft: Die in der Wiener Bilanz aufscheinenden Emissionen sind viel zu hoch. An entsprechenden Verbesserungen wird intensiv gearbeitet.

Im Bundesländervergleich zeigt sich dennoch klar, dass sich die von der Stadt Wien ergriffenen Klimaschutzmaßnahmen längst rechnen und Wien im nationalen Vergleich viel weniger CO2- Emissionen pro Kopf als der Gesamt-Österreich-Durchschnitt verursacht. Für Wien hat Klimaschutz einen ganz zentralen Stellenwert, Wien verstärkt die Maßnahmen zur CO2 Reduktion weiterhin, um dem Klimaschutz zum Durchbruch zu verhelfen.

Energiesparkonzept der Stadt Wien
Eines der Grundprobleme des Klimaschutzes besteht darin, dass der Mensch trotz verschiedener positiver Maßnahmen (z.B. bessere Wärmedämmung von Gebäuden) immer mehr Energie verbraucht. Die Stadt Wien wird dem Energiesparen ab sofort daher einen neuen Stellenwert geben. Denn dieser Aspekt wurde im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte von vielen Menschen fast vollständig aus den Augen verloren. Ähnlich wie im Klimaschutzprogramm soll in einem heuer gestarteten, parteienübergreifenden Prozess das "Energiesparkonzept" für die Stadt Wien ausgearbeitet werden. Sowohl die Bereiche Haushalte, Gewerbe, der Dienstleistungsbereich, die Industrie, die öffentlichen Einrichtungen, Landwirtschaft und Verkehr werden auf Möglichkeiten und Potenziale zum Energiesparen untersucht und die dazu notwendigen Rahmenbedingungen und Maßnahmen definiert.

Wien setzt auf Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbare Energien
Die Effizienz der Wiener Kraftwerke konnte in den letzten Jahren enorm gesteigert werden. Tatsache ist, dass sobald ein auch noch so effizientes kalorisches Kraftwerk betrieben wird, CO2- Emissionen entstehen, während bei Import von Strom keine CO2- Ausstösse zugerechnet werden. Dabei ist zu bedenken, dass dabei auch weit "unsaubererer" Strom (etwa aus Kohlekraftwerken) importiert wird, aber auch Atomstrom, der zwar die CO2-Bilanz nicht belastet, jedoch auf anderer Ebene unökologisch ist.

Wien will möglichst umwelt- und klimafreundlich produzierte Energie einsetzen. Durch modernste Kraft-Wärme-Kopplungs- Technologie (gleichzeitige Erzeugung von Strom und Fernwärme) und den Umstand, dass die Kraftwerke fast ausschließlich mit Erdgas betrieben werden, konnten die spezifischen Emissionen (Emissionen pro erzeugter Einheit) bei der Strom- und Wärmeerzeugung in den Kraftwerken von Wienstrom seit 1990 erheblich (um ca. 30 %) reduziert werden. Um die Emissionen aufgrund von Heizungen und Warmwasserbereitung zu reduzieren, wird weiterhin die Fernwärme konsequent ausgebaut.

Schon bisher setzte die Stadt Wien auch stark auf erneuerbare Energie. So wurden in Wien etwa bereits zahlreiche Ökostrom- Anlagen realisiert, z.B. 56 nach dem Ökostromgesetz anerkannte Photovoltaikanlagen, eine Kleinwasserkraftanlage (Kühlwasser- Auslaufturbinenanlage Kraftwerk Simmering), die Deponiegasverstromungsanlage Rautenweg sowie acht Windkraftanlagen. Darüber hinaus sind entlang der Wiener Hochquellenwasserleitungen zahlreiche Photovoltaikanlagen und Trinkwasserkraftwerke im Einsatz.

Der Einsatz erneuerbarer Energieträger soll nun weiter forciert werden: Das geplante Biomasse-Kraftwerk Simmering soll 2006 in Betrieb gehen und eine Leistung von rund 60 MW haben. Damit kann ab 2006 eine weitere Reduktion um 144.000 Tonnen CO2 jährlich erreicht werden.

Ab 2005 wird eine weitere Anlage zur Erzeugung von Ökostrom in Betrieb gehen, und zwar eine Biogasanlage. In dieser Anlage sollen Bioabfall und Speisereste vergoren werden und aus dem dabei entstehenden Biogas in einem Gasmotor Strom und Wärme gewonnen werden.

Ebenfalls ab 2005 soll ein neues Kleinwasserkraftwerk in Nussdorf am Beginn des Donaukanals etwa 24,6 Mio. kWh Strom pro Jahr liefern und damit rund 10.000 Wiener Haushalte mit Energie versorgen. In die Wehranlage werden zwölf Matrixturbinen mit einer Leistung von 4,8 MW eingebaut.

Künftig wird vermehrt auch Erdwärme genutzt werden. Seit 12.2.04 wird die Sportmittelschule der Stadt Wien in Hadersdorf mit Wärme aus dem Lainzer Tunnel beheizt. Der Einsatz von Erdwärmeanlagen ist auch bei der Verlängerung der U2 geplant. In vier der bis 2008 zu errichtenden Stationen wird erstmals Erdwärme zur Stationsheizung bzw. -kühlung verwendet werden. Bei den Wiener Linien geht man davon aus, dass dadurch die Energiekosten um etwa 60 % gesenkt werden können.

Wien hat die beste Solarförderung österreichweit
Seit 1.Jänner bietet die Stadt Wien mit der neuen Solarförderung die höchsten Förderungssätze, die es in Österreich gibt. Für die Jahre 2004 bis 2006 stehen insgesamt 1.320.000 Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung, um die Errichtung solarthermischer Anlagen (das sind Solaranlagen zur Erzeugung von Warmwasser und zur Heizungsunterstützung) voranzutreiben. Damit kann die Errichtung von rund 1.000 Solaranlagen mit einer durchschnittlichen Größe von neun Quadratmeter Kollektorfläche unterstützt werden.

Klimaschutz im geförderten Wohnbau
Im Bereich der Wohnbauförderung wurden verschiedene Instrumente eingeführt, die zu einer deutlichen Verringerung des CO2-Ausstoßes führten. Die Maßnahmen reichen vom verpflichtenden Niedrigenergiehausstandard im Neubausektor bis hin zur thermisch- energetischen Wohnhaussanierung "Thewosan", aber auch Heizungsumstellungen auf Fernwärme und erneuerbare Energieträger. Durch die Maßnahmen im Rahmen der Wohnbauförderung sowie den Fernwärmeausbau konnten bisher jährliche CO2-Emissionen in der Höhe von etwa 1,5 Mio. Tonnen vermieden werden.

Klimaschutzmaßnahmen in den städtischen Gebäuden
Selbstverständlich werden auch in den städtischen Gebäuden laufend energietechnische Maßnahmen gesetzt, wie z.B. Energieträgerumstellung, Kesseltausch, Fenstertausch, Dämmung von Fassaden und obersten Geschossdecken, Einbau von Wassersparperlatoren, Einbau von Energiesparlampen, Einbau von sensorgesteuerten Beleuchtungen, Optimierung von Mess-, Steuer- und Regelungsanlagen, Einbau von Thermostatventilen, Einbau von Kompensatoren zur Reduzierung des Blindstromverbrauchs, Isolierung von Rohrleitungen, Einbau von Wärmerückgewinnungsanlagen sowie Einbau von Solaranlagen, insbesondere zur Beckenwassererwärmung bei den Wiener Bädern, etc.. Die Maßnahmen wurden sowohl eigenfinanziert als auch im Rahmen von Contractingprojekten durchgeführt. Daraus resultiert für die Jahre 2001-2003 eine Einsparung von 164.000 Tonnen CO2, wovon allein Wiener Wohnen durch Sanierungsmaßnahmen an den städtischen Wohngebäuden 155.000 Tonnen CO2 eingespart hat. Auch für die nächsten Jahre planen die Stadt Wien und Wien Energie zahlreiche Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs der eigenen Gebäude.

Reduzierung der Treibhausgase im Verkehrsbereich
Ein Problemfeld ist weiterhin der Verkehr, der derzeit größte Verursacher von CO2-Emissionen. Es wurden auch hier bereits wichtige Maßnahmen gesetzt, wie etwa der laufende Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die kontinuierliche Erweiterung des Radwegenetzes, die Parkraumbewirtschaftung sowie Maßnahmen zur Attraktivierung des Fußgängerverkehrs. Auch hier werden nun die Anstrengungen weiter verstärkt: Der Masterplan Verkehr für Wien wurde im Herbst 2003 vom Gemeinderat beschlossen und präsentiert sich als modernes urbanes Verkehrskonzept für die nächsten 20 Jahre. Kernziel ist die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs von 35% auf 25% bis 2020 zugunsten des öffentlichen Verkehrs, des Radverkehrs und der FußgängerInnen. Schon heute ist die 4. Ausbaustufe der U-Bahn in Planung. Auch die tangentialen Straßenbahnlinien werden in Wien massiv ausgebaut. Der Anteil des Radverkehrs soll bis 2010 auf 8% verdoppelt werden. Bis 2008 werden dafür 30 Millionen Euro in den Radverkehr investiert, das Radwegenetz soll bereits bis 2006 auf 1000 km anwachsen.

Ungenaue Datenlage im Verkehrsbereich
Bei den verkehrsbedingten Emissionen besteht eine enormes Problem mit der Datenlage. Tatsache ist, dass jene Treibstoffmengen, die an öffentlichen Wiener Tankstellen verkauft wurden, zwischen 1990 und 2002 (und die damit verbundenen Emissionen) nahezu konstant geblieben sind. Stark angestiegen sind jedoch die Treibstoffmengen (und damit die CO2-Emissionen) von Großabnehmern, wie Frächtern, Baufirmen, Handelsketten, Institutionen der öffentlichen Hand etc. Ein Großteil des Wien zugerechneten Sprits dieser Firmen wird nicht in Wien verbraucht, aufgrund der Rechnungsadresse der Firmen in Wien scheinen die CO2- Emissionen jedoch in der Wien Treibhausgasbilanz auf. "Dies ist die Ursache für einen systematischen Fehler, die Wien zugeordneten CO2-Werte sind systematisch zu hoch. Es müssen daher rasch differenzierte Daten erstellt werden, um entsprechende Maßnahmen zu treffen", stellt die Wiener Klimaschutzkoordinatorin Mag.DDr. Christine Fohler-Norek abschließend fest.

Informationen: http://www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/index.htm
     
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