Industrie für Allianz für Wachstum  

erstellt am
02. 09. 04

IV-Präsident Sorger: Bei fundamentalen Zukunftsthemen partei- und sozialpartner- übergreifenden Konsens herstellen
Alpbach (PdI) - Die Industriellenvereinigung (IV) präsentierte anlässlich der Alpbacher Wirtschaftsgespräche zum Thema „Grenzen des Wachstums - Grenzenloses Wachstum“ Maßnahmen für beschäftigungswirksames Wachstum in Österreich. Für die politische Umsetzung mittelfristiger, struktureller Wachstumsmaßnahmen wünscht sich der Präsident der IV, Dr. Veit Sorger, eine „Allianz für beschäftigungswirksames Wachstum“ aus politischen Parteien sowie Sozialpartnern: „Diese Allianz sollte zumindest aus Bundesregierung, Opposition und Sozialpartnern bestehen. Wir setzen diese Initiative, weil wir davon überzeugt sind, dass Österreich fundamentale Zukunftsthemen aus dem Parteien- bzw. Interessenpolitischen Streit herausnehmen sollte. Das sind Themen, die für das Land - seine Wirtschaft, die Beschäftigung, seinen Wohlstand - von fundamentaler Bedeutung für die Zukunft sind.“ Konkret nannte Sorger die Themenbereich Forschung & Entwicklung, Aus- und Weiterbildung, Infrastrukturpolitik sowie die Verwaltungs- und Verfassungsreform.

Da die Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs unsicher sei, betonte der IV-Präsident, dass in den kommenden Wochen und Monaten bedacht darauf genommen werden muss, die Wachstumsdynamik zu fördern und nicht gefährden. Folgende Beispiele nannte Sorger in diesem Zusammenhang:

  • Eine maßvolle Lohnrunde, die Arbeitsflexibilisierungsmaßnahmen beinhaltet. Einem „Ölpreiszuschlag“ wie er von manchen Arbeitnehmervertretern gefordert wurde, lehnte Sorger nachdrücklich ab.
  • Kontraproduktive Belastungen für Unternehmen müssen entschärft werden. Sorger nannte als Beispiele das Roadpricing und die Ökostromförderung.

Der IV-Präsident präsentierte zum Thema Roadpricing eine Umfrage, die unter IV-Mitgliedern durchgeführt wurde. Diese gehen von einer durchschnittlichen Transportkostenerhöhung durch das Roadpricing von 6 Prozent aus. Rund 55 Prozent der 315 antwortenden Unternehmen geben die Kosten voll oder teilweise an ihre Kunden weiter. Die IV fordert zur Entlastung der österreichischen Unternehmen

  • Die Reduktion der KfZ-Steuer
  • Die Abschaffung bzw. Reduktion der Sondermauten
  • Tarifbegünstigungen für Fahrten zu verkehrsarmen Zeiten.

Weiters sprach sich Sorger für eine Eindämmung der Kostenexplosion für Haushalte und Unternehmen bei der Ökostromförderung aus: „Der Novellierungsentwurf des BMWA wird von der Industrie unterstützt. Allein 2004 zahlt die Industrie 100 Mio. € an Ökostromförderung. Die Kostenentwicklung muss dringendst eingedämmt werden. Dazu gehört die Einführung einer wirksamen und administrierbaren Budgetbegrenzung. Diese erreicht man durch eine klare Festlegung der Fördertöpfe für die einzelnen Ökostromsegmente sowie durch die Einführung eines Ausschreibesystems für neu zu errichtende Anlagen.“

Letztlich müssen die Strukturreformen Pensionsharmonisierung, Gesundheitsreform und Verfassungs- bzw. Verwaltungsreform zügig in Umsetzung gebracht werden. Diese Strukturreformen haben mittelfristige Auswirkungen auf die Wachstumschancen des Standortes Österreich.

Sorger sprach sich für die Umsetzung der Pensionsharmonisierung als „Schlussstein“ der Pensionsreform in der von der Bundesregierung vorgelegten Form aus. „Es darf hier keine kostenintensiven Verwässerungen mehr geben. Die Bundesregierung ist an die Grenze des Leistbaren gegangen. Hier wird sich zeigen: Schaffen wir die nachhaltige - durchaus schmerzhafte - Sanierung oder setzt sich beinharte Klientelpolitik auf Kosten der kommenden Generationen und der Allgemeinheit durch?“

In Sachen Österreich-Konvent mahnt die Industrie die Überwindung der Kameralistik, die Aufgaben- bzw. Kompetenzreform sowie die beste Qualität für die Gesetzgebung (Folgekostenabschätzung, zeitlich begrenzte Gesetze etc.) ein. Allein durch den Einsatz betriebswirtschaftlicher Instrumente seien im Bund jährlich bis zu 1,1 Mrd. € einsparbar.

Beyrer: Budget 2005 braucht mehr Mittel für Forschung und Entwicklung
Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Mag. Markus Beyrer, griff das Thema Innovationspolitik und -finanzierung als mittelfristiges Wachstumsthema auf: Mit der Gründung der neuen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Modernisierung des FWF (Öffnung des Aufsichtsrates) und der Autonomie des Rates für Forschung & Technologieentwicklung sei der letzte große Baustein der Innovationsreform der Bundesregierung „eingepasst“ worden. Nun gehe es darum den eingeschlagenen Wachstumspfad bei den Forschungsausgaben nicht zu verlassen. „Für die Budgetverhandlungen bedeutet dies für 2005 mehr zusätzliche Mittel seitens der öffentlichen Hand, um den notwendigen Hebel für weitere Investitionen der Industrie zu erreichen. Dies empfiehlt auch der Rat für Forschung &Technologieentwicklung.“ Eine wichtige Rolle spiele dabei die budgetunabhängige F&E-Finanzierung durch die österreichische Nationalstiftung (zur Zeit ca. 125 Mio. € pro Jahr), die mittelfristig nachhaltig und spürbar aufgestockt und die vorhandenen Gelder strategisch und nach Schwerpunkten und nicht als Budgetlückenfüller verwendet werden müsse, so der IV-Generalsekretär. Strukturell bleibe im übrigen die Eingliederung des FWF in die neue Forschungsförderungsstruktur auf der Agenda.

Optimistisch äußerte sich Beyrer, dass die europäische Leit-Strategie für Wachstum, der Lissabon-Prozess, ein Jahr vor „Halbzeit“ neue Dynamik erhalten könnte: „Die Zusammensetzung der neuen EU-Kommission und die neuen EU-Mitglieder erhöhen die Chancen für einen neuen Anlauf für europaweite Strukturreformen und eine Wiederbelebung des Lissabon- Prozesses. Mit Interesse erwarten wir in diesem Zusammenhang die Ergebnisse des Wim Kok -Berichts, der Empfehlungen für die europäische Arbeitsmarktpolitik beinhaltet.“

     
zurück