Sozialversicherung: Meilenstein in der Zusammenlegung der EDV-Aktivitäten  

erstellt am
30. 08. 04

Wien (sv) - Durch Schaffung einer kompetenten Koordinierungs- und Steuerungsstelle in Form einer "IT-Services der Sozialversicherungen GmbH" (kurz ITSV-GmbH) sollen in der gesamten Sozialversicherung die IT-Kosten gesenkt und die Qualität der Leistungen erhöht werden.

Derzeit betreiben die 26 Sozialversicherungsanstalten und der Hauptverband insgesamt 18 Rechenzentren mit 26 Großrechnern, 1.100 Server und 18.600 mit EDV ausgestattete dezentrale Arbeitsplätze. Die Sach- und Personalkosten lagen im IT-Bereich im vergangenen Jahr bei 166,7 Millionen Euro. Die 18.600 mit EDV ausgestatteten Arbeitsplätze gliedern sich insgesamt auf rund 260 Standorte (SV-Träger, Kundenservicestellen, medizinische Einrichtungen wie z.B. Ambulatorien oder Sonderspitäler, Kur- und Rehabilitationseinrichtungen) in ganz Österreich. Josef Kandlhofer, Sprecher der Geschäftsführung des Hauptverbandes: "Wir erwarten uns mit diesem Schritt nicht nur eine deutliche Kostendämpfung im Bereich der EDV-Kosten, sondern auch einfachere und raschere Verwaltungsabläufe".

Schon bisher haben die Sozialversicherungsanstalten im EDV-Bereich im Rahmen von insgesamt 24 bestehenden "Standardprodukten" sehr intensiv zusammengearbeitet. Standardprodukte sind gemeinsame Applikationen, die von einem SV-Träger für andere SV-Träger entwickelt und in Folge auch betreut werden. Erfolgreiche Beispiele für solche "Standardprodukte" etwa sind:

  • ELDA, ein Datensammelsystem, welches vor allem im Bereich der Beitragsabrechnung zwischen den Betrieben als Beitragszahler und der Sozialversicherung angewendet wird.
  • LGKK (Leistungswesen der Gebietskrankenkassen), mit dem in Zukunft alle KundenbetreuerInnen der Krankenkassen an den Leistungsschaltern arbeiten werden
  • FOKO (Gesamtkosten ärztlicher Tätigkeit), ein Instrument zur Kosten-Evaluierung ärztlichen Verhaltens
  • eSV, die gemeinsame Internet-Plattform der gesamten Sozialversicherung
  • PERS/FIWI, mit dem die gesamte Buchführung und Personalverrechnung der Sozialversicherung durchgeführt wird
  • VVP (Verdichtung von Versicherungszeiten und Pensionsberechnung)

Diese Beispiele zeigen, dass die Sozialversicherung hochgradig datenintensiv ist. Sie leistet die Einhebung der Beiträge und sichert damit die Finanzierung des Sozialstaates. Sie rechnet unter anderem mit Ärzten, Apotheken, Spitälern ab und zahlt pünktlich und centgenau Pensionen, Renten und Krankengeld für Millionen Österreicher aus. Das davon abgeleitete Zahlenmaterial bildet den Grundstock für die österreichische Einkommensstatistik, aber auch für Gesundheitsberichterstattungen und ähnliche Statistiken mehr.

Es wurde daher ein Konzept ausgearbeitet, welches zunächst unter dem Arbeitstitel "KV-Data" lief. Ziel war die Gründung einer gemeinsamen "ITSV"-GmbH zur Steuerung und Koordination der EDV-Aktivitäten, an der alle Träger im Verhältnis ihrer Größe beteiligt sind und deren Finanzierung dementsprechend getragen wird. Der Hauptverband selbst ist mit 5% der Geschäftsanteile beteiligt. Der Start findet vor allem im Bereich der Krankenversicherung statt, die den datenintensivsten Bereich darstellt. Der Beitritt der PVA und AUVA ist vorgesehen, bis dahin hält der Hauptverband auch deren Anteile als Treuhänder.

Die Sozialversicherungsanstalten sind sich einig, dass bis zum Jahr 2007 die Rechenzentren von bisher 18 auf nur mehr 5 reduziert werden sollen. Diesen Konsolidierungsprozess wird die "ITSV"-GmbH vorantreiben. Helmut Oberchristl, Obmann der OÖGKK und designierter Vorsitzender des Aufsichtsrates der "ITSV"-GmbH: "Die Aufgabe eigener Rechenzentren ist - ähnlich wie bei den Banken - hochgradig von Vertrauen zum Partner und in die Qualität der Dienstleistungen abhängig. Dieses Vertrauen, aber auch die Verbindlichkeit der gemeinsamen Beschlüsse wird durch den Zusammenschluss in der GmbH. und einen Kooperationsvertrag sichergestellt."

Die geschaffenen Strukturen berücksichtigen auch die Erfordernisse der bundesweit tätigen Sozialversicherungsanstalten wie die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA), der Bauern (SVB) und die Versicherungsanstalten der öffentlich Bediensteten (BVA), der Eisenbahnen (VAE) und des Bergbaus (VAdöB). Karlheinz Kopf, stv. Obmann der SVA: "Im Gegensatz zu Forderungen nach Erhöhung von Versicherungsbeiträgen arbeiten wir an kostendämpfenden Maßnahmen innerhalb der Organisation. Das ist zwar der weniger einfache Weg, aber der eindeutig sinnvollere. Das Beispiel SVA ist der Beweis: Einsparungen durch Abschlanken der Verwaltung durch Kooperationsmodelle werden zu Gunsten der Versicherten weitergegeben."

Vorteile für Sozialversicherung und Versicherte

  • Entlastung des Finanzhaushaltes der Sozialversicherung
  • Schaffung von Kostentransparenz in der IT
  • Bessere Services für Versicherte durch leistungsstarke EDV und neue Angebote über gemeinsames Internet-Portal
  • Optimierter Ablauf der EDV-unterstützten Beitragsabrechnung der Betriebe
  • Kostengünstige Organisation der EDV durch Nutzung von Synergiepotentialen

Die GmbH wird schlanke Strukturen haben und neben den beiden Geschäftsführern aus maximal 20 hochqualifizierten Mitarbeitern bestehen. Alle Funktionen im Aufsichtsrat werden ehrenamtlich ausgeübt.

     
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