Regierungsklausur  

erstellt am
13. 09. 04

Schüssel: "Zeit der Ernte" ist Motto für viereinhalb Jahre Regierungsarbeit
Retz (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzler Hubert Gorbach zogen am Freitag (10. 09.) zum Abschluss der Regierungsklausur in Retz ein Resumée über die Ergebnisse der zweitägigen Arbeitssitzungen. "Wir haben intensiv sämtliche Themenbereiche für unsere Herbstarbeit diskutiert. Das Motto unserer Regierungsklausur "Zeit der Ernte" ist zugleich auch das Motto von viereinhalb Jahren gemeinsamer Arbeit für Österreich", betonte der Bundeskanzler. Als zentrale Themen bezeichnete der Bundeskanzler Maßnahmen in den Bereichen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, Standortpolitik sowie Umweltschutz. "Wir haben mit den zahlreichen Strukturreformen die Basis für einen Standorterfolg Österreichs gelegt. Wir haben uns im europäischen Vergleich Jahr für Jahr verbessert. Der Aufschwung ist nun da", so Schüssel weiter und hob die von der Statistik Austria erhobenen neusten Export- Importdaten hervor. So erhöhten sich die Exporte im ersten Halbjahr um 11%, während im gleichen Zeitraum die Importe um 6% anstiegen. "So ein gutes Ergebnis ist nur dann möglich, wenn der gesamte Standort Österreich boomt und die Chancen in Mittel- und Osteuropa wirklich genutzt werden. Es ist vor allem auch ein Resultat der großartigen Leistung von österreichischen Betrieben, die weltweit tätig sind, und dem wettbewerbsfähigen Know-how ihrer Mitarbeiter. Die globale Vernetzung der österreichischen Wirtschaft schafft großartige Bedingungen für die Menschen", zeigte sich Bundeskanzler Schüssel erfreut.

Der hohe Vernetzungsgrad der österreichischen Wirtschaft zeige sich auch darin, dass in Österreich mittlerweile über 1000 regionale Headquarters für Mittel- und Osteuropa angesiedelt seien, so der Bundeskanzler. "Diese Headquarterfunktion Österreichs verlangt aber auch, dass internationale Unternehmen ihre Topmanager jederzeit und ohne bürokratischen Aufwand in Österreich ausbilden und einsetzen können. Das muss außerhalb der Niederlassungsquote abgewickelt werden. Darin gab es in der Vergangenheit jedoch Schwierigkeiten", betonte Schüssel. Es sei daher besonders wichtig, dass die Schlüsselarbeitskräfte mit einem Gehalt über 2000 Euro im Monat innerhalb der Quote nach Österreich kommen können. Weiters soll die Aufenthaltsfrist zu Ausbildungs- und Trainingszwecken von den derzeit gültigen sechs Monaten auf 50 Wochen verlängert werden. Als besonderes Anliegen der Bundesregierung bezeichnete der Bundeskanzler die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. "Wir sind bei der Regierungsklausur übereingekommen, dass die Verwaltung des Bundes inklusive der ausgegliederten Betriebe mit gutem Beispiel vorangehen sollen. Unsere geplanten Maßnahmen in diesem Bereich werden einige 100 Lehrstellen zusätzlich schaffen", so Schüssel. Geplant sei, dass die Lehrstellen aus dem Stellenplan herausgenommen werden. Ebenso soll in den ausgegliederten Betrieben ein echter Schwerpunkt für die Aufnahme von Lehrlingen gesetzt werden.

Als einen Schwerpunkt im Umweltbereich nannte der Bundeskanzler eine Reduzierung der Partikelemissionen bei Dieselfahrzeugen. "Wir wollen für Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen ein Bonus-Malussystem innerhalb der NOVA vorschlagen. Damit geben wir einen wesentlichen Impuls, um die Partikelemissionen zu reduzieren", so Schüssel. So soll es künftig bei einer Partikelemission von unter 0,005 Gramm pro km einen Bonus von 300 Euro für die Jahre 2005 und 2006 geben. Die Fahrzeuge, deren Emissionen über diesem Wert liegen, fallen in das Malussystem von 150 Euro für das erste Jahr und 300 Euro für das zweite Jahr.

 

 Darabos: Süße Trauben für die Regierung, saure für die Bevölkerung
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos findet die Art und Weise, wie sich die Regierung bei ihrer Klausur selbst abfeiert, "peinlich und zynisch". Vor dem Hintergrund der ungebremst steigenden Arbeitslosigkeit, der schlechten wirtschaftlichen Situation und der neuerlichen Belastungen der Bevölkerung durch die aktuellen Pensionskürzungen mute diese "launige Inszenierung höchst seltsam" an. Darabos: "Während sich die Regierungsmitglieder gegenseitig mit süßen Trauben versorgen, gibt es für die Bevölkerung nur saure Trauben."

Worauf sich die gute Laune der ÖVP- und FPÖ-Minister begründe, sei den Menschen in diesem Land nicht einsichtig, sagte Darabos am Freitag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. Etwa auf den Pensionsverlusten, die bis zu einem Viertel der ursprünglichen Pension ausmachen können? Auf den vereinbarten Abschlägen für Schwerarbeiter oder auf der Einzementierung der Schlechterstellung von Frauen im Pensionssystem und dem daraus zu erwartenden weiteren Anstieg der Altersarmut?, fragte Darabos. Oder sorgt das steigende Budgetdefizit, das im kommenden Jahr jedenfalls über 1,5 Prozent ausmachen wird, für die gute Stimmung? Oder etwa die katastrophale Performance der Regierung in der Privatisierungspolitik mit allen negativen Folgen für den Finanzmarkt Österreich, die wirtschaftspolitische Reputation Österreichs und die Verunsicherung der Anleger? Das Selbstlob der Regierung bezüglich Wirtschaftsstandort und Wettbewerbsfähigkeit ist für Darabos völlig unangebracht. Die Regierung habe den Wirtschaftsstandort vielmehr nachhaltig geschwächt und eine Rekordarbeitslosigkeit zu verantworten.

Darabos fordert die Regierung abschließend auf, "wieder auf den Boden der Realität zurückzukehren" und den Versuch, die verfehlte und für die Menschen in diesem Land verheerende Regierungspolitik mit peinlichen Inszenierungen zu überdecken, zu beenden.
 
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