Naturschutzaktion der Wiener Umweltschutzabteilung in den Weingärten
von Liesing
Wien (rk) - Das Team des Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramms Netzwerk Natur der Wiener
Umweltschutzabteilung (MA 22) führt am 11. September 2004 eine ganz besondere Naturschutzaktion für Zauneidechse
& Co in den Weingärten Liesings durch. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern und Weinbauern werden unter
fachkundiger Anleitung von BiologInnen sogenannte Lesesteinhaufen freigelegt und dadurch neue Biotope geschaffen.
Mit dieser Aktion wird nicht nur Eidechsen, Zebraschnecken und Insekten geholfen, sondern auch den Weinbauern,
die im Anschluss an die Aktion zu einer Weinverkostung einladen.
Weingärten bieten Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten
Die Weingärten in Liesing sind nicht nur bei Weinkennern und Spaziergängern beliebt. Sie bieten
auch Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen. Vor allem Wärme liebende Arten wie Reptilien und Insekten
schätzen die sonnigen Lagen der Weinhänge. Sie halten sich besonders gerne am Waldrand und in den Lesesteinhaufen
zwischen den Weingärten auf.
Smaragdeidechse, Foto: MA 22 - Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten das Foto in Druckqualität (463 kB)
Diese Lesesteinhaufen wurden über Generationen von den Weinbauern angelegt, indem sie die Steine aus den Feldern
zusammen klaubten und am Feldrand aufschütteten. Die Steinhaufen, die sich in der Sonne rasch aufheizen und
Kleintieren gute Versteckmöglichkeiten bieten, wurden bald von Eidechsen besiedelt. Bis in die 1970er Jahre
kamen in den Weingärten sogar die seltene Smaragdeidechse und die Mauereidechse vor.
Durch Umstellungen im Weinbau wurden in den letzten Jahren aber immer weniger Steine zusammengetragen, sodass viele
Steinhaufen heute von Sträuchern überwachsen sind. In Folge haben sich die Lebensbedingungen vor allem
für die sonnenhungrigen Eidechsen wesentlich verschlechtert: die Mauereidechse ist aus den Weingärten
verschwunden, die Bestände der Smaragd- und Zauneidechse dürften auf ein kleines Restvorkommen zurückgegangen
sein.
Die Wiener Umweltschutzabteilung hat im Rahmen von Netzwerk Natur eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz von
Eidechsen entwickelt: Weinbauern werden ausführlich darüber informiert, was z. B. die Smaragdeidechse
zum Überleben braucht. Reisig und Steine werden in den Weingärten werden aufgetürmt, Hundsrosen-
und Brombeersträucher gepflanzt und Herbizide nicht mehr an den Weinbergrändern bzw. nur bei Windstille
gespritzt
Das Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm Netzwerk Natur
Mit dem Netzwerk Natur hat die Wiener Umweltschutzabteilung vor einigen Jahren ein Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm
zum Schutz von prioritär bedeutenden Tier- und Pflanzenarten und seltene Lebensräumen gestartet. "Prioritär
bedeutende" Arten sind stark gefährdete bzw. international und national bedeutende Arten. 89 verschiedene
Tier- und Pflanzenarten sowie 12 Lebensraumtypen wurden in das Programm aufgenommen. Netzwerk Natur setzt auf zeitgemäße
Managementmethoden und eine Zusammenarbeit auf möglichst breiter Basis mit anderen Fachabteilungen der Stadt
Wien, aber auch mit Vereinen, Organisationen und Institutionen im privaten und öffentlichen Bereich. |