Bayern und Oberösterreich vereinbaren strategische Zusammenarbeit  

erstellt am
09. 09. 04

Sicherung der multifunktionalen Leistungen der Landwirtschaft als gemeinsames Ziel
Linz (lk) - Augsburg: Bayern und Oberösterreich wollen ihre leistungsfähige, nachhaltige und flächendeckende bäuerliche Landwirtschaft auch künftig erhalten. Darauf haben sich der Landesrat von Oberösterreich Dr. Josef Stockinger und Landwirtschaftsminister Josef Miller in Augsburg verständigt.

Stockinger und Miller forderten beim gemeinsamen Treffen, dass im neuen EU-Programm "Ländliche Entwicklung" von 2007 bis 2013 ausreichende Möglichkeiten für eine gezielte Weiterentwicklung der bäuerlichen Landwirtschaft vorgesehen werden. Die Verordnungsentwürfe liegen mittlerweile vor. Die Ziele der EU-Politik zur Entwicklung des ländlichen Raumes ab 2007 sind folgende:

  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft,
  • Schutz von Umwelt und Landschaft durch Förderung der umweltgerechten Landbewirtschaftung,
  • Steigerung der Lebensqualität in den ländlichen Gebieten - wirtschaftliche Diversifizierung, Dorfentwicklung.

"Entscheidend ist für die Bauern, dass gerade für den Bereich der Investitionsförderung ausreichend Mittel vorgesehen werden", erklären Landwirtschaftsminister Miller und Agrar-Landesrat Stockinger und begründen dies auch:

"Nur eine produzierende Landwirtschaft kann über Zukäufe und Investitionen Arbeitplätze im vor- und nachgelagerten Bereich sichern. Die Bauern tragen massiv zur regionalen Wertschöpfung bei.

Die Landwirtschaft muss ein lebendiger Wirtschaftsteil bleiben und darf nicht unter den Glassturz von ausschließlichen Naturschutzförderungen gestellt werden. Denn unsere Bauern sind Teil der Wirtschaft und müssen sich auch betrieblich entsprechend entwickeln können."

Besonders interessant ist der Schwerpunkt, den die EU in der Verordnung im Bereich LEADER vorgesehen hat. Mindestens 7 Prozent des gesamten Fondsbeitrages zu einem Programm sind für die Umsetzung von Projekten im Rahmen von LEADER zu reservieren.

"Damit können die bestehenden und neuen LEADER-Aktionsgruppen und grenzüberschreitende Projekte gezielt unterstützt werden", sind Stockinger und Miller froh über diese neue Schwerpunktsetzung.

Einig waren sich die beiden Agrarexperten auch, dass die relativ kleinstrukturierten Betriebe in beiden Regionen zur Sicherung eines ausreichenden Familieneinkommens noch stärker als bisher zusätzliche Einkommensstandbeine erschließen müssen. Chancen sehen beide vor allem noch bei der energetischen Nutzung von Biomasse, in der Regionalvermarktung, aber auch beim Urlaub auf dem Bauernhof sind die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Beide Länder wollen sich künftig verstärkt über Projekte mit Modellcharakter in diesen Bereichen austauschen.

"Unsere bäuerlichen Familienbetriebe brauchen wieder unternehmerische Freiräume, um ihre Einkommenschancen im Agrarbereich und darüber hinaus nutzen zu können", so Minister Miller. Deshalb sei bei der Bürokratie, die vor allem auf EU-Anforderungen zurückgeht, endlich ein Befreiungsschlag notwendig. Als Musterbeispiel nannten die beiden Agrarexperten die Cross Compliance-Bestimmungen der EU, die sowohl für die Bauern als auch für die Verwaltung ein Höchstmaß an Bürokratie bringt, ohne entscheidende Verbesserungen für die Umwelt oder den Tierschutz.

Bayern und Oberösterreich treten daher für eine Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik ein, die eine angemessene Honorierung der Gemeinwohlleistungen der Bauern zum Ziel hat und die auf freiwillige Kooperation statt auf staatliche Reglementierung setzt.

Miller und Stockinger forderten bei ihrem Treffen verlässliche und faire Rahmenbedingungen, damit die Land- und Ernährungswirtschaft in den Regionen ihre Zukunftschancen bestmöglich nutzen kann. "Die Bauern dürfen nicht auf dem Altar vollkommen liberalisierter Agrarmärkte, wie sie die WTO vorhat, geopfert werden", so die beiden Agrarexperten.

     
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