Bozen (lpa) - Eine zweistündige, "sehr bewegte und teilweise sogar hitzige" Aussprache hatten
heute die Präsidenten der Regionen mit Sonderstatut und der Autonomen Provinzen - darunter Landeshauptmann
Luis Durnwalder - mit den Ministern für Reformen und Regionen, Roberto Calderoli und Enrico La Loggia. In
drei entscheidenden Punkten konnten die Länder der Regierung dabei Zugeständnisse in Sachen Föderalismusreform
abringen.
Angesichts der vorliegenden Gesetzentwürfe der Regierung zur Föderalismusreform hatten die Regionen mit
Sonderstatut und die Autonomen Provinzen Einschnitte in ihre politischen Rechte fürchten müssen. Es ging
heute demnach darum, diese Einschnitte zu verhindern und der Regierung einige Änderungen zum Schutz der Sonderstatute
aufzuzwingen.
"Zunächst hat es danach ausgesehen, als wollte man das, was wir vorgelegt haben, mit allgemeinen Erklärungen
abtun", so Landeshauptmann Durnwalder, der Südtirol heute zusammen mit Landtagspräsidentin Veronika
Stirner Brantsch in Rom vertrat. "Wir haben aber ein paar konkrete Änderungsvorschläge vorgelegt,
auf die wir uns konkrete Antworten erwartet haben", so Durnwalder.
Einer dieser Abänderungsanträge betrifft die Ausschreibungen von Wahlen in den Regionen und Autonomen
Provinzen, die - geht es nach dem Willen der Regierung - dem Staatspräsidenten übertragen werden sollte.
Minister Calderoli zeigte sich in diesem Punkt einverstanden mit dem Vorschlag der Länder, dass ihnen diese
Aufgabe weiterhin verbleibe. Der Reformenminister pochte heute lediglich auf eine Übergangsregelung für
die erste Wahl des neuen Senates der Regionen.
Klar waren die Regionen und Provinzen mit Sonderstatut heute auch noch einmal in ihrer Forderung, dass es keine
Kompetenz-Beschneidung in direkter oder indirekter Form geben dürfe. Das Ergebnis der heutigen Verhandlungen:
"Es sollen den Regionen und Provinzen mit Sonderstatut keine Kompetenzen genommen werden. Sie sollen jene
behalten, die sie bereits haben", so Durnwalder. "Sollten aber die Regionen mit Normalstatut Kompetenzen
dazu bekommen, so sollen diese auch jenen mit Sonderstatut übertragen werden."
Heftige Auseinandersetzung hat es in diesem Zusammenhang aufgrund der von der Regierung gewollten trojanischen
Pferde namens "Ausrichtungs- und Koordinierungsbefugnis (AKB)" bzw. "nationales Interesse"
gegeben. Nach Willen Roms sollten bei allen gesetzlichen Maßnahmen der Regionen und Provinzen nicht nur -
wie bisher - die Verfassung und internationale Verträge als Rahmen dienen, sondern auch ein wie auch immer
definiertes "nationales Interesse". Landeshauptmann Durnwalder hielt diesem Ansinnen heute entgegen,
"dass uns mit einem solchen Gummiparagraphen die Autonomie nichts nützt, weil durch die Hintertür
wieder eine staatliche Kontrolle eingeführt und die Rückverweisung von Gesetzen möglich wird".
Nach langem Hin und Her erklärte sich Minister Calderoli heute einverstanden, sich für eine andere, den
Ländern entgegenkommende Lösung einzusetzen. Diese soll vorsehen, dass AKB und nationales Interesse nur
dann zum Tragen kommen, wenn neue Kompetenzen übertragen werden. Die bereits ausgeübten Kompetenzen blieben
ausgespart. "Allerdings muss der Minister für diesen Vorschlag im Parlament erst Mehrheiten finden",
bremst der Landeshauptmann die Erwartungen.
Der dritte Punkt, in dem heute eine Einigung gefunden worden ist, betrifft eventuelle Abänderungen des Statutes.
Bevor eine solche über die Bühne gehen kann, soll in Zukunft ein positives Gutachten des betroffenen
Regionalrates oder Landtages verpflichtend festgeschrieben werden. Dieses muss vor der zweiten Lesung im Parlament
vorliegen. |