Wien (orf) - Fünf Wochen Dreh in Paris, vier Wochen in Wien und als
avisierter Kinostart Herbst 2005. Michael Haneke arbeitet auf Hochtouren an seinem neuen Film, der mit ORF-Beteiligung
entsteht. "Caché" lautet der Titel der jüngsten internationalen Kinoproduktion des renommierten
und erfolgreichen österreichischen Regisseurs, in der Juliette Binoche und Daniel Auteuil in den Hauptrollen
zu sehen sind. Der Themenkomplex, mit dem sich Haneke in "Caché" beschäftigt: Schuld und
Sühne. Gestern, am Montag, dem 6. September 2004, luden ORF und WEGA-Film zum Hintergrundgespräch in
der Filmstadt Rosenhügelstudios, bei dem neben Michael Haneke auch die beiden Hauptdarsteller Juliette Binoche
und Daniel Auteuil für Fragen zur Verfügung standen. Anwesend waren auch Produzent Dr. Veit Heiduschka
und ORF-Fernsehfilmchef Dr. Heinrich Mis.
"Fragen Sie mich nicht zum Inhalt des Films" - mit diesen Worten griff Haneke lachend dementsprechenden
Fragen vor. "All meine Filme drehen sich um die Frage: Wie gehen wir mit Schuld um?" "Aber",
so Haneke weiter, "ist es ein Thriller? Ich weiß es nicht." Auch Juliette Binoche und Daniel Auteuil
blieben ob des Inhalts vage. "Wir selbst wissen auch nichts über den Film, wir gehen irgendwo rein und
dann wieder heraus und sagen 'I love you'", so Auteuil, der nach "Caché" die Produktion "36"
mit Gérard Depardieu dreht, lachend. Aber auch wenn das Trio sich in puncto Filminhalt aufs Nichtssagen
eingeschworen hat, weiß man, dass hier Großes entsteht - und dass hier drei Menschen sitzen, die gerne
gemeinsam arbeiten. Binoche: "Ich mag die Art und Weise, wie Michael Haneke seine Filme macht, wie er Sequenzen
aussucht. Ich kann mich daran delektieren wie an einem guten Wein oder an gutem Camembert." Auteuil gab sich
ein wenig zurückhaltend: "Ich kannte zwar Hanekes Filme und habe mich davor gefürchtet. Aber er
hat gesagt, dass wir viel lachen werden." Für den Regisseur war klar: Die Rolle des TV-Präsentators
Georges, dem heimlich aufgenommene Videos von ihm zugespielt werden, musste mit Auteuil besetzt werden: "Ich
habe die Rolle für ihn geschrieben, weil ich einfach mit ihm arbeiten wollte", so Haneke rosenstreuend
in Richtung Auteuil.
Was das Kinopublikum (und in Folge die ORF-Zuseher) bei "Caché" erwartet? Haneke: "Ich will
misstrauisch machen gegenüber dem, was dass Kino als Realität vorspielt." Im Film werden die Realität
des Films, Videos von dieser Realität und Rückblenden vermischt - für die Zuseher schwer unterscheidbar,
da alles im Videoformat gedreht wird. "Ich will die Zuseher positiv verwirren", so Haneke verschmitzt.
Und darum geht es in "Caché": Georges (Daniel Auteuil), der Präsentator einer literarischen
TV-Sendung, bekommt heimlich auf der Straße aufgenommene Videos von sich und seiner Familie sowie beunruhigende
Zeichnungen zugeschickt. Zunächst hat er keine Ahnung, wer der Absender ist. Doch als der Inhalt der Kassetten
allmählich persönlicher wird, erhärtet sich bei Georges der Verdacht, dass der Absender ihn schon
seit langem kennen muss. Georges und seine Familie fühlen sich immer mehr bedroht.
Gefördert wird "Caché" von ÖFI, Filmfond Wien und Eurimages mit Unterstützung von
ORF, ARTE und Canal +. Im ORF wird "Caché" frühestens 2006 zu sehen sein. In weiteren Rollen
spielen Annie Girardot, Lester Makedonsky, Maurice Benichou, Walid Afkir, Daniel Duval und Nathalie Richard. |