Wien (rk) -. Schulstart für insgesamt rund 200.000 Wiener SchülerInnen, für rund 15.800 von
ihnen hat mit dem gestrigen Schuleintritt ein gänzlich neuer Lebensabschnitt begonnen: "Wir wünschen
allen Schülerinnen und Schülern ein erfolgreiches und spannendes Unterrichtsjahr und speziell unseren
TaferlklasslerInnen, dass ihnen ein guter Start in ihre neue 'Lebens- und Lernumwelt' gelingt", begrüßte
Wiens Vizebürgermeisterin und Bildungsstadträtin Grete Laska die Wiener Kinder und Jugendlichen im Schuljahr
2004/2005. Laska weiter: "Der Schulerfolg unserer Jugendlichen hängt ganz wesentlich von unser aller
Anstrengung ab. So bedarf es hierfür engagierter LehrerInnen und Eltern - die haben wir -, möglichst
optimaler infrastruktureller Voraussetzungen - die hat Wien in seinem Bereich längst geschaffen - sowie des
konsequenten Einsatzes der Politik auf allen Ebenen. Doch genau hier hapert es: Während Wien zu seiner Verantwortung
steht und darauf drängt, dass unseren Kindern die bestmöglichen Bildungsvoraussetzungen geschaffen werden,
lautet das einzige Credo des Bundes 'Kürzungen um jeden Preis - und somit auch auf dem Rücken der SchülerInnen'."
Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl hierzu: "Wir haben auch heuer wieder
alles daran gesetzt, die hohe Qualität an unseren fast 700 Schulen insgesamt, hiervon 358 Schulen im "städtischen"
Pflichtschulbereich, zu sichern. Und doch: Wenn der Bund gerade im Bereich der Planstellen weiter unbeweglich bleibt,
wird es schwer werden, beispielsweise den gesetzlichen Auftrag im Bereich der Integration zu erfüllen. Ich
hoffe sehr, dass hier das 'letzte Wort' des Bundes noch nicht gesprochen ist, andernfalls wäre die Konsequenz
sicherlich ein berechtigter Aufschrei der Eltern." Hintergrund: Der vom Bildungsministerium vorgegebene Stellenplan
für das Schuljahr 2004/2005 wurde seitens Wiens zurückgewiesen und beeinsprucht, da speziell im Bereich
des sonderpädagogischen Förderbedarfs sowie bei der Berücksichtigung der "Rückfluter"
keinerlei Rücksicht auf die tatsächlichen Notwendigkeiten genommen wurde.
Brandsteidl: "Besonders die Deckelung beim sonderpädagogischen Förderbedarf ist absurd. Es kann
nicht angehen, dass der Bund vordefiniert, dass dieser Bedarf nur 2,7 Prozent ausmachen darf, wenn er in Wien tatsächlich
nahezu 5 Prozent beträgt. Das ist als würde Krankenhäusern aufgetragen, nur 1.000 Beinbrüche
pro Jahr zu behandeln und wenn diese erreicht sind, alle Unfallopfer unbehandelt nach Hause zu schicken."
Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen sehen Laska und Brandsteidl eine Lösungsmöglichkeit: "Wir
gehen davon aus, dass der Bund in weiteren Verhandlungen seine Position überdenkt. Denn Tatsache ist: Hier
geht es um Realitäten und berechtigte Ansprüche, nicht um Parteipolitik - wir gehen davon aus, dass auch
die Bundesregierung sich den legitimen Bedürfnissen unserer Kinder nicht verschließen kann."
EdGATE und EdQ machen Wien zum Tor nach Europa
Jenseits der Ressourcendiskussion hat sich Wien ehrgeizige Ziele für das neue Schuljahr gesetzt. Schwerpunkt
dabei: "noch mehr Europa an die Schulen zu bringen" und ein weiterer Ausbau bilingualer Unterrichtsformen.
Hierzu Brandsteidl: "Schon jetzt ist Wien Vorreiter: Wir verfügen über mehr bilingual geführte
Schulen als das gesamte Restösterreich, überdies ist die bildungspolitische Kooperation Wiens mit seinen
Nachbarstädten Bratislava, Brünn und Györ europaweit beispielhaft. Diesen Weg wollen wir nicht allein
fortsetzen, sondern diese Cross-Border- Kooperation insgesamt vertiefen und auf neue Füße stellen."
Möglich wird dies unter anderem durch das von der EU im Rahmen des INTERREG IIIC Programms geförderte
EdGATE, das auf Initiative des Stadt Wien und des EdQ (Folgeprojekt des 2004 auslaufenden CERNET-Projekts für
die CENTROPE-Region) entstanden ist und an dem sich nun insgesamt 14 Partner aus 12 europäischen Regionen
(Wien, Edinburgh, Brno, Bratislava, Györ, Krakau, Schwerin, Belgrad, Zagreb, Sarajevo, Calarasi und Kiev)
beteiligen. Ziel des EdGATE ist die Entwicklung gemeinsamer bildungspolitischer Strategien, um die wirtschaftlichen,
sozialen und politischen Rahmenbedingungen in den beteiligten Regionen längerfristig zu verbessern.
Ein besonderer Schwerpunkt dabei: die Entwicklung eines Bildungskonzeptes (European Regional College), um das multilinguale
und multikulturelle Bildungsangebot für SchülerInnen zu verbessern. Brandsteidl: "EdGATE schafft
eine neue Qualität der regionalen Kooperation und somit letztlich auch der konsequenten Europäisierung
unseres Schulwesens. Gerade im Hinblick auf Wiens geographische Lage in der nunmehr erweiterten Europäischen
Union, leiten sich hieraus eine Vielzahl von Chancen für junge Menschen ab: diese Chancen zu nutzen, bedeutet
eine Herausforderung insbesondere an die Bildungspolitik. Wir in Wien nehmen diese Herausforderung an!"
Jobfit - eine Schule der "zweiten Chance"
Gleichzeitig betont Brandsteidl, dass was sich als "EdGATE" oder "Europäisierung"
zunächst abstrakt anhört, bereits jetzt zu ganz konkreten Verbesserungen und zu vielen neuen Angeboten
für SchülerInnen in Wien geführt hat. Beispielhaft hierfür ist das stark gestiegene Angebot
für den Erwerb der Sprachen unserer neuen EU-Nachbarländer sowie die erfolgreiche Implementierung europäischer
öffentlicher Schulen in Wien: Stichwort "European Primary School" (EPS, "European Middle School"
(EMS) und "European High School" (EHS). Das neueste "Produkt" der von Wien aus initiierten
Bildungsvernetzung ist die Initiative "Jobfit", die sich als Resultat einer europaweiten Suche nach "Best-Practice"-
Beispielen für die Betreuung von Jugendlichen mit einer bislang "gescheiterten Schullaufbahn" versteht.
Das "Jobfit", das an einem Sonderpädagogischen Zentrum geführt wird, sieht sich als "Schule
der zweiten Chance" und lädt Jugendliche ein, sich in einem freiwilligen 10. und 11. Schuljahr einerseits
auf eine künftige Berufslaufbahn vorzubereiten (durch personenzentrierte Angebote, Mentoringysystem, Schnupperpraktika
und Übungsfirmen) und andererseits eine formalen Schulabschluss (Polytechnischer- oder Hauptschulabschluss)
nachzuholen. Brandsteidl: "Die Initiative 'Jobfit' führt konkret vor Augen, dass die Rede von der 'Europäisierung
unseres Schulwesens' längst mehr ist als eine Diskussionseinladung an ein ExpertInnenforum. Europäisch
zu denken, europäisch zu handeln und europaweit zu kooperieren, bedeutet für uns, unseren Wiener Kindern
neue zukunftsträchtige Bildungschancen zu eröffnen."
Ganztägige Betreuung in den Wiener Schulen
Für Bildungsstadträtin Grete Laska war und ist die ganztägige Betreuung unserer Kinder immer
ein sehr wichtiger Punkt in der Wiener Schulpolitik. "Gerade für berufstätige und alleinerziehende
Mütter ist das Wissen -mein Kind ist optimal versorgt- ein wichtiger Rückhalt im Alltag", so Laska.
Seit ihrem Amtsantritt, vor 10 Jahren, ist es ihr gelungen, ein flächendeckendes Netz an ganztägiger
Betreuung für alle Kinder mit Betreuungsbedarf aufzubauen. Für die Betreuung stellt die Stadt Wien folgende
Einrichtungen zur Verfügung:
* 24 Ganztagsschulen
* 66 Offene Schulen
* 18 Lernklubs und
* 203 städtische Horte.
Insgesamt werden derzeit 29.578 Kinder ganztägig betreut und erhalten nach Maßgabe der vorhandenen Einrichtungen
ein warmes Mittagessen. Auch heuer wird es wieder gelingen, allen SchuleinsteigerInnen mit Betreuungsbedarf (derzeit
6.304) einen Betreuungsplatz zur Verfügung zu stellen. Alle diese Kinder können bei Bedarf auch an schulfreien
und schulfrei erklärten Tagen bzw. in den Ferien an einzelnen Betreuungseinrichtungen betreut werden.
Die entsprechenden Betreuungsbeiträge sind sozial gestaffelt, sodass im laufenden Schuljahr bis EUR 1.031,-
Familieneinkommen kein Betreuungsbeitrag und erst ab einem Familieneinkommen von EUR 2.238,- der volle Betreuungsbeitrag
von durchschnittlich EUR 85,- monatlich eingehoben wird. Auf Grund dieser Staffelung trägt die Stadt Wien
einen Einnahmenausfall an Verpflegungskosten von zirka EUR 1,4 Mio. im Jahr. Allein für das erforderliche
Betreuungspersonal in den Schulen und Lernklubs wendet die Magistratsabteilung 56 im Jahr zirka EUR 16,3 Mio. auf.
Österreichweit einzigartig - der Warenkorb!
Nicht zu vergessen ist, dass seit vielen Jahrzehnten die Stadt Wien einen bedeutenden Beitrag zum Ankauf
von Schülermaterialien zur Verfügung stellt. Die Schulen erhalten jedes Schuljahr pro VolksschülerIn
EUR 29,-, HauptschülerIn EUR 42,-, SonderschülerIn EUR 39,- und Polytechnische SchülerIn EUR 70,-
zum Ankauf von Materialien wie Hefte, Kopierpapier, textiles und technisches Werkmaterial. Diese Beträge kommen
den Kindern bzw. ihren Eltern zugute und entlasten damit wesentlich diesen Teil des Haushaltsbudgets. Diese Leistung
für alle Wiener PflichtschülerInnen durch die Stadt Wien ist in Österreich einzigartig! Ein Service
von denen Eltern in anderen Bundesländern nur träumen können.
Generalsanierungen
Der Gemeinderat hat am 17.12.1998 ein Generalsanierungsprogramm beschlossen um allgemein bildende Pflichtschulen
baulich general zu sanieren und neu einzurichten. Bis dato wurden zirka EUR 100 Mio. verbaut, wobei 22 Projekte
bereits fertiggestellt sind, vier sich in Bau befinden und ein Projekt in konkretem Planungsstadium.
Im Sommer 2004 wurden insgesamt fünf Projekte fertig gestellt:
* 3, Kolonitzgasse 15, VS
* 11, Florian Hedorferstraße 20-26, VS + HS
* 13, Veitingergasse 9, HS
* 20, Pöchlarnstraße 12-14, HS und
* 21, Ostmarkgasse 30, VS
Derzeit befinden sich in Bau:
* 2, Feuerbachstraße 1-3, VS + HS
* 8, Zeltgasse 7, VS
* 18, Scheibenbergstraße 63, VS und
* 22, Plankenmaisstraße 30, HS
Sonstige Instandhaltungsarbeiten
Im Rahmen der Dezentralisierung werden heuer an insgesamt 129 Schulen größere und kleinere Instandsetzungsarbeiten
durchgeführt. Gesamtkostenaufwand rund EUR 35 Mio.
Neubau (Fertigstellung 2005)
* 10, Wienerberg City (9-klassiger Volksschulneubau)
* 22, Langobardenstraße (14-klassiger Volksschulersatzbau für 22,
Langobardenstr. 56 - Abriss auf Grund der U 2 - Verlängerung)
* 22, Schukowitzgasse 89 (6-klassiger Volksschulzubau)
Schule soll Spaß machen!
Gerade für die Taferlklassler beginnt jetzt ein neuer Abschnitt - der "Ernste" - in ihrem
Leben. Das wichtigste beim Lernen ist und bleibt aber der Spaß und die Freude am Neuen, betonen Laska und
Brandsteidl. Keine mündliche Prüfung und keine Schularbeit, auch wenn sie manchmal "verhaut"
werden, müssen Stress und Unwohlsein auslösen. Für alle Probleme gibt es viele AnsprechpartnerInnen,
selbstverständlich auch anonym, die Hilfe und Unterstützung anbieten. Unter der Wiener Schulinfo Nummer
+43 1 52525 7700 gibt es Rat in allen Schulfragen.
Statistik
* September 2004: 16.000 Schulneulinge an öffentlichen und
privaten Volksschulen in Wien
* Schuljahr 2004/05: 88.742 SchülerInnen in 358 Wiener
öffentlichen allgemein bildenden Pflichtschulen; davon:
- 217 Volksschulen mit 53.337 SchülerInnen in 2.219 Klassen
(davon
- 271 Integrationsklassen mit 1.315 IntegrationsschülerInnen)
- 95 Hauptschulen mit 29.160 SchülerInnen in 1.165 Klassen
(davon 314 Integrationsklassen mit 1.752
IntegrationsschülerInnen)
- 38 Sonderschulen mit 3.055 SchülerInnen in 422 Klassen;
weitere 3.235 SonderschülerInnen befinden sich in 614
Integrationsklassen an Volks- und Hauptschulen und an
Polytechnischen Schulen
- 8 Polytechnische Schulen mit 3.190 SchülerInnen in 123 Klassen
(davon 29 Integrationsklassen mit 168
IntegrationsschülerInnen)
- durchschn. Klassenschülerzahl: 24,04 in öffentlichen
Volksschulen (Schuljahr 1970/71: 32,7) 25,03 in öffentlichen
Hauptschulen (Schuljahr 1969/70: 31,1)
* Früh- und Mittagsaufsicht:
Frühaufsicht an 214 Volks- und Sonderschulen (Beaufsichtigung
durch LehrerInnen von 7.15-7.45 Uhr)
Mittagsaufsicht an 106 (inkl. IGKL) Schulstandorten (Mittagessen
unter Aufsicht von LehrerInnen zur Überbrückung der Zeit bis zu
einem allfälligen Nachmittagsunterricht); zusätzlich an 9
Standorten Aufsicht durch Elternverein, finanziert durch MA 56
Schulbau: Erhaltung der baulichen Anlagen
Die Erhaltung der Schulgebäude wurde im Rahmen der Dezentralisierung ab dem Jahre 1988 den Bezirken übertragen.
Die Summe der Bezirksbudgets beträgt 2004 rund EUR 35 Mio. Heuer werden in rund 49 Schulen Instandhaltungsarbeiten
(Dach-, Fenster, Tür- sowie Fußbodenreparaturen usw.) kleineren und größeren Umfanges durchgeführt.
In rund 80 Schulen werden größere Instandsetzungsarbeiten (über EUR 36.000,--) vorgenommen.
In Bau befinden sich:
* 10., Wienerberg City, 9-klassiger Volksschulneubau
* 22., Langobardenstraße, 14-klassiger Volksschulersatzbau für
* 22., Langobardenstraße 56
* 22., Schukowitzgasse 89, 6-klassiger Volksschulzubau |