Einzigartige Chance – Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas
Linz (stadt) - In fünf Jahren ist mit Beschluss des Europäischen Parlaments und des EU-Kulturministerrates
wieder Österreich an der Reihe, eine „Kulturhauptstadt Europas“ zu stellen. Nach entsprechendem Beschluss
in der Gemeinderatssitzung am 1. Juli 2004 hat sich die Stadt Linz mit Unterstützung des Landes Oberösterreich
(Grundsatzbeschluss der Oberösterreichischen Landesregierung vom 7. Juni 2004) beworben. Die Bewerbungsunterlagen
wurden heute, 13. September, durch eine Linzer Delegation an der Spitze Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer,
Bürgermeister Dr. Franz Dobusch und Kulturreferent Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl offiziell an Staatssekretär
Franz Morak übergeben.
Linz – Labor der Zukunft
Linz hat heute in vielerlei Hinsicht die idealen Voraussetzungen für die Erringung des Titels „Europäische
Kulturhauptstadt“. Eine eigenständige kulturelle Entwicklung und eine innovative Kunst- und Kulturszene haben
dazu beigetragen, dass Linz internationale Anerkennung als moderne Kulturstadt gefunden hat. Die Etablierung als
Vorreiterin und europaweit anerkanntes Kompetenzzentrum in Sachen Medienkunst, die geographische Lage der Stadt
an den historischen Achsen Nord-Süd sowie West-Ost und die damit einhergehende grenzüberschreitende Kulturarbeit
sind die wesentlichen Grundlagen dafür. Ebenso die enge kooperative Zusammenarbeit und das enorme künstlerische
Potenzial von Stadt und Land.
Für Linz als Kulturhauptstadt sprechen vor allem das dichte Netz an Kultureinrichtungen und –institutionen,
darunter die Aushängeschilder Lentos Kunstmuseum Linz für moderne Kunst und das Ars Electronica Center
für die neuesten Technologien, sowie internationale Kulturhighlights, wie etwa Brucknerfest, Klangwolken und
Ars Electronica Festival. Als „Europäische Kulturmonatsstadt“ hat Linz bereits im September 1998 die internationale
Kunstszene auf sich aufmerksam gemacht.
Die zentrale Vision von Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas ist die Verbindung der zukünftigen Schlüsselbereiche
Medien, Kunst im offenen Raum, Vernetzung, Kommunikation, Partizipation, Integration und offene Grenzen zu einem
innovativen Gesamtkonzept.
Das Linzer Bewerbungspapier
Das 115 Seiten umfassende zweiteilige Bewerbungspapier ist aufbauend auf dem Linzer Kulturentwicklungsplan unter
Einbeziehung von ExpertInnen in einem breiten Partizipationsprozess erstellt worden. Die Hauptbeiträge wurden
vom ehemaligen Stadtkulturbeirats-Mitglied Franz Schwabeneder, vom Kulturwissenschaftler Univ.-Prof. Dr. Thomas
Macho (Humboldt-Universität Berlin, Kunstuniversität Linz) und dem Rektor der Linzer Kunstuniversität
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Kannonier verfasst. Anregungen aus Bewerbungspapieren und Evaluierungsberichten früherer
beziehungsweise in einem Bewerbungsprozess stehender anderer Europäischer Kulturhauptstädten sind ebenfalls
in den Inhalt des Papiers eingeflossen.
In einem intensiven Diskussions- und Entscheidungsprozess haben unter der Federführung der Steuerungsgruppe
„Land Oberösterreich – Stadt Linz“ die ExpertInnen-Arbeitsgruppe „Linz 2009“, der „Stadtkulturbeirat Linz“
und zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Tourismus und Verwaltung
mitgewirkt. Die kulturpolitischen Leitlinien und Schwerpunkte wurden vom Kulturausschuss der Stadt Linz in mehreren
Sitzungen diskutiert und die Prioritäten festgelegt. In seiner Sitzung vom 28. Mai 2004 hat dieser das Bewerbungspapier
in der endgültigen nun vorliegenden Fassung einstimmig beschlossen.
Zusätzlich zum Inhaltlichen wurden in einem Strukturkonzept die Errichtung der Organisationsformen zur Planung
und Durchführung des Projektes Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas festgelegt. Ein Kuratorium mit Vorsitz Bürgermeister
und Landeshauptmann für die generellen Rahmenbedingungen und die Linz 2009 GmbH mit dem Kulturreferenten als
Aufsichtsratsvorsitzenden zur Planung und Durchführung des Projektes werden eingerichtet. Für die Linz
2009 GmbH soll es eine künstlerische Intendanz und eine kaufmännische Geschäftsführung geben.
Weitere Schritte
Österreich ist nun aufgefordert, spätestens vier Jahre vor Beginn der Veranstaltung eine oder mehrere
Städte zu nominieren. Im Anschluss daran werden die Bewerbungen durch eine Jury – bestehend aus je zwei VertreterInnen
des Rates, der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und des Ausschusses der Regionen
– begutachtet. Auf Basis dieses Berichts ernennt der Rat auf Empfehlung der Europäischen Kommission eine österreichische
Stadt offiziell zur Kulturhauptstadt Europas für 2009. Im Mai 2005 fällt die endgültige Entscheidung,
welche Stadt den Titel bekommen wird.
Das Kulturhaupstadt-Budget
Die Erfahrungen bisheriger Kulturhauptstädte, wie bespielsweise von Graz oder Lille zeigen, dass für
ein Großprojekt dieser Dimension und europäischer Strahlkraft ein Projektbudget von mindestens 60 Millionen
Euro notwendig ist. Die Stadt Linz wird für ein Kulturhauptstadtjahr Ressourcen in der Höhe von 20 Millionen
Euro in den Jahren 2005 bis 2010 budgetwirksam machen. Angestrebt wird in Anlehnung an das Finanzierungsmodell
von Graz eine Drittelbeteiligung des Bundes und des Landes Oberösterreich in Höhe von je 20 Millionen
Euro. Darüber hinaus wird versucht, zusätzliche Mittel aus der Europäischen Union, durch Kultursponsoring,
Kulturpartnerschaften und sonstige Einnahmen zu lukrieren.
Im europäischen Mittelpunkt
Das Projekt Europäische Kulturhauptstadt wurde erstmals 1985 auf Initiative der damaligen griechischen Kulturministerin
Melina Mercouri realisiert. Die wesentlichen Intentionen der Kulturhauptstadt-Idee liegen darin, alljährlich
eine europäische Stadt in das Blickfeld der europäischen Kulturöffentlichkeit zu rücken, den
Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten der europäischen Kulturen herauszustellen, aktuelle kulturelle
beziehungsweise künstlerische Strömungen, Tendenzen und Entwicklungsprozesse Europas am Beispiel dieser
Stadt zu fokussieren, den Dialog und Austausch zwischen KünstlerInnen verschiedener Regionen und Nationen
und das Verständnis der BürgerInnen Europas füreinander zu fördern. Bis heute hatten 31 Städte
Gelegenheit, sich und ihre Kultur europaweit zu präsentieren. Gemeinsam mit Genua trägt heuer Lille noch
bis Jahresende den begehrten Titel.
Zitate
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer: „Das Land Oberösterreich unterstützt die Bewerbung
der Landeshauptstadt Linz für das Jahr 2009 als Kulturhauptstadt Europas, weil wir die einmalige Chance nützen
wollen, Linz und Oberösterreich als kreative und zukunftsorientierte Kulturregion auch europaweit zu präsentieren
und damit nachhaltige künstlerische, touristische und wirtschaftliche Impulse in unserem Land zu setzen.“
Bürgermeister Dr. Franz Dobusch: „Florierende Wirtschaft, kultureller Reichtum und zukunftsweisende
Projekte, das sind die tragenden Säulen, auf denen Linz seine Bewerbung als Kulturhaupstadt aufbaut. Kunst
im offenen Raum und Medienkunst waren die ersten Schritte auf dem Weg zu eigenständiger kultureller Identität.
Breite internationale Aufmerksamkeit erhielt die Stadt als Metropole der digitalen Kunst. Ars Electronica, Brucknerfest
und Klangwolke sind Ausdruck einer lebendigen und zukunftsorientierten Kulturszene. Mit dem Lentos Kunstmuseum
Linz unterstreicht die Stadt erneut ihre Kompetenz als anerkanntes Zentrum für moderne Kunst. In Linz werden
Visionen Wirklichkeit – die Bewerbung zur Kulturhauptstadt ist die konsequente Forstsetzung dieser Entwicklung.“
Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl: „Die Bewerbung von Linz als Kulturhauptstadt 2009 eröffnet
der Stadt viele Chancen. Für die KünstlerInnen und Kulturschaffenden ist sie ein wesentlicher Ansporn
für thematische Weiterentwicklungen, Vernetzungen und neue, innovative Projekte. Ein kulturelles Netzwerk
mit europäischen Dimensionen kann entstehen. Die Bewerbung wird sich damit nachhaltig auf die Stadt und ihre
BewohnerInnen auswirken. Auf jeden Fall wird der Standort Linz sowohl in kultureller als auch in wirtschaftlicher
Hinsicht eine wesentliche Aufwertung erfahren.“ |