Khol dankt Sudeten-Österreichern  

erstellt am
27. 09. 04

Khol: "Der Vergangenheit ehrlich begegnen"
Wien (pk) - Erstmals in der Geschichte der jährlich stattfindenden Sudetendeutschen Heimattage hielt heuer der Präsident des Nationalrates die Festrede vor der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

In seiner Rede dankte der Präsident den Sudetendeutschen: „Der Beitrag von hunderttausenden Sudetenösterreicherinnen und Sudetenösterreichern, die in Österreich eine neue Heimat fanden, zum Wiederaufbau unserer Heimat, ihr Fleiß und ihre Anständigkeit, sind unverzichtbar. Die Republik dankt Ihnen allen dafür.“

Der Präsident des Nationalrates betonte, dass sich in den vergangenen Jahren die Beziehungen zwischen Österreich und der Tschechischen Republik immer weiter entwickelten und dass mit der EU-Mitgliedschaft der Tschechischen Republik die beiden Länder in eine neue Phase der Zusammenarbeit eingetreten sind. Österreich ist klar für die Erweiterung der Europäischen Union und damit für die Aufnahme der Tschechischen Republik in die Union eingetreten, obwohl für Österreich die Frage der Beneš-Dekrete noch nicht geklärt ist. Diese ließe sich aber gerade jetzt in einem Klima der guten Zusammenarbeit ausräumen, und zwar „je eher, desto besser“, so Khol.

Parallel zur Aufarbeitung der Vertreibung der Sudetendeutschen auf europäischer Ebene müsse man vor allem auf einen Umdenkprozess in der modernen tschechischen Gesellschaft setzen. Die Fakten über die Vertreibungen des Jahres 1945 seien unleugbar und schon in naher Zukunft werden die tschechischen Bürger offen und auch öffentlich fragen, was damals wirklich geschehen ist. Die Erklärung des tschechischen Ministerpräsidenten Vladimir Špidla im Juni 2003 stelle in diesem Zusammenhang einen bedeutenden Schritt dar, zumal er klare Worte des Bedauerns gefunden und die Ereignisse der unmittelbaren Nachkriegszeit als unannehmbare Taten bezeichnet hatte.

Khol betonte, dass sich Österreich aber darüber hinaus weitere Gesten des guten Willens seitens der Tschechischen Republik erwarte, insbesondere materielle Gesten der Versöhnung gegenüber der deutschsprachigen Minderheit in der Tschechischen Republik und gegenüber den Vertriebenen sowie die Aufhebung des sogenannten Straffreistellungsgesetzes aus dem Jahr 1946.

„Die Vergangenheit holt jedes Land unweigerlich ein. Und nur wenn ein Land seiner Vergangenheit ehrlich begegnen kann, ist es für die Gestaltung der Zukunft gerüstet“, so Khol.

Abschließend würdigte der Präsident des Nationalrates die wichtigen Beiträge der Sudetenösterreicherinnen und Sudetenösterreicher zur Vielfalt und zum kulturellen Reichtum Österreichs und dankte ihnen, dass sie die Sudetendeutsche Geschichte und das Sudetendeutsche Brauchtum weiterhin pflegen.
     
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