when space comes into play … – 15. Oktober – 7. November 2004
Wien (mumok) - PARA SITES präsentiert neun Projekte internationaler KünstlerInnen, die
Raum als aktive und veränderbare Dimension thematisieren. Im Aufbrechen von räumlichen Bezugssystemen
und architektonischen Zweckwidmungen konfrontiert PARA SITES die BesucherInnen mit außergewöhnlichen
Ausstellungssituationen, die Alternativen zu vertrauten musealen Inszenierungen bieten. Ein Großteil der
gezeigten Arbeiten wird eigens für das MUMOK realisiert.
Die Ausstellung
Raum ist kein Zustand. Er ist Ware, Verhandlungs- und Streitsache. Er wird markiert, besetzt und aufgeteilt. Er
repräsentiert soziale Widersprüche wie individuelle Sehnsüchte und Lebensmodelle. Im Rahmen von
PARA SITES werden die institutionelle und urbane Infrastruktur des Museums zur Austragungsstätte künstlerischer
Praktiken, die die Verortung von Individuum und Gesellschaft auf Alternativen hin befragen. Von der MUMOK Factory
aus werden etwa die Wüste besiedelt (eteam), Museumsräumlichkeiten zu Studios und Produktionsstätten
umfunktioniert (Gil & Moti, Visible Art Activity) und Teile der Wiener Aktionismus-Sammlung „besetzt“ (Carola
Dertnig & Stefanie Seibold). Darüber hinaus wird ein sich unter unseren Füßen auflösender
„Dance Floor“ installiert (Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla), das Museum als „Spielfeld“ genutzt (kozek
körlonski) und der Schacht der Eingangshalle „kolonisiert“ (Ward Shelley & Douglas Paulson).
Dem Ausstellungstitel entsprechend präsentiert PARA SITES auch Projekte, die „neben“ dem MUMOK als (Ausstellungs-)Ort
stattfinden. So können BesucherInnen Autoabdeckungen zum Kampieren auf Parkplätzen mieten (Michael Rakowitz)
und im Hof des MuseumsQuartiers die Anatomie eines Wohnhauses besichtigen (Tea Mäkipää).
Raum als (ver)handelbare Variable
Diskussionen um Globalisierung, Urbanismus und Postkolonialismus haben zu einem Raumverständnis beigetragen,
das über physikalische Gegebenheiten weit hinausgeht und den in Bewegung geratenen Weltbildern Rechnung trägt.
Räumliche Strukturen werden als Ausdruck ökonomischer, politischer und kultureller Verhältnisse
verstanden, als Träger und Multiplikatoren gesellschaftlicher Codes und Gebrauchanweisungen. Wenn wir (Stadt-)
Raum als stark reguliert empfinden, so ist dies weniger eine Eigenschaft der Architektur selbst als vielmehr eine
Folge der Ideologien, die sie besetzen.
PARA SITES zeigt auf, dass diese Ideologien nicht gegeben oder unabänderlich, sondern die ihnen zugrunde liegenden
Vereinbarungen dynamisch und verschiebbar sind. So gesehen ist Raum eine durch Handlung gestaltete Dimension. Entsprechend
wird ein Großteil der Arbeiten über die Dauer der Ausstellung von den KünstlerInnen weiterentwickelt
bzw. unterliegt im Austausch mit BesucherInnen einem fortlaufenden Prozess der Veränderung und Adaptierung.
Mit diesem Ausstellungsprojekt setzt das MUMOK seine Aktivitäten im Performance-Bereich (Öffentliche
Angelegenheiten – Performance als politisches Handeln, 2002; Mothers of Invention – where is performance coming
from, 2003) fort und unterstreicht damit seine Ambitionen in der Präsentation und Vermittlung performativer
Kunst in Sammlungs- und Sonderausstellungen.
Kuratorin: Manuela Ammer
Teilnehmende KünstlerInnen
Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla (San Juan/Puerto Rico), Carola Dertnig & Stefanie Seibold
(Wien), eteam (New York), Gil & Moti (Rotterdam) , kozek hörlonski (Wien), Tea Mäkipää
(Weimar), Michael Rakowitz (New York), Ward Shelley & Douglas Paulson (New York), Visible Art Activity (Somerset/UK,
Vancouver/Kanada)
MUMOK Factory sowie andere Orte inner- und außerhalb des Museums
Eröffnung: 14. Oktober 2004, 20.00 Uhr |