Beratungen zur Fortsetzung des "Athener Prozesses" im Parlament
Wien (pk) - Die gestern im Wirtschaftsministerium eröffnete 10. Sitzung
der Ständigen hochrangigen Arbeitsgruppe des Stabilitätspaktes für Südosteuropa wurde am Donnerstag
(23. 09.) Vormittag im Parlament fortgesetzt. Die unter österreichischem Vorsitz stehende Informations-
und Diskussionsveranstaltung dient der Vorbereitung offizieller Verhandlungen zwischen der Europäischen Union
und den südosteuropäischen Ländern über die Errichtung eines integrierten südosteuropäischen
Elektrizitäts- und Gasmarktes, die Mitte Oktober in Brüssel beginnen sollen. Thema der Beratungen - mit
denen der sogenannte "Athener Prozess" fortgesetzt werden soll - ist ein Entwurf für ein Übereinkommen
zur Errichtung integrierter Strom- und Gasmärkte in Südosteuropa, das die EU-Kommission den Vertretern
von Albanien, Bosnien und Herzegowina, Jugoslawien, Bulgarien, Mazedonien, Griechenland, Türkei, Kroatien
und Rumänien sowie des Kosovo unterbreitet hat. Beobachterstatus haben die Republik Moldau, Slowenien, Österreich,
Ungarn und Italien.
Dem Projekt eines dem EU-Energiebinnenmarkt entsprechenden und mit diesem verbundenen Energiemarktes in Südosteuropa
wird seit vielen Jahren große Bedeutung für die wirtschaftliche und politische Stabilisierung der Region
beigemessen. Im März 2002 hatte die EU-Kommission Vorschläge zur Entwicklung eines südosteuropäischen
Elektrizitätsmarktes vorgelegt. Im November 2002 unterzeichneten alle Länder auf der Ministertagung in
Athen unter Schirmherrschaft der EU eine diesbezügliche Vereinbarung. Im "Athener Prozess" findet
auf politischer Ebene eine jährliche Ministertagung statt. Programme und Durchführungsstrategien beschließt
die Ständige hochrangige Arbeitsgruppe, die vierteljährlich zusammentritt. Dem "Forum von Athen",
das Reformmaßnahmen erörtert, gehören die Ständige hochrangige Arbeitsgruppe, Vertreter der
europäischen Energie-Regulierungsbehörden, der Vereinigung Europäischer Übertragungsnetzbetreiber
sowie EU-Industrievertreter und internationale Geber in der Region an.
Seit 2003 ist der "Athener Prozess" von der Absicht geprägt, auch Gas in einen integrierten südosteuropäischen
Energiemarkt einzubeziehen. Zugleich setzte sich die Auffassung durch, dass der geplante integrierte Energiemarkt
größere Rechtssicherheit und intensivere energiepolitische Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern
und auch zur EU als Ganzes erfordert. Daher zielt der "Athener Prozess" nun auf die Einrichtung einer
rechtlich bindenden Institution ab. Seit 2003 liegt dafür ein Vereinbarungsentwurf von Seiten der EU-Kommission
vor. Rechtliche und technische Details dieses Entwurfs bildeten den Hauptgegenstand der gestrigen und der heutigen
Veranstaltung im Wirtschaftsministerium und im Parlamentsgebäude. |