"Paul Fejos. Die Welt macht Film"  

erstellt am
24. 09. 04

VIENNALE-Filmschau des Filmarchiv Austria
Wien (viennale) - Im Rahmen der VIENNALE 2004 zeigt das Filmarchiv Austria eine repräsentative Filmschau mit den Arbeiten des Regisseurs Paul Fejos. 13 Programme laden ein, sein vielschichtiges und äußerst selten gezeigtes Werk kennenzulernen. Viele seiner Filme werden erstmals in Österreich zu sehen sein.

Humanist, Melancholiker, Weltbürger, Ungar. Paul Fejos ist ein Mann mit vielen Eigenschaften, Talenten und Professionen. 1897 geboren, wird er als Arzt in Budapest ausgebildet. Seinen erlernten Beruf übt er nie aus. 1923 emigriert er in die USA, landet bei Universal Pictures und schenkt dem Kino 1929 einen der schönsten Filme, die je entstanden sind: LONESOME. Fejos ist im Herzen Hollywoods angekommen. Ihm werden immense Budgets anvertraut, doch die großen Filmfirmen entsprechen Fabriken und sind keine Orte künstlerischer Freiheit. Fejos lässt sich nicht blenden. Er kehrt nach Europa zurück, wo er in vier Ländern (Frankreich, Ungarn, Österreich, Dänemark) weiter Spielfilme dreht.

Die Welt des Kinos wird ihm zunehmend eng. Fejos wechselt das Metier, unternimmt große Expeditionen nach Madagaskar, Indonesien und Peru, erlangt Renommee als Anthropologe. Film ist ihm nun ein Instrument der Forschung und der Kommunikation. Ein weiteres Mal überschreitet er Fronten. Aus dem Forscher wird ein weltweit geachteter Förderer. Fejos etabliert die Wenner Gren Foundation for Anthropological Research in New York und behält deren Vorsitz bis zu seinem Tod 1963 inne.

Die Filmschau "Paul Fejos. Die Welt macht Film" führt durch Kontinente, Genres, Stile und historische Zusammenhänge. Sie durchstreift die hektische Großstadt New York (LONESOME, 1928) ebenso wie den unwirtlichen Dschungel von Thailand (EN HANDFULL RIS, 1940). Sie lässt einen stoischen Kommissar an der Kaltblütigkeit eines Verbrechers scheitern (FANTÔMAS, 1932) und amüsiert sich bei einer Kreuzfahrt über reiche Menschen, denen ihr Kapital den Kopf verdreht (FLUGTEN FRA MILLIONERNE, 1934). Sie gibt mit Hilfe der Großaufnahme einem geschundenen Dienstmädchen die Würde zurück (MARIE, LÉGENDE HONGROISE, 1932) oder betrachtet distanziert und respektvoll eine Bestattungszeremonie auf Madagaskar (THE BILO, 1937). Sie votiert für die Errungenschaften der Moderne (BROADWAY, 1929) und ist fasziniert von archaischen Erzählungen (ÍTÉL A BALATON, 1933).

In einer hymnischen Kritik zu LONESOME wird festgehalten: "The need is to be cinematic". Diese Devise gilt für Fejos gesamtes Werk.

Konzept, Filmauswahl und Texte: Elisabeth Büttner
Metro Kino, Oktober 2004

Buchpräsentation zur Eröffnung der Filmschau:
Elisabeth Büttner (Hg.): Paul Fejos. Die Welt macht Film, Verlag Filmarchiv Austria 2004.
     
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