thecrystalweb°  

erstellt am
23. 09. 04

Ein virutelles Museum zwischen Asien und Europa
Wien - Anfang Oktober präsentiert sich thecrystalweb innerhalb einer Woche an zwei verschiedenen Enden der Welt als ein neuer Typus von Museum im 21. Jahrhundert.
1) Von 2. - 8. Oktober liefert thecrystalweb°, als einziges virtuelles Museum Mitglied der ICOM, in Seoul einen Diskussionsbeitrag auf der diesjährigen ICOM-Generalversammlung.
2) Am 9. Oktober nimmt thecrystalweb°, als erstes digitales Museum überhaupt, in Wien an der vom ORF präsentierten Langen Nacht der Museen teil.


1) Seoul: thecrystalweb° und die ICOM
Alle drei Jahre veranstaltet ICOM, International Council of Museums, eine Generalversammlung, die heuer vom 2.-8. Oktober in Seoul stattfinden wird. Über 190.000 Mitglieder aus 150 Ländern zählt der nichtstaatliche Berufs- und Interessensverband, welcher der UNESCO assoziiert ist, und erfreulicherweise kann thecrystalweb° an der diesjährigen Konferenz teilnehmen.

Als Mitglied von ICOM Österreich bemüht sich thecrystalweb° um die Reflexion des virtuellen Museums. Durch eigene Versuche in dieser Richtung als auch durch begleitende Überlegungenund theoretische Betrachtungen versucht thecrystalweb° dem Phänomen des virtuellen Museums auf die Spur zu kommen und sein Potential für andere Museen und für die Betrachter umsetzbar zu machen.

Das Thema der diesjährigen Konferenz: Museums and Intangible Heritage ist in besonderem Maße interessant für eine Beschäftigung mit dem Nachdenken über neue Aufbewahrungs- und Vermittlungsformen auch und gerade von Nicht-Greifbarem, von kulturbildenen Elementen, die keinen Objektstatus haben und daher die Idee des Museums als Ort kultureller Artefakte herausfordern.

Da hier neben gegenwärtiger Praxis auch Zukunftsperspektiven von Interesse sind, widmet sich eine Arbeitssitzung dem Future Museum, die keinen geringeren Ehrgeiz aufweist, als eine hochentwickelte Grundlage für zukünfige Diskussionen zu erarbeiten. Der Beitrag von thecrystalweb° wird einmal mehr verdeutlichen, dass thecrystalweb° an das Museum der Zukunft bestimmte Wünsche heranträgt, eindeutige Anforderungen stellt und hochwertige Umsetzungen vorschlägt. Dem Votrag von Sandra Manhartseder, Projektleiterin von thecrystalweb° und Jennifer Nigg, Verantwortliche für museale Kooperationen und wissenschaftlich Beauftragte, folgt eine rege Diskussion - soweit zumindest die Zukunftsprognose.

2) Wien: thecrystalweb° und die Lange Nacht der Museen
Mit einer neuen und eigens organisierten Ausstellung unter dem Titel „Der Besucher als Kunstwerk. thecrystalweb° digitalisiert alles und jeden.“ nimmt thecrystalweb° an der diesjährigen Langen Nacht der Museen teil.
Nachdem thecrystalweb° im letzten Jahr anlässlich einer Kooperation mit dem Leopold Museum sein Online-Debut gab, nimmt es dieses Jahr alleine, mit eigener Ausstellung und in seinen eigenen Räumlichkeiten, der thecrystalweb°lounge, an der Langen Nacht der Museen teil:

Im digitalen Raum teilen sich Betrachter und Ausstellung denselben Code. Im Zeitalter massenhaft verfügbarer Technologien der Virtualisierung gilt es, das Verhältnis zwischen Aussteller, Besucher und Ausstellung neu zu thematisieren und zu definieren – genau darauf will thecrystalweb° mit seinem Beitrag zur Langen Nacht der Museen verweisen. Daher stellt das weltweit zur Zeit größte virtuelle Museum seine Besucher aus und fungiert damit zugleich als multimediales Live-Forum zur Veranstaltung.

Ausgangsposition
Als weltweit größtes virtuelles Museum versteht sich thecrystalweb° als Kontextlieferant und Extension des real-life Museumsbetriebs. Die von thecrystalweb° gezeigten digitalen Artefakte, zugänglich als HTML-Seite wie über das experimentelle Datenvisualisierungsinterface „LIQUID“, nutzen interaktive Möglichkeiten des Internet und der virtuellen Dislozierung einzelner Ausstellungsstücke.

Seit 2004 betreibt thecrystalweb° in der Wiener Neubaugasse die thecrystalweb°lounge, die im Rahmen von Schwerpunktveranstaltungen einzelne Aspekte der virtuellen Ausstellung vertieft und mit Bezugskoordinaten der realen Welt verknüpft.

Im Rahmen der Langen Nacht der Museen stellt thecrystalweb° seinen Besuchern hemmungslos Fragen und zeigt dabei weder Berührungsängste vor Dynamik noch vor Selbstreferenzialität.

Multimediales Pinboard zur Langen Nacht
Als sehr neue Institutionsform im Kunstvermittlungskontext ist der Status von virtuellen Museen keineswegs bestimmt; ob ein bestehendes Museum seine Sammlung digital zur Verfügung stellt, ob Medienkünstler virtuelle Kunstwerke, die keine Entsprechung im digitalen Raum finden, gruppieren, ob CD-Rom-Produktionen zu bestimmten kunsthistorischen Aspekten gestaltet werden – unter dem Begriff „virtuelles Museum“ verstehen Kunstinteressierte eine ganze Reihe unterschiedlicher Kunstvermittlungstechniken, deren kleinster gemeinsamer Nenner ihre starke Interdependenz mit Medientechnologien darstellt – denn jede Virtualisierung setzt einen technisch-medialen Raum voraus.

In der Heterogenität der bestehenden Ansätze fehlen verbindliche Definitionen; solche will thecrystalweb° aber auch gar nicht liefern und setzt statt dessen auf breite Streuung – auf dass jeder Interessierte seinen persönlichen Mittelwert selbst ermitteln möge. Die Konsequenz:

Was ist ein virtuelles Museum?
Entsprechende Videostatements werden auf mehreren AV-Terminals in der thecrystalwb°lounge als Loops abgespielt. Die einzelnen Statements thematisieren verschiedene Aspekte virtueller Museen und erlauben es den Besuchern, sich der Fragestellung aus ganz verschiedenen Richtungen anzunähern – bevor sie sich vom Besucherstatus in „medias res“ begeben und selbst zum virtuellen Ausstellungsobjekt werden.

thecrystalweb° digitalisier seine BesucherInnen
Die Gäste werden aufgefordert, selbst ihre Meinung zur Langen Nacht der Museen abzugeben. Ihre Aussagen werden in Form von 30-sekündigen Videostatements festgehalten und in Echtzeit sowohl ins Netz gestellt als auch über die Terminals vor Ort abgespielt.

Das Publikum von thecrystalweb° verändert mit seinen Statements im realen Raum somit die virtuelle Präsentation zur Langen Nacht der Museen; anders als traditionelle Kulturmedien legt thecrystalweb° seinen Fokus der Berichterstattung nicht auf das Präsentierte, sondern die Kunstkonsumenten.

Somit versteht sich www.thecrystalweb.org als Metaforum zur Langen Nacht der Museen; der Tatsache, dass sich im digital-virtuellen Raum die Bereiche „Inhalt“ und „Kommentar zum Inhalt“ nicht mehr sinnvoll trennen lassen, wird durch die konsequente Deckungsgleichheit der formalen Präsentation von Experteninterviews und Besucher-Statements Rechnung getragen.

Zusammenfassung
Die Installation „Der Besucher als Kunstwerk. thecrystalweb° digitalisiert alles und jeden.“ verweist auf den Wandel der Kunstvermittlung und zeigt, dass im virtuellen-realen Raum temporärer Kunstvermittlung nur scheinbar fixe Regeln bestehen; allein die Inszenierung entscheidet über den Status des Konsumenten. Somit bleibt der Museumsraum nicht nur Präsentationsobjekt statischer Inhalte, sondern wird zugleich zur Produktionsstätte neuer neuer digitaler Inhalte - denn thecrystalweb° fungiert während der Langen Nacht der Museen als audiovisuelles Meinungsforum. Ein Forum, das live und direkt in der Neubaugasse im 7. Wiener Gemeindebezirk begehbar und zugleich weltweit über das WWW abrufbar ist.

Das Special zur Langen Nacht der Museen geht am 5. Oktober online.
Adresse:
http://www.thecrystalweb.org
     
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