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Herbstauftakt im Jüdischen Museum Wien |
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Zwei Kleinausstellungen: "Abgestempelt? Abgestempelt!" und "Colors of War/A Warrior
Cult" Wien (rk) - Neben der erfolgreichen Ausstellung "Wien, Stadt der Juden - Die Welt der Tante Jolesch", die bisher mehr als 30.000 BesucherInnen gesehen haben, und die noch bis 31. Oktober zu sehen ist, präsentiert das Jüdische Museum Wien nunmehr zwei Kleinausstellungen, die in Kooperation mit sehr unterschiedlichen Institutionen zustande gekommen sind: Von 22. September bis 26. Oktober ist unter dem Titel "Abgestempelt? Abgestempelt!" im Auditorium des Museums eine Ausstellung mit Porträts jüdischer Persönlichkeiten auf österreichischen Briefmarken zu sehen, die in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Post AG realisiert wurde. Als zweites Projekt wird eine Kunstinstallation des austro- israelischen Künstlers Oz Almog in Kooperation mit dem Hofmobiliendepot gezeigt. Unter dem Obertitel "Colors of War" hat Oz Almog sowohl im Hofmobiliendepot ("Camouflage") als auch im Jüdischen Museum ("A Warrior Cult") zwei Kunstinstallationen erarbeitet, wobei die Installation mit dem Titel "Der Kriegerkult" im Museum eine Auseinandersetzung mit Militärabzeichen und ihrer Bedeutung für Armeen darstellt (bis 12. Dezember). Das Jüdische Museum Wien (A-1010 Wien, Dorotheergasse 11) ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 5,- Euro/ 2,90 Euro ermäßigt. Detailinformationen im Internet unter http://www.jmw.at/ . "Es freut mich ganz besonders, dass diese Ausstellungs- Kooperationen zustande kommen konnten, denn dieser Umstand beweist, dass das Jüdische Museum in den etwas mehr als 10 Jahre seines Bestehens einen fixen Platz im Wiener Kulturgeschehen erobert hat und als Partner offensichtlich geschätzt wird" sagte Direktor Dr. Karl Albrecht-Weinberger in seiner Eröffnungsrede. Er verwies auch auf den großen Erfolg der Festwochenausstellung "Wien, Stadt der Juden - Die Welt der Tante Jolesch", die im Herbst ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Lesungen und Filmvorführungen bietet und in Zusammenarbeit mit den Wiener Vorlesungen realisieren werden konnten. Außerdem werden an vier Nachmittagen junge WissenschaftlerInnen über ihre neuesten Forschungsprojekte zum Thema "Juden in der Zwischenkriegszeit" berichten. Das ausführliche Programm ist unter www.jmw.at/ zu finden. "Abgestempelt? Abgestempelt! Jüdische Persönlichkeiten auf österreichischen Briefmarken" ist bis 26. Oktober im Auditorium des Jüdischen Museums Wien, "Colors of War. A Warrior Cult" bis 12. Dezember im Jüdischen Museum Wien zu sehen. Gegen Vorweis des Tickets für den Besuch des Hofmobiliendepots erhalten die BesucherInnen des Jüdischen Museums ein ermäßigtes Ticket für das Jüdische Museum um 2,90 Euro. Zu beiden Ausstellungen gibt es Kataloge: Die zweisprachige Broschüre (Deutsch/Englisch) zur Briefmarken-Ausstellung ist im Bookshop des Museums zum Preis von 5,- Euro erhältlich, der Oz Almog-Katalog (ebenfalls zweisprachig) kostet 18,90 Euro, und ist in den Bookshops der beiden Museen erhältlich. Neue Kunstinstallation von Oz Almog "Colors of War. A Warrior Cult" Ausstellungseröffnung durch Oz Almog, Foto: Pressefoto Votava - Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten das Foto in Druckqualität (537 kB) Zur Steigerung von Stolz und Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer militärischen Einheit tragen Soldaten heute oft so genannte Oberarmabzeichen (OAZ) auf ihrer Uniform, die die Zugehörigkeit zu ihrer Einheit demonstrieren. Manchmal erfreuen sich diese Abzeichen so großer Beliebtheit, dass auch Fahrzeuge und anderes Kriegsgerät und sogar Gebäude damit verziert werden. Oz Almog hat mehr als 1000 dieser Abzeichen zusammengetragen und als Ölbilder reproduziert, wobei der spezifische Charakter jedes Abzeichens im "fremden" Medium der Malerei beibehalten wurde. Der Begriff "Kriegerkult" steht daher, kurz gesagt, für die symbolische Bedeutung, die der Elitesoldat - der Krieger - mit sich trägt. Dies kann sich im angstbehafteten öffentlichen Bild vom Soldaten als Bedrohung wie auch als Beschützer ebenso ausdrücken wie in der Kultur der "Härte", die Eliteeinheiten intern pflegen, oder in der Furcht, die sie ihren Gegnern einzuflößen versuchen. In der Ausstellung werden alle drei Aspekte angesprochen, vor allem aber jener, der das Verhältnis des Soldaten zu seinem eigenen "Kriegerkult" thematisiert, da er am engsten mit der Produktion der Abzeichen selbst verbunden ist. Das Bemerkenswerte an diesen Oberarmabzeichen (OAZ) ist ihre Vielfalt. Während fast alle größeren Truppenteile über offizielle Abzeichen verfügen, lassen kleinere Einheiten (vor allem Eliteeinheiten) gelegentlich auch eigene, inoffizielle Abzeichen anfertigen. Diese sind zwar oft respektlos, häufig "politisch inkorrekt" und manchmal vulgär, spiegeln jedoch jene Realität, mit der diese Einheiten im Einsatz konfrontiert sind, wesentlich besser wieder. Die hier präsentierten Beispiele umfassen die gesamte stilistische Bandbreite der Oberarmabzeichen: Von traditionellen britischen Marineabzeichen mit lateinischen Wahlsprüchen im Stile alter Adelswappen bis zu den Abzeichen von Aufklärungskommandos der amerikanischen Marines aus der Vietnam- Zeit, deren derbe Sprüche häufig falsch geschrieben waren, weil die vietnamesischen Schneider nicht Englisch konnten. Oz Almog, früher selbst Soldat in einer Spezialeinheit der israelischen Marine, gelangte über verschiedene Kanäle an diese inoffiziellen Abzeichen. Einige sind öffentlich zugänglich, andere bekam er dank persönlicher Kontakte. Grundlage für eine Auseinandersetzung mit der Psyche des Soldaten - ein ewiges Thema und in schwierigen Zeiten wie diesen von besonderer Relevanz - ist die Art und Weise, wie ein breites Spektrum von Einheiten sich mittels ihrer (offiziellen wie inoffiziellen) OAZ selbst darstellt. In den Ausstellungen von Oz Almog geht es oft um die "andere Seite" eines Themas, von jüdischen Gangstern in Amerika zu jüdischen Helden der Sowjetunion. Das Gleiche gilt auch für diese Ausstellung, denn OAZ sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt und kommen bei Einheiten, die Heldenstatus genießen, ebenso vor wie bei solchen, denen schlimme Vergehen vorgeworfen werden. Obwohl die Abzeichen zahlreicher, umstrittener Einheiten vertreten sind, ist es nicht das Ziel der Ausstellung, ein moralisches Urteil über diese Soldaten zu fällen, sondern vielmehr den gemeinsamen roten Faden in der (Selbst-)Darstellung zu untersuchen, der sich durch alle diese Abzeichen zieht, um so vielleicht nachvollziehen zu können, wie Elitesoldaten sich selbst, ihre Einheit und ihre Aufgabe sehen. Zur Biografie Oz Almogs Der israelisch-österreichische Künstler wurde am 15.4.1956 in Kfar-Saba in Israel geboren. Er stammt aus einer Familie russischer Pioniere und rumänisch-russischer Immigranten. Nach einer Ausbildung in Klassischer Malerei und dem Militärdienst in der Israelischen Marine schließt er ein Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste ab und gründet 1990 das Institute of Strategic Research. Hier entstehen Kunstkonzepte, in denen er komplexe Gesellschaftsphänomene rekonstruiert, darunter Armchair Assassination (symbolische Hinrichtung antisemitischer Schriftsteller, 1988), Höre Israel (jüdische Mystik, 1989), Geburt eines Mythos (Entstehung eines Personenkults, 1994), The Psychonaut and His Mind Navigator (1995), Block Brut (autoerotische Todesfälle, 1997) und Shaheed (Busbombenterror in Israel, 1997). Mit seiner Kunstinstallation "der auch..?? Chronik einer kulturellen Obsession" (400 Porträts jüdischer Persönlichkeiten, 1999) gelingt Oz Almog ein Mainstream-Hit, der vom Jüdischen Museum Wien ausgehend via Israel nach Deutschland und in viele europäische Städte ging. 2000 ist Oz Almog mit der Installation Aktion T-4 : Opera Euthanasia - ein Kinderzimmer als Arena mit mehr als 350 Gemälden von Nazigrößen, Serienmördern und sonstigen Kriminellen - in der Ausstellung Erinnerung im Oberösterreichischen Landesmuseum, Linz vertreten und sorgt für heftige Publikumsreaktionen. 2000/2001 wird Wiener en face- Porträts von Karrieren mit 350 Gemälden von Wiener Persönlichkeiten in der Hermesvilla gezeigt. 2002 gestaltet er für das Jüdische Museum Wien die Ausstellung Dem Morgenrot entgegen - Jüdische Helden der Sowjetunion. 2003/2004 folgt die viel diskutierte Ausstellung Kosher Nostra. Jüdische Gangster in Amerika 1890 - 1980 ebenfalls im Jüdischen Museum Wien. Diese Ausstellung wird derzeit in Ungarn gezeigt weitere Präsentationen in Amsterdam und Berlin sind für 2004/05 geplant. 2004 ist sein Gemeinschaftsprojekt Colors of War im Hofmobiliendepot. Möbel Museum Wien (Camouflage) und im Jüdischen Museum Wien (A Warrior Cult) zu sehen. Das Jüdische Museum Wien (A-1010 Wien, Dorotheergasse 11) ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 5,- Euro/ 2,90 Euro ermäßigt. Detailinformationen im Internet unter http://www.jmw.at/ ."Colors of War. Camouflage" von Oz Almog im Hofmobiliendepot. Möbel Museum Wien ist bis 12.12.2004 (1070 Wien, Andreasgasse 7) Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zugänglich http://www.hofmobiliendepot.at/ . |
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