Brüssel (eu-int) - Auf einer hochrangigen Konferenz in Brüssel, bei
der die Europäische Kommission einer der Gastgeber war, unterstrichen die Kommission und Vertreter maßgeblicher
Interessengruppen heute die Notwendigkeit, günstigere Rahmenbedingungen für den Zugang kleiner Unternehmen
und Unternehmer zu Mikrokrediten in Europa zu schaffen. Als Mikrokredite gelten Darlehen unter 25 000 Euro. Die
Konferenzteilnehmer begrüßten es, dass immer mehr Mikrodarlehen für Kleinunternehmen und –unternehmer
bereitgestellt werden. Heute gewähren zahlreiche Kreditinstitute jährlich Tausende von Kleinstkrediten,
und CONFIDI, das wichtigste Bürgschaftssystem auf Gegenseitigkeit, stellt rund 100 000 Garantien für
Kleinstkredite. Präsident Romano Prodi und Kommissionsmitglied Ján Figel’ nahmen an der Konferenz teil.
“Kleinstkredite haben sich als als wirksames und effektives Instrument zur Förderung der unternehmerischen
Initiative erwiesen und sind daher ein wichtiger Impuls für Menschen, die ihr eigenes Unternehmen gründen
und weiterentwickeln wollen“, erklärte der für Unternehmen zuständige Kommissiar Olli Rehn. “Wir
sollten uns jetzt darauf konzentrieren, Unternehmen in ganz Europa den Zugang zu Kleinstkrediten zu erleichtern,
damit dieses Instrument auch wirklich wachstumsfördernd eingesetzt werden kann“, fügte Kommissionsmitglied
Ján Figel’ hinzu.
Die Konferenzteilnehmer bekräftigten, dass Kleinstdarlehen das Potenzial zur Förderung unternehmerischer
Initiative haben. Von besonderem Nutzen sind solche Mikrokredite bei der Förderung der selbständigen
Beschäftigung und bei der Gründung kleiner Unternehmen im Dienstleistungssektor, wo der Zugang zu Finanzmitteln
oftmals schwierig ist. Mit Blick in die Zukunft erklärten die Konferenzteilnehmer, dass die Verbreitung bewährter
Verfahren, eine maßvolle und ausgewogene Unterstützung von öffentlicher Seite und angemessene rechtliche
und steuerliche Rahmenbedingungen notwendige Voraussetzungen für eine Stärkung der Dynamik des Sektors
darstellen.
In Europa sind mehr als 90 % aller Unternehmen Kleinunternehmen. Zudem ist eine zunehmende Tendenz zur Gründung
von Ein-Personen-Unternehmen, vor allem durch Erwerbslose, zu beobachten. Unternehmen dieser Art haben spezifische
finanzielle Bedürfnisse: Wo externe Finanzquellen benötigt werden, geht es oft um die Finanzierung geringer
Beträge (unter 25 000 Euro). Dies ist für den Finanzsektor eine echte Herausforderung.
Viele dieser Unternehmen haben jedoch Schwierigkeiten, Zugang zu Krediten zu erhalten. Das unzureichende Angebot
an Krediten für Kleinunternehmen erklärt sich durch die hohen Transaktionskosten und das von den Kreditgebern
empfundene hohe Risiko bei geringer Rentabilität.
Um diese Schwierigkeiten zu überwinden und ein effizient funktionierendes Kleinstkreditgeschäft aufzubauen,
sollte man sich an folgenden Ansätzen orientieren:
- Verbreitung bewährter Verfahren bei den europäischen Netzen und Förderung der Zusammenarbeit
zwischen allen Akteuren im finanziellen wie auch im nichtfinanziellen Bereich.
- Verbesserung der rechtlichen und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für die Bereitstellung von Mikrokrediten
und Anpassung der administrativen, steuerlichen und sozialen Anforderungen an die Bedürfnisse kleiner Unternehmen.
- Erzielen besserer Synergieeffekte zwischen bewährten unternehmenspolitischen Finanzinstrumenten und den
Instrumenten der europäischen Regional- und Sozialentwicklungsfonds, wobei öffentliche Mittel nicht mehr
auf jährlicher, sondern auf mehrjähriger Basis vergeben werden sollten, um zu erreichen, dass Kleinstdarlehen
vergebende Kreditinstitute dauerhaft rentabel arbeiten können.
Die Konferenzteilnehmer betrachteten diese Elemente als Schlüsselvoraussetzungen für das Entstehen
einer europäischen Kleinstkreditwirtschaft und als Möglichkeit, Millionen von KMU in Europa Zugang zu
Finanzmitteln zu verschaffen.
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