Wien (filmarchiv) - Antonis Lepeniotis, einer der Wegbereiter des neuen österreichischen Kinos, ist
tot. Wie wir erst vor kurzem erfahren haben, verstarb er bereits am 23. Juli im Kreis seiner Familie in Athen.
Der gebürtige Grieche, Mitglied einer bekannten Theaterdynastie, übersiedelte 1957 nach Wien. Hier verschrieb
er sich, nach kurzer Tätigkeit als Schauspieler und Bühnenbildner, ganz dem Film. Erste experimentelle
Arbeiten ("Licht und Wasser", 1966; "Der Tod des Dr. Antonio durch die Renaissance der geistigen
Gesellschaft", 1968) waren künstlerische Versprechen, die seine Spielfilme voll einlösten. "Alkeste,
oder Die Bedeutung, Protektion zu haben" (A 1970) gilt als das erste wesentliche Werk des Jungen Österreichischen
Films, "Das Manifest" (A 1974), ein politisches Drama über den Sinn des Widerstandes gegen Gewalt
und Willkür, lief in Cannes bei der »Quinzaine des réaliteurs«. Auch seine vielleicht stärkste
Regiearbeit, "Operation Hydra" (A 1980), ist ein politisches Melodram, angesiedelt in der »Ostmark«
des Jahres 1943, das zur visuell effektvollen Auseinandersetzung mit österreichischer Vergangenheit eskaliert.
Bis zuletzt war Lepeniotis mit Film- und Theaterprojekten befasst. Kinematheken und Filmarchive waren dem leidenschaftlichen
Cineasten eine zweite Heimat. Besonders eng war er dabei dem Filmarchiv Austria verbunden, das nun auch seinen
Nachlass übernimmt.
"Mit ,Alkeste‘ habe ich jenes Universum wiedergefunden, dass von der Leinwand seit Cocteau und ,Orphée‘
verschwunden war." (Henri Langlois, Gründer und langjähriger Direktor der Cinématheque
Française) |