Entwicklung des Europäischen Sozialmodells: Neue Mitgliedstaaten voll einbezogen  

erstellt am
04. 10. 04

Brüssel (eu-int) - Die neuen Mitgliedstaaten sind im Begriff, das Europäische Sozialmodell zu übernehmen, und haben – dank ihrer Arbeitskräftereserven und ihres allgemein hohen Bildungsstands – auf lange Sicht gute Chancen, die Führungsrolle bei der Ankurbelung von Wirtschaftswachstum und sozialen Verbesserungen zu übernehmen. Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse des fünften Jahresberichts über die soziale Lage in Europa, der heute veröffentlicht wird und zum ersten Mal die erweiterte EU mit 25 Mitgliedstaaten abdeckt. Die Erfahrung der letzten Erweiterungen hat gezeigt, dass die EU zwar zunächst mit akuteren Problemen der Armut, empfindlichen Einschränkungen und Ungleichheit konfrontiert ist, langfristig jedoch die Vorteile überwiegen werden.

Der Bericht macht deutlich, dass alle 25 Mitgliedstaaten – ungeachtet ihrer Unterschiede – im Wesentlichen denselben sozialen Werten und Anliegen verhaftet sind und vor denselben großen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Bevölkerungsalterung, der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung und der notwendigen Reform der Renten- und Gesundheitssysteme stehen. Der Beitritt der zehn neuen Mitgliedstaaten im Mai 2004 wird keine Umkehrung des Alterungsprozesses in der Union bewirken. Obgleich die Bevölkerung dieser Länder jünger ist als in EU-15, herrschten auch dort im letzten Jahrzehnt niedrige Fertilitätsraten und die demografische Struktur wird sich derjenigen von EU-15 angleichen.

Der Lebensstandard in der EU ist in der Folge der Erweiterung gesunken. Fast jeder dritte Einwohner von EU-25 verdient weniger als 75 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens; zwei Drittel der Betroffenen leben in den neuen Mitgliedstaaten und machen dort etwa 95 Prozent der Bevölkerung aus. Gleichwohl sind relative Armutsniveaus moderater in der neuen Mitgliedstaaten im Vergleich mit EU-15. Auch herrscht in den meisten neuen Mitgliedstaaten ein relativ hohes Maß an nationalem sozialem Zusammenhalt und viele von ihnen verfügen über gut entwickelte Sozialschutzsysteme.

Mehrere neue Mitgliedstaaten leiteten inmitten des wirtschaftlichen und politischen Umbruchs mutige Renten- und Gesundheitsreformen ein, was ihre Fähigkeit unter Beweis stellt, schwierige Reformen anzugehen. Dies hat zur Vorbereitung auf die Teilnahme am Lissabon-Prozess beigetragen. Noch vor dem EU-Beitritt übernahmen diese Länder die neuen Methoden für soziale Eingliederung und Rentenreform, und der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sie sowohl aus der Entwicklung des Europäischen Sozialmodells Nutzen ziehen als auch dazu beitragen werden.

Der Bericht über die soziale Lage ist ein wichtiges Referenzdokument für die Sozialpolitik, das Statistiken zu Sozialthemen mit den Ergebnissen aus Umfragen über die Einstellungen der Öffentlichkeit verbindet.
     
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