Raus präsentierte neue kreative Kulturprojekte / Aktion soll fortgesetzt werden
Salzburg (lk) - „Stillstand in der Kultur bedeutet Rückschritt“, betonte am Freitag (01. 10.)
Kulturreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Othmar Raus bei einem Informationsgespräch, in dem die Details
jener Projekte vorgestellt wurden, die bei der Aktion „Wahre Landschaft“ ausgewählt wurden. Wie alle Bereiche
muss auch die Kultur in Salzburg mit Einsparungen aufgrund des tiefsten Budgetlochs seit 1945 rechnen. Das im Vorjahr
gestartete Projekt zeige aber, dass es in der Kulturpolitik nicht nur um das Erhalten bewährter Strukturen
gehen könne, sondern dass durch gezielte Förderung neue Wege für die Kulturvermittlung eröffnet
werden sollen. In diesem Sinne verstehe sich das Landeskulturressort nicht nur als Ermöglicher, sondern auch
als Ermutiger für das Neue, Experimentelle und Unkonventionelle, so Raus.
Die Qualität der ausgewählten Projekte und die hohe Anzahl der Beteiligung an der Ausschreibung bestätigen
nicht nur das innovative Potenzial innerhalb der Salzburger Kulturszene sondern auch die kulturpolitische Notwendigkeit,
mit solchen Aktionen wie der „Wahren Landschaft“ entsprechende Impulse zu setzen, betonte der Landeskulturreferent.
Er kündigte deshalb an, trotz der angespannten Möglichkeiten des Kulturförderungsbudgets auch im
kommenden Jahr diese Aktion fortsetzen zu wollen.
In den kommenden Wochen werden die Ergebnisse der auswählten Projekte in der Öffentlichkeit vorgestellt
werden. Und zwar das Kunstprojekt des Kulturvereins Pongowe am 23. und 24. Oktober in Bischofshofen, das Kunstvermittlungsprogramm
„dahoam!“ von Wolfgang Seierl an 14 Orten in den Bezirken (Oktober 2004), seine „Störfelder“ in einer Reihe
kultureller Veranstaltungen, die Projekte „Freizeitlandschaften des Wintertourismus in der Region Zell am See und
Kaprun“ von Chris Wittwer und „GigaAlpin/Transforming Tradition“ von Oswald Putzer gemeinsam am 3. November im
Kunsthaus Nexus/Saalfelden.
Allen jetzt im Oktober vorgestellten Projekten war eine Ausschreibung für Konzepte vorangegangen, die sich
am Thema „Wahre Landschaft“ orientieren, neue Impulse für die Kulturarbeit in den Landgemeinden aufzeigen
und Interesse für zeitgenössische Kunst wecken. Es sollen Möglichkeiten geschaffen werden, Ziele
und Inhalte einer zeitgemäßen Kulturvermittlungsarbeit zu überdenken und neue Wege zu entdecken,
um der Innovation und dem Experiment mehr Raum zu geben. Gleichzeitig sollte der Kulturarbeit in den Landgemeinden
mehr Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit vermittelt werden. Für diese Ausschreibung wurden insgesamt
45 Einreichungen vorgelegt. Insgesamt wurden insgesamt 100.000 Euro an alle Preisträger ausbezahlt.
Kulturverein Pongowe: Wahre Landschaft – Neuer Zugang
Vom Stadtzentrum ausgehend wird die „Ware Landschaft“ in insgesamt fünf realen Stationen zu ihren
Ursprüngen in der „Wahren Landschaft“ beim rund 800 Meter westlich gelegenen Wasserfall in der „Wahren Landschaft“
zurückverfolgt. Die fünf Kunststationen sollen die Vielfalt der Zugangsmöglichkeiten zum Thema aufzeigen;
teils zynisch kritisch, oft hintergründig, manchmal durchaus provokant, wissenschaftlich aufbereitet bis hin
zum opulenten optischen Erlebnis. Um die Nachhaltigkeit dieses außergewöhnlichen Kunstereignisses zu
dokumentieren, wurde in einer 6. Station die „Wahre virtuelle Landschaft“ geschaffen, schon jetzt aktiviert im
Internet auf der Projekthomepage: www.pongowe.at/wahrelandschaft. Hier findet man auch sämtliche Details zum
umfangreichen Rahmenprogramm.
Wolfgang Seierl: „dahoam!“
Beim Projekt „dahoam!“ werden sich im Oktober Salzburger Musik- bzw. Kunstschaffende mit sehr unterschiedlichen
Programmen in Wohnzimmern im Land (Stadt Salzburg ausgenommen) präsentieren. Bis einschließlich 9. September
bestand die Möglichkeit, aus zwölf Programmen auszuwählen und Künstlerinnen und Künstler
zu sich nach Hause einzuladen. An die 20 Personen bzw. Familien haben diese Gelegenheit genützt und sich an
der Aktion beteiligt. Dabei kamen neun von den angebotenen zwölf Programmen, die nun im Oktober den Einladungen
folgen werden, zum Zug. Die Anmeldungen waren von sehr positiven Reaktionen begleitet und lassen einen erfolgreichen
Abschluss dieses Projektes, nämlich aktives Kommunizieren und Auseinandersetzung mit Neuem und Ungewohntem,
annehmen.
Wolfgang Seierl: „Störfelder“
In ausgesuchte kulturelle Veranstaltungen (Theater, Konzert, Ausstellung, Kino usw.) werden Störfelder
– also Fremdkörper eingebaut. Wie Unterbrecherwerbung im Fernsehen, nur eben zweckfrei und unter Umständen
nicht ganz so auffällig, werden sie auf die Kunst aufmerksam machen. Dabei handelt es sich um auf die jeweilige
Veranstaltung maßgeschneiderte Mini-aktionen, also extrem kurze oder subtile Ereignisse, die unerwartet passieren
und die zwar irritieren, nicht aber zerstören wollen, die zeigen, dass das, was kulturell konsumiert wird,
nicht wie im Fernsehen hundertprozentig vorzuprogrammieren, also offen ist. Zum Beispiel sind es in ein Programm
eingebaute Kurzfilmsequenzen, Statements, Zehn-Sekunden-Konzerte oder Performances, die uns den Unterschied zwischen
Werbeeinschaltungen in Massenmedien und der ereignishaften Qualität eines Kunstwerks zeigen, Redundanz minimieren
und Aufmerksamkeit zu gewinnen versuchen. Kunstwerke sind ja eigentlich Störfelder, die der Routine gesellschaftlicher
Ordnung den Aufruf zu aktivem und kreativem Gestaltungsbewusstsein entgegenhalten.
Chris Wittwer: Freizeitlandschaften des Wintertourismus
Das Projekt „Freizeitlandschaften des Wintertourismus in der Region Zell am See & Kaprun“ vermittelt
künstlerisch die Physiognomie und Ästhetik einer durch den Wintertourismus umgeprägten alten Kulturlandschaft
des Alpenraums. Im wissenschaftlichen Begleittext wird anhand des Standorts Kaprun/Zell am See die Wahrnehmung
unterschiedlicher Alpenbilder gegenübergestellt. Dabei wird dargestellt, wie die jeweilige Landschaft als
Natur- oder Kulturlandschaft rezipiert und für die verschiedenen Aufgaben dargestellt wird: Die wissenschaftliche
Darstellung in der Fachliteratur, die literarische und künstlerische Darstellung und die selektive Darstellung
für die Tourismuswirtschaft. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei die Alpenwahrnehmung einzelner gesellschaftlicher
Gruppen des Aktivsportbereichs („Alpen als Sportarena“), deren selektive Wahrnehmung durch Gebietsportraits in
den Zeitschriften der Aktivsportarten vermittelt wird. Mit diesem Beitrag soll bewusst gemacht werden, dass die
Auflösung der Harmonie in der Kulturlandschaft logische Konsequenz gesellschaftlicher Prozesse ist und ein
Gefährdungspotenzial für die Tourismuswirtschaft darstellt, da der Verlust der Identität der „Wahren
Landschaft“ die Vermarktungsmöglichkeit der „Ware Landschaft“ nimmt.
Oswald Putzer: GigaAlpin/Transforming Tradition
Was ist Wahrheit? Wann ist Wahrheit? Was soll eine wahre Landschaft sein? „GigaAlpin“ ist ein Kunstprojekt,
das die inneren und äußeren Alpinlandschaften dazu anregen soll, ihre Wahrheiten optimistisch zu bedenken
und in Frage zu stellen. Das Projekt arbeitet auf experimentelle und imaginative Art und Weise mit dem Kulturwerkzeug
Architektur. Architekturen sind Räume von Menschen für Menschen. Die mentalen, gesellschaftlichen und
architektonischen Realitäten bedingen die landschaftlichen und bilden zusammen die Information und Kultur
einer Landschaft. GigaAlpin/Transforming Tradition kreist um die Beziehung zwischen Natur, Kultur und Architektur.
Querverbindungen zu Fragen und Problematiken wie Tradition und Neuerung, Geschichte und Zukunft, Identität
und Heimat sollen kreativ aufgeworfen werden. |