Erreichte Ziele und künftige Hausaufgaben
Innsbruck (universität) - Mit ausgewählten Fragen der Gesundheitspolitik setzten sich im
Rahmen des 24. Hochschulkurses aus Gesundheitsökonomik Referenten aus England, Deutschland und Österreich
in den vergangenen Tagen in Seefeld auseinander. Dabei ging es auch darum, Entscheidungsträger im Gesundheitswesen
mit gesundheitsökonomischen Erkenntnissen vertraut zu machen.
Breiten Raum nahm bei der Tagung die Evaluierung des Systems der Leistungsorientierten Krankenhausfinanzierung
(LKF) in Österreich ein. Prof. Karl Peter Pfeiffer vom Department für Medizinische Statistik, Informatik
und Gesundheitsökonomie der Medizinischen Universität Innsbruck, einer der wichtigsten Mentoren dieses
Finanzierungssystems, stellte dabei dem seit 1997 in Kraft befindlichen System ein grundsätzlich positives
Zeugnis aus. LKF hat die Transparenz des Leistungsgeschehens verbessert, führte zu einer Verkürzung der
Verweildauer bei gleichzeitiger Zunahme der stationären Aufnahmen und dämmte bedingt durch die Finanzierungsdeckelung
die Kostensteigerungen ein. Hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben ist LKF, laut Prof. Pfeiffer, in
der Entwicklung und Umsetzung von medizinischen Standards und Leitlinien, in der Spezialisierung von Krankenanstalten
und in der Verwirklichung eines sinnvollen Wettbewerbs zwischen Krankenanstalten. Kaum substantielle Fortschritte
wurden in der Reduktion von stationären Betten, im Aufbau einer besseren Organisation der medizinischen Versorgung
und in der Einrichtung einer systematischen Qualitätssicherung erreicht. Andererseits konnten die Befürchtungen,
dass LKF zu einer Rationierung medizinischer Leistungen und zu einer nachweisbaren Senkung der medizinischen Qualität
geführt habe, nicht bestätigt werden.
Weitere Reformschritte notwendig
Einen wichtigen Ansatzpunkt für weitere Reformschritte sieht Prof. Karl Peter Pfeiffer in der Erweiterung
von LKF auf ganze Krankheitsepisoden. Ziel dieser Episoden-Finanzierung ist die Finanzierung eines zusammengehörigen
Behandlungsprozesses unabhängig von der Institution der Leistungserbringung (z. B. niedergelassener Arzt,
Krankenhaus). Damit soll die Prozess- und Ergebnisqualität durch eine enge Kooperation aller an der Behandlung
einer Krankheit beteiligten Akteure verbessert werden. Die gesamte Behandlung einer Krankheit wird dabei von einem
„Case-Manager“ überwacht. Die Leistungserbringung und nicht der Leistungserbringer soll im Vordergrund stehen.
Unabdingbare Voraussetzung für ein solches Finanzierungssystem und für die verbesserte Kommunikation
der Leistungsanbieter ist eine elektronische lebenslange Gesundheitsakte. Das neue System soll nach Pfeiffer schrittweise
entwickelt werden. In einem ersten Schritt soll das Problem der Wiederaufnahme von Patienten im Krankenhaus gelöst
werden. In weiteren Schritten sind der spitalsambulante Bereich und die Versorgung durch die niedergelassenen Ärzte
in ein solches Finanzierungssystem zu integrieren.
Veranstaltet wurden die 24. Hochschulkurses aus Gesundheitsökonomik vom Institut für Finanzwissenschaft
der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitsökonomik. |