Salzburg ein Musterland für erneuerbare Energie  

erstellt am
30. 09. 04

Landtagsdelegationen von Rheinland-Pfalz und Salzburg beschäftigten sich mit Energie- und Transitfragen
Salzurg (lk) - Österreich verfolge energisch das Ziel, bis 2010 78 Prozent des Aufkommens aus erneuerbarer Energie zu erzeugen, also aus Windenergie, Biomasse, Fernwärme, Wärmekraftkoppelung und selbstverständlich weiterhin aus der hierzulande dominierenden Wasserkraft. Diese Zielansage des Vorstandssprechers der Salzburg AG, Dr. Arno Gasteiger, nahmen die Landtagsdelegationen von Rheinland-Pfalz unter der Führung von Präsident Christoph Grimm und Salzburg unter der Leitung von Präsident Johann Holztrattner bei einer Besichtigung des Salzachkraftwerkes Kreuzbergmaut in Pfarrwerfen und des bereits international ausgezeichneten ökologischen Rückstauraumes der Salzach zur Kenntnis, die zwischen Bischofshofen und der Einmündung des Fritzbaches zu einem Erholungszentrum geworden ist. Anschließend ließen sich die Landtagsdelegationen in Flachau von den Bürgermeistern der am ärgsten vom Transitverkehr auf der Tauernautobahn belasteten Gemeinden über diese Verkehrsproblematik informieren. Hier wurde klar, dass Salzburg starke Partner in der EU brauche, um mit seinen speziellen Verkehrsproblemen in der sensiblen Alpenregion überhaupt Gehör zu finden.

Die Forcierung erneuerbarer Energie bezeichnete Dr. Gasteiger als eine „riesige und umfassende Aufgabe“ aller Energiepolitiker und -erzeuger. Österreich habe nach Norwegen mit 70 Prozent Stromerzeugung aus Wasserkraft den größten Anteil an erneuerbarer Energieproduktion und wolle diesen nach dem Ökostromgesetz weiter steigern. Den EU-Schnitt bezifferte Gasteiger mit 22 Prozent, Schweden liege mit 60 Prozent sehr hoch, Deutschland mit 12,5 Prozent eher niedrig. Er stellte den deutschen Gästen auch den „Strom-Mix“ der Salzburg AG mit 72,5 Prozent Erzeugung aus Wasserkraft, 16,2 Prozent aus thermischer Energie, acht Prozent aus Öko-Energie und 3,3 Prozent aus (zugekaufter) Kern-Energie vor. Mit den aktuellen Kraftwerksinvestitionen Rott an der Saalach, Hallein-Gamp und Trattenbach im Pinzgau mit einem Aufwand von 84 Millionen Euro werde weiter in die Erzeugung erneuerbarer Energie investiert. Ähnlichen Zwecken dienen die Fotovoltaik-Anlage auf dem Salzburger Flughafen und die Abwärmenutzung gemeinsam mit M-real Hallein, von wo durch eine 15 Kilometer lange Fernwärmeleitung auch die Landeshauptstadt mitversorgt werden kann.

„Nur gemeinsam können wir etwas bewegen“
Nach einem Besuch des im Vorjahr eröffneten Jagdzentrums rund um den restaurierten historischen Gasthof Stegenwald in Werfen ließen sich die Landtagsdelegationen in Flachau über die Probleme des alpenquerenden Transitverkehrs in Salzburg informieren. „Nur gemeinsam können wir etwas bewegen“ lautete der Tenor nach einer angeregten Diskussion auf Einladung des Flachauer Bürgermeisters Johann Weitgasser. Dieser sprach sich für die Einbeziehung der Anrainer in die Diskussion über Verkehrsprobleme aus, da nur in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung eine befriedigende Lösung erarbeitet werden könne. Dr. Christian Stöckl, Bürgermeister von Hallein und Sprecher der Anrainergemeinden der Tauernautobahn, kritisierte die Haltung der Europäischen Union und plädierte für eine verstärkte Verlagerung des Lkw-Transits auf die Schiene. Er wies auch darauf hin, dass die Erweiterung der EU eine weitere Zunahme des Transits nach sich ziehen werde, und appellierte an die Gäste aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz, auf EU-Ebene gemeinsam gegen die Frächter-Lobby aufzutreten.

Der Leiter der Fachabteilung Verkehrsplanung, Hofrat Dipl.-Ing. Dr. Herwig Schnürer, lieferte die Fachunterlagen für die spezielle Salzburger Verkehrssituation, die zum Unterschied vom Flachland durch Inversionswetterlagen erschwert werde, wovon sich die Gäste aus Mainz beeindruckt zeigten. Die Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene sei zwar längst als Problemlösung formuliert, jedoch noch kaum durchzusetzen; Hauptvoraussetzung sei, die Bahn konkurrenzfähig zu machen, was hauptsächlich durch Kostenwahrheit beim Lkw-Verkehr erreicht werden könne. Als „Alternative“ biete sich, so Landtagspräsident Grimm, kurzfristig lediglich an, die Straßen so lange „volllaufen“ zu lassen, bis „alles steht“ und eine zeitgerechte und daher finanziell interessante Lieferung der Güter nicht mehr möglich sei. Die Suche nach Partnern und einem gemeinsamen Vorgehen auf europäischer Ebene sei für Salzburg wie Rheinland-Pfalz eine wesentliche Anforderung zur Lösung auch des Verkehrsproblems.

Der erste Besuchstag der Politiker aus Rheinland-Pfalz endete in Muhr, der einzigen Nationalparkgemeinde des Lungaues, wo Bürgermeister Hubert Gruber das Naturschutzprojekt „Muhrer Steppenhang“ und die aktuelle Ausstellung „Wildes Leben“ in der Nationalpark-Informations-stelle präsentierte. Wie berichtet, sah der zweite Salzburg-Tag die Unterzeichnung des Partnerschafsabkommens beider Landtage, die Aussprache mit den Mitgliedern des Europa- und Integrationsausschusses, die Führung durch das Dom-Museum und die Sonderausstellung Johann Michael Rottmayr sowie auf Wunsch der Pfälzer Aussprachen mit Vertretern der Universität und der Salzburger Management GmbH – University of Salzburg Business School vor.
     
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