Landtagsdelegationen von Rheinland-Pfalz und Salzburg beschäftigten
sich mit Energie- und Transitfragen
Salzurg (lk) - Österreich verfolge energisch das Ziel, bis 2010 78 Prozent des Aufkommens aus
erneuerbarer Energie zu erzeugen, also aus Windenergie, Biomasse, Fernwärme, Wärmekraftkoppelung und
selbstverständlich weiterhin aus der hierzulande dominierenden Wasserkraft. Diese Zielansage des Vorstandssprechers
der Salzburg AG, Dr. Arno Gasteiger, nahmen die Landtagsdelegationen von Rheinland-Pfalz unter der Führung
von Präsident Christoph Grimm und Salzburg unter der Leitung von Präsident Johann Holztrattner bei einer
Besichtigung des Salzachkraftwerkes Kreuzbergmaut in Pfarrwerfen und des bereits international ausgezeichneten
ökologischen Rückstauraumes der Salzach zur Kenntnis, die zwischen Bischofshofen und der Einmündung
des Fritzbaches zu einem Erholungszentrum geworden ist. Anschließend ließen sich die Landtagsdelegationen
in Flachau von den Bürgermeistern der am ärgsten vom Transitverkehr auf der Tauernautobahn belasteten
Gemeinden über diese Verkehrsproblematik informieren. Hier wurde klar, dass Salzburg starke Partner in der
EU brauche, um mit seinen speziellen Verkehrsproblemen in der sensiblen Alpenregion überhaupt Gehör zu
finden.
Die Forcierung erneuerbarer Energie bezeichnete Dr. Gasteiger als eine „riesige und umfassende Aufgabe“ aller Energiepolitiker
und -erzeuger. Österreich habe nach Norwegen mit 70 Prozent Stromerzeugung aus Wasserkraft den größten
Anteil an erneuerbarer Energieproduktion und wolle diesen nach dem Ökostromgesetz weiter steigern. Den EU-Schnitt
bezifferte Gasteiger mit 22 Prozent, Schweden liege mit 60 Prozent sehr hoch, Deutschland mit 12,5 Prozent eher
niedrig. Er stellte den deutschen Gästen auch den „Strom-Mix“ der Salzburg AG mit 72,5 Prozent Erzeugung aus
Wasserkraft, 16,2 Prozent aus thermischer Energie, acht Prozent aus Öko-Energie und 3,3 Prozent aus (zugekaufter)
Kern-Energie vor. Mit den aktuellen Kraftwerksinvestitionen Rott an der Saalach, Hallein-Gamp und Trattenbach im
Pinzgau mit einem Aufwand von 84 Millionen Euro werde weiter in die Erzeugung erneuerbarer Energie investiert.
Ähnlichen Zwecken dienen die Fotovoltaik-Anlage auf dem Salzburger Flughafen und die Abwärmenutzung gemeinsam
mit M-real Hallein, von wo durch eine 15 Kilometer lange Fernwärmeleitung auch die Landeshauptstadt mitversorgt
werden kann.
„Nur gemeinsam können wir etwas bewegen“
Nach einem Besuch des im Vorjahr eröffneten Jagdzentrums rund um den restaurierten historischen Gasthof
Stegenwald in Werfen ließen sich die Landtagsdelegationen in Flachau über die Probleme des alpenquerenden
Transitverkehrs in Salzburg informieren. „Nur gemeinsam können wir etwas bewegen“ lautete der Tenor nach einer
angeregten Diskussion auf Einladung des Flachauer Bürgermeisters Johann Weitgasser. Dieser sprach sich für
die Einbeziehung der Anrainer in die Diskussion über Verkehrsprobleme aus, da nur in Zusammenarbeit mit der
Bevölkerung eine befriedigende Lösung erarbeitet werden könne. Dr. Christian Stöckl, Bürgermeister
von Hallein und Sprecher der Anrainergemeinden der Tauernautobahn, kritisierte die Haltung der Europäischen
Union und plädierte für eine verstärkte Verlagerung des Lkw-Transits auf die Schiene. Er wies auch
darauf hin, dass die Erweiterung der EU eine weitere Zunahme des Transits nach sich ziehen werde, und appellierte
an die Gäste aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz, auf EU-Ebene gemeinsam gegen die Frächter-Lobby
aufzutreten.
Der Leiter der Fachabteilung Verkehrsplanung, Hofrat Dipl.-Ing. Dr. Herwig Schnürer, lieferte die Fachunterlagen
für die spezielle Salzburger Verkehrssituation, die zum Unterschied vom Flachland durch Inversionswetterlagen
erschwert werde, wovon sich die Gäste aus Mainz beeindruckt zeigten. Die Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf
die Schiene sei zwar längst als Problemlösung formuliert, jedoch noch kaum durchzusetzen; Hauptvoraussetzung
sei, die Bahn konkurrenzfähig zu machen, was hauptsächlich durch Kostenwahrheit beim Lkw-Verkehr erreicht
werden könne. Als „Alternative“ biete sich, so Landtagspräsident Grimm, kurzfristig lediglich an, die
Straßen so lange „volllaufen“ zu lassen, bis „alles steht“ und eine zeitgerechte und daher finanziell interessante
Lieferung der Güter nicht mehr möglich sei. Die Suche nach Partnern und einem gemeinsamen Vorgehen auf
europäischer Ebene sei für Salzburg wie Rheinland-Pfalz eine wesentliche Anforderung zur Lösung
auch des Verkehrsproblems.
Der erste Besuchstag der Politiker aus Rheinland-Pfalz endete in Muhr, der einzigen Nationalparkgemeinde des Lungaues,
wo Bürgermeister Hubert Gruber das Naturschutzprojekt „Muhrer Steppenhang“ und die aktuelle Ausstellung „Wildes
Leben“ in der Nationalpark-Informations-stelle präsentierte. Wie berichtet, sah der zweite Salzburg-Tag die
Unterzeichnung des Partnerschafsabkommens beider Landtage, die Aussprache mit den Mitgliedern des Europa- und Integrationsausschusses,
die Führung durch das Dom-Museum und die Sonderausstellung Johann Michael Rottmayr sowie auf Wunsch der Pfälzer
Aussprachen mit Vertretern der Universität und der Salzburger Management GmbH – University of Salzburg Business
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