"Handel ist nach wie vor auf Ertragsdiät"  

erstellt am
30. 09. 04

Umsatzrentabilität im Handel rund 1,5 Prozent – Rund 47 % der Einzelhandelsbetriebe, 44 % der Kfz-, 28 % der Großhandelsbetriebe schreiben rote Zahlen
Wien (pwk) - Die Umsatzrentabilität, das ist der Gewinn vor Ertragssteuern in Prozent des Umsatzes, beträgt im österreichischen Handel rund 1,5 Prozent. Im sektoralen Vergleich ist die Ertragskraft der Großhandelsbetriebe mit rund 1,8 Prozent - wie in den vergangenen vier Jahren - am stärksten, während der Einzel- (1,1 Prozent) und der Kfz-Handel (0,9 Prozent) unter dem Gesamtdurchschnitt des Handels liegen. Das ergab die Auswertung von rund 19.700 Jahresabschlüssen von Handelsunternehmen der Bereiche Einzel-, Groß- und Kfz-Handel des Bilanzjahres 2002/2003 durch die KMU Forschung Austria. Im Vergleich mit der marktorientierten Wirtschaft erzielen die Handelsbetriebe im Durchschnitt eine geringfügig niedrigere Ertragskraft.

Peter Voithofer, stellvertretender Direktor der KMU Forschung Austria, zur Entwicklung gegenüber dem Vergleichszeitraum 2001/2002: "Nach einer rückläufigen Ertragskraft in allen Handelsbereichen im vorangegangenen Vergleichszeitraum ist die Ertragskraft im Bilanzjahr 2002/2003 im Groß- und Kfz-Handel wieder steigend. Der Einzelhandel verzeichnet im Durchschnitt eine konstante Umsatzrentabilität."

Im Branchenvergleich weisen Unternehmen aus dem Bereichen Elektro- und Fotohandel mit bis zu 100 Millionen Euro Umsatz im Durchschnitt mit rund 2 Prozent die höchste Umsatzrentabilität auf. Am unteren Ende des Rankings befindet sich der Uhren- und Schmuckhandel, der im Durchschnitt einen Verlust in der Höhe von rund 3 Prozent der Betriebsleistung aufweist. Rote Zahlen schreiben im Bilanzjahr 2002/2003 weiters die Branchen Drogerien/Parfümerien und Lebensmittelhandel.

Mit Blick auf die Eigenkapitalausstattung kann im heimischen Handel im Durchschnitt mit Ausnahme von geringfügigen Verbesserungen im Kfz-Handel keine nennenswerte Veränderung festgestellt werden. Rund 40 Prozent aller Handelsunternehmen verfügen über kein Eigenkapital - diese Betriebe haben mehr Fremdkapital als Vermögen im Betrieb. Rund 47 Prozent der Einzelhandelsbetriebe, zirka 44 Prozent der Kfz-Handelsbetriebe bzw. rund 28 Prozent der Großhandelsbetriebe sind buchmäßig überschuldet. "Tendenziell steigt die Eigenkapitalquote im Handel mit zunehmender Betriebsgröße. Besorgniserregend ist insbesondere die geringe Eigenkapitalausstattung der Kleinstbetriebe im Einzel- und Kfz-Handel", so Wirtschaftsforscher Voithofer.

Die Untersuchung der regionalen Gegebenheiten zeigt im Einzelhandel ein West-Ost-Süd-Gefälle der Ertragskraft. Deutliche Unterschiede konnten erwartungsgemäß auch zwischen der durchschnittlichen Ertragskraft von Einzelhandelsbetrieben in ländlichen bzw. urbanen Regionen festgestellt werden: Während der österreichische Einzelhandel im städtischen Raum einen überdurchschnittlichen Gewinn (vor Steuern) von rund 1,5 Prozent der Betriebsleistung erwirtschaftet, mussten die Betriebe im ländlichen Raum im Durchschnitt einen Verlust von rund 0,7 Prozent hinnehmen. "Natürlich ist uns der ländliche Raum wichtig und wir haben einen Versorgungsauftrag", stellt Lemler klar.

Mit Blick auf die Umsätze des ersten Halbjahres 2004 konstatiert der Handelsobmann, "dass es sich um das vierte Mal in Folge handelt, wo ein reales Umsatzminus zu verzeichnen ist." Im Hinblick auf die bevorstehenden Lohnverhandlungen hält Lemler fest, "dass es nicht viel zu verteilen gibt."

Ungebrochen ist die volkswirtschaftliche Relevanz des Handels in Österreich: Er ist mit 50 Prozent des Mehrwertsteuer-Gesamtaufkommens - das sind 7 Prozent der gesamten Staatseinnahmen - der größte Mehrwertsteuer-Zahler. Und der Handel erwirtschaftet ein Fünftel des gesamten rot-weiß-roten Bruttoinlandsproduktes (BIP).
     
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