Paris (esa) - Seit ihrem Start am 27. September 2003 arbeitet die Sonde SMART-1
einwandfrei und wird gegenwärtig auf die Manöver für die Mitte November vorgesehene Einbringung
in die Mondumlaufbahn vorbereitet. Die erste Phase der Mission, die der Erprobung mehrerer innovativer Technologien
diente, wurde erfolgreich abgeschlossen. Hierzu zählte die erste europäische Erprobung eines solarelektrischen
Hauptantriebsystems sowie miniaturisierter Nutzlasten für Flugexperimente, Telekommunikation und Sondennavigation.
Das Ionentriebwerk wurde drei Tage nach dem Start gezündet und beförderte SMART-1 langsam und sicher
über die die Erde umgebenden Strahlungsgürtel hinaus. Anschließend begann die Sonde sich in immer
weiteren spiralförmigen Erdumlaufbahnen zu dem Punkt emporzuschrauben, an dem sie schließlich vom Schwerefeld
des Monds erfaßt wird. Während dieser Übergangsphase wurden die Ionentriebwerke jeweils für
einige Tage gezündet und lieferten so den Schub, um das Apogäum (den erdfernsten Punkt) der Sondenumlaufbahn
schrittweise bis hin zur Mondumlaufbahn anzuheben.
Bislang hat das Ionentriebwerk bereits 3300 Arbeitsstunden hinter sich und SMART-1 etwa 78 Millionen Kilometer
vorangebracht, dabei aber lediglich 52 kg Treibstoff verbraucht. Mit dieser erfolgreichen Technologiedemonstration
unter Einsatz eines solarelektrischen Hauptantriebs ebnet SMART-1 den Weg für künftige interplanetare
Missionen. Verwendet
werden kann diese Technik bei energieintensiven Langstreckenmissionen durch das
Sonnensystem. Sie ermöglicht platzsparendere und kostengünstigere Antriebssysteme, unter gleichzeitiger
Erhöhung der Manövrierfähigkeit und der für wissenschaftliche Instrumente zur Verfügung
stehenden Masse. Die ESA plant den Einsatz solcher solarelektrischen Hauptantriebe für ihre künftigen
Missionen BepiColombo und Sonnenorbiter.
Im Laufe ihres ersten Jahres in der Umlaufbahn konnte die Sonde auch neue Weltraumkommunikationstechnologien erproben.
So sandte SMART-1 mit dem Instrument KaTE im sogenannten Ka-Band bei 32 Gigahertz zum ersten Mal sehr kurze Funkwellen
zur Erde. Mit dieser Technik können wesentlich größere Datenmengen als mit den bisher genutzten
Frequenzen über weite Entfernungen im Weltraum schneller übermittelt werden.
Zu den weiteren Errungenschaften von SMART-1 gehört ein erfolgreiches Experiment zur Kommunikation mit Laserstrahlen,
das mit der optischen Bodenstation der ESA auf Teneriffa (Kanarische Inseln) im Februar durchgeführt wurde.
Diese Lasertechnologie, in der Europa führend ist, wurde zwar bereits bei Fernmeldesatelliten angewandt, doch
konnte hier zum ersten Mal eine Laserverbindung mit einem weit entfernten und sich rasch bewegenden Raumfahrzeug
aufgebaut werden.
Diese beiden Kommunikationstechnologien sind für künftige wissenschaftliche Missionen, bei denen große
Mengen an Daten über weite Entfernungen im Weltraum zurück zur Erde gesandt werden müssen, von grundlegender
Bedeutung.
Auf der bisher zurückgelegten Strecke wurde die miniaturisierte Nutzlast von SMART-1, die aus sieben, insgesamt
nur 19 kg schweren Instrumenten besteht, getestet, wobei alle Instrumente an Bord in Betrieb genommen wurden und
erfolgreich eine Reihe wissenschaftlicher Experimente durchführten. SMART-1 ist somit für ihre nächste
Missionsphase gewappnet, bei der sie neuartige wissenschaftliche Untersuchungen des Monds durchführen wird,
die uns helfen werden, den Geheimnissen des natürlichen Trabanten der Erde auf den Grund zu gehen.
Nach diesem ereignis- und erfolgreichen ersten Jahr im All bereitet sich die Sonde nun auf ihre nächste große
Etappe vor: die Erfassung durch das Schwerefeld des Monds, die in knapp zwei Monaten erwartet wird. |