Nationalratspräsident bei Denkmalenthüllung in Enns
Wien (pk) - "Wir setzen heute dem Oberstleutnant im Generalstab Robert Bernardis ein
Denkmal. Nach reiflicher Überlegung würdigen wir das Opfer, das Robert Bernardis in seinem Kampf gegen
den verbrecherischen nationalsozialistischen Unrechtstaat brachte. Robert Bernardis war führendes Mitglied
des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Er bereitete zusammen mit Offizierskameraden und Zivilisten den
Aufstand gegen die Gewaltherrschaft vor. Der Tyrann Adolf Hitler sollte ermordet und die nationalsozialistische
Regierung gestürzt werden." Das erklärte Nationalratspräsident Andreas Khol am Montag (11. 10.)
bei der Enthüllung des Bernardi-Denkmals in Enns.
Robert Bernardis sei, zusammen mit vielen anderen, hingerichtet und für ehrlos erklärt, seine Familie
sei verfolgt worden, sagte Khol weiter. "Wir setzen ihm und seinem Andenken ein Denkmal, denn er hat beispielhaft
gehandelt." Den Krieg, an dem er seinem Eid gemäß zuerst ohne Zögern teilgenommen hat, habe
er aus eigener Anschauung und Erfahrung als rechtswidrigen, brutalen, völkermordenden Vernichtungskrieg erkannt.
Er sei seinem Gewissen gefolgt und zur Tat geschritten, wofür er mit seinem Leben bezahlt habe. "Sein
Gewissen machte ihm den Tyrannenmord zur Pflicht. Er hatte durch seine Stellung und seine Erfahrung die Einsicht
und Möglichkeit zur Tat. Vielen Millionen anderen fehlte beides, musste beides fehlen. Ihre vielfach erzwungene
Pflichterfüllung in der Wehrmacht darf daher in ihrem persönlichen Wert nicht geschmälert werden,
darf ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden. Widerstand und Heldentod sind immer die Ausnahme und nicht die Regel",
betonte Khol.
"Hatte Robert Bernardis das Recht, seinen Fahneneid zu brechen?", fragte der Nationalratspräsident
und zitierte Papst Leo XIII., der schon viele Jahrzehnte vor dem Nationalsozialismus im 19. Jahrhundert gesagt
habe: „Wenn die Staatsgesetze sich offen gegen das göttliche Recht auflehnen, dann ist Widerstand Pflicht“.
Khol erinnerte dann an Carl Szokoll, den gerade erst verstorbenen und "zu Recht gerühmten" österreichische
Widerstandskämpfer, der die totale Zerstörung Wiens am Kriegsende verhindert und der gesagt habe: „Ich
kann von mir selbst sagen wie schwer der Kampf war, den Soldateneid zu brechen. Wie viele Tausende und Abertausende
unserer Soldaten sind hinausgezogen mit schweren und schwersten Herzen und sind gefallen für eine Idee, die
sie in ihrem Innersten voll ablehnten. Hierin aber liegt die Tragik unserer Soldaten, ja unseres ganzen Volkes:
Es ist in seinen Idealen, die ihm vor Jahrhunderten anerzogen worden sind, missbraucht worden.“
Es habe lange gedauert, bis dieses Widerstandsrecht und die Bedeutung des 20. Juli 1944 auch für Österreich
erkannt wurde. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Nationalsozialisten sei nicht "unser Krieg"
gewesen. So habe man vermeint, den Juli-Aufstand nicht in Österreich würdigen zu sollen. "Wir haben
gelernt, die Verantwortung für die Taten jener Österreicher, die sich in den Dienst des Nationalsozialismus
stellten, zu übernehmen. Daher würdigen wir auch den tapferen Widerstand, den Österreicher dagegen
leisteten. Oberstleutnant Robert Bernardis hat den Aufstand des Gewissens gewagt. Wir setzen ihm in ehrendem Andenken
ein Denkmal", schloss Nationalratspräsident Khol. |