Krebs überlistet Immunsystem – Aber wie?  

erstellt am
11. 10. 04

Universität Salzburg, Uni Witten/Herdecke und Fritz-Bender-Stiftung laden zu Spitzentreffen der Tumorimmunologen in die Salzburger Residenz
Salzburg (universität) - Krebs überlistet das Immunsystem. Aber wann und wie? Das sind zentrale Fragen der modernen Tumorimmunologie. Kennt man die Antwort, dann hätte man einen Schlüssel zu neuen Krebsvorsorge- und Therapiemethoden in der Hand.

Ihre jüngsten Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen Immunsystem und Tumor stellen renommierte WissenschafterInnen aus der ganzen Welt vom 10. bis 13. Oktober in der Salzburger Residenz bei der internationalen Tagung „Tumor Escape and Its Determinants“ vor.

Dieses erste Weltspitzentreffen der Tumorimmunologen in Salzburg wird gemeinsam von der Fritz-Bender-Stiftung München, der Medizinuniversität Witten/Herdecke und der Universität Salzburg veranstaltet.

„Wir wissen heute, dass die Tumorzellen verschiedene Überlistungsstrategien (Escape mechanisms) einsetzen, um dem Immunsystem zu entkommen“, erläutert Peter Eckl, Genetiker an der Universität Salzburg und Mitorganisator der Tagung: Die Tumorimmunologie gehe heute davon aus, dass sich bösartige Tumoren nur dann entwickeln, wenn die Krebszellen den Überwachungspatrouillen des Körpers entgehen bzw. selber das Immunsystem ausschalten können. Und man habe die Hoffnung, dass man einmal in der Lage sein werde, die Immunzellen - durch eine Art Impfung – dazu zu bringen, dass sie auf diese Verschleierungstaktiken nicht hereinfallen, sondern die bösartigen Zellen frühzeitig erkennen und eliminieren.

Doch noch sind viele Fragen offen wie etwa: Welche Mittel hat das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren. Welche Gegenstrategien setzen Tumoren ein? Wie kommunizieren Immun- und Krebszellen miteinander? Wie schafft es der Tumor, den Körper zur Bildung neuer Blutgefäße anzuregen, die er für seine Versorgung braucht? Wie gelingt es ihm sich – in Form von Metastasen - im Körper weiter ausbreiten? An der Universität Salzburg wird unter anderem am Fachbereich Zellbiologie dazu geforscht. So stellt beispielsweise Nicolaus Bresgen am Dienstag seine Forschungen zur Apoptose (Zelltod) vor (Potential role of isoferritins in apoptosis, 16:45 Uhr).

Auch Studierende und junge WissenschaftlerInnen (nicht nur) der Universität Salzburg sind zur Tagung eingeladen. Wie Eckl betont, ist es ein wesentliches Ziel der Konferenz neben dem wissenschaftlichen Austausch auf höchstem Niveau auch menschliche Begegnungen zu ermöglichen: der WissenschaftlerInnen untereinander, mit dem Forschernachwuchs, mit Studierenden. Denn nur wenn viele ForscherInnen international und interdisziplinär zusammenarbeiten, wird es neue Ansätze in der Krebsbehandlung geben, die dem krebskranken Menschen mit all seinen Sorgen, Nöten und auch Hoffnungen gerecht wird.

In der Grundlagenforschung gehe man, so Eckl, längst davon aus, dass Tumorwachstum mehr ist als das unkontrollierte Wachstum entarteter Zellen. Es ist ebenso ein überlistetes Immunsystem wie eine Veränderung der Blutgefäßversorgung und des normalen Alterungsprozesses der Zellen. Ebenso zeigt die neue vielschichtige Betrachtungsweise der Tumorentstehung, dass ihr viele genetische Veränderungen über Jahrzehnte voraus- und mit ihr zahlreiche psychische und soziale Verletzungen einhergehen. Gerade in die Tumorimmunologie würden im Sinne eines Paradigmenwechsels auch in der Krebsbehandlung und –vorbeugung große Hoffnungen gesetzt.
     
zurück