7. European Health Forum Gastein 2004  

erstellt am
08. 10. 04

"Globale Herausforderungen für die Gesundheit – Europäische Zugänge und Verantwortlichkeiten"
Bad Hofgastein (forum gastein) - 400.000 Pharma-Wissenschafter aus Europa forschen bei amerikanischen Arzneimittel-Firmen. Nach Europa wollen sie nicht mehr zurück - über die Gründe dafür diskutierten europäische Gesundheitsexperten heute beim European Health Forum in Bad Hofgastein. "Die Pharmaindustrie ist eine der wichtigsten Industrien in der Europäischen Union", sagte Paul Weissenberg von der Europäischen Kommission bei der Diskussion über Arzneimittelpolitik im erweiterten Europa, "die Arzneimittelfirmen können Wachstum und Beschäftigung garantieren."

Firmen wandern nach Amerika ab
Derzeit ist die europäische Pharmaindustrie aber in einer schwierigen Lage: "Es gibt eine Erosion in Richtung Amerika", sagte Weissenberg, "dort konzentrieren sich die Forschungszentren der Arzneimittelfirmen an der Ostküste der USA." Laut Brian Ager, dem Generaldirektor der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations gibt es dafür drei Gründe: Die vielen unterschiedlichen Regelungen, das Fehlen eines gemeinsamen Marktes und die nicht vorhandene finanzielle Unterstützung für Forschung und Innovationen. "Dabei sind Innovationen der Schlüssel für den Erfolg der Pharmaindustrie." Außerdem stelle die EU zu wenig Geld für Ausbildung und Training bereit.

G10-Report soll Lage verbessern
Imre Holló, Staatssekretär im ungarischen Gesundheitsministerium, sieht das Dilemma der Politik im Gesundheitssektor darin, verschiedene Interessen unter einen Hut bringen zu müssen: "Einerseits sollten die Patienten wirksame, sichere und qualitativ hochwertige Medikamente bekommen, die nicht zuviel kosten dürfen, andererseits sollte die heimische Pharmaindustrie gestärkt werden." Ein bedeutender Schritt, um die Lage zu verbessern, ist für Holló der G10-Report, den die Arbeitsgruppe "Innovation und Bereitstellung von Arzneimitteln" (G-10-Arzneimittelgruppe), der Europäischen Kommission vorgelegt hat. Der Report enthält 14 Empfehlungen, unter anderem für verbesserte Gesetze in den Mitgliedsstaaten, zur Wahrung der nationalen Kompetenzen und einen offenen Wettbewerb für Medikamente, die nicht von nationalen Krankenkassen vergütet werden.

Nur 0,3 Prozent der neuen Medikament bringen therapeutischen Fortschritt
In seiner Heimat Ungarn verschlingen die Kosten für Arzneimittel schon mehr als ein Drittel der nationalen Gesundheitsausgaben. "Es zeigt sich, dass die jungen Demokratien zu wenig Erfahrungen haben im Verhandeln mit Pharmafirmen und die vielen neu entwickelten Produkte kosten natürlich auch dementsprechend mehr", sagte Holló. Um die Gesundheitsausgaben zu mindern und damit den Beitritt zur Euro-Zone zu ermöglichen, hat die ungarische Regierung eine verpflichtende Regulierung für den Arzneimittelsektor erlassen: Ziel sei es, die Versorgung und die Nachfrage zu regulieren und zu beeinflussen. Von den Patienten einen Kostenersatz zu verlangen, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Pharmafirmen zu steigern, ist für Holló nur eine Möglichkeit: "Viel wichtiger wäre es, nur wirklich innovative Medikamente zu unterstützen. Eine EU-weite Studie hat ergeben, dass in den letzten 22 Jahren von den 2693 in der EU zugelassenen Medikamenten nur 0,3 Prozent einen wirklichen therapeutischen Fortschritt gebracht haben."
     
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