Abschwächung der Direktinvestitionen  

erstellt am
08. 10. 04

Direktinvestitionsstatistik im 1.Halbjahr 2004
Wien (oenb) - Nach Jahren mit sehr hohen grenzüberschreitenden Firmenbeteiligungen hat der Strom an aktiven und passiven Direktinvestitionen im ersten Halbjahr 2004 etwas nachgelassen. So sind die Netto­investitionen Österreichs im Ausland um 27 Prozent, jene von Ausländern in Österreich sogar um über 50 Prozent zurückgegangen. Neben einigen Desinvestitionen spielt das Ausbleiben größerer Privatisierungsprojekte – im Inland, wie auch insbesondere in Zentral- und Osteuropa – eine wichtige Rolle für die Abschwächung der Direktinvestitions­flüsse. Bei den aktiven Direktinvesti­tionen ist allerdings darauf zu verweisen, dass die Übernahme der rumänischen Petrom durch die OMV in den Daten noch nicht enthalten ist. Bemerkenswert ist weiters die Tatsache, dass Albanien erstmals als Ziel einer großen österreichischen Direktinvestition aufscheint. Bei den passiven Direktinvestitionen steht – wie schon im Jahr 2003 – der Liegenschaftserwerb durch Ausländer im Vordergrund.

Während die grenzüberschreitenden Firmenbeteiligungen seit dem Rekordjahr 2000 weltweit Jahr für Jahr deutlich zurückgegangen sind, haben österreichische Investoren anhaltend hohe Be­träge im Ausland investiert und damit ihre Position im internationalen Vergleich verbessert. Auch die Beteiligungen von Ausländern in Österreich waren dank einiger großer Übernahmen (Austria Tabak, Brau AG) mit Ausnahme des Jahres 2002 recht hoch. Im ersten Halbjahr 2004 haben aber die Direktinvestitionen Österreichs im Ausland leicht, jene des Auslands in Österreich sogar stär­ker nachgelassen.

Die aktiven Direktinvestitionen erreichten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen Wert von 2,5 Mrd € (-900 Mio bzw. -27 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2003). Bruttoin­vestitionen von 2.140 Mio € an Eigenkapital stehen Desinvestitionen von 560 Mio € gegenüber. Trotz hoher Gewinnausschüttungen von 750 Mio € bleiben die reinvestierten Gewinne dank der erwarteten guten Ertragslage mit 970 Mio € hoch. Konzerninterne Kreditbeziehungen haben zwar die Bruttowerte der Kapitalströme erhöht, spielen aber im Berichtszeitraum ebenso wie die pri­vaten Liegenschaftskäufe netto keine Rolle.

Nachgelassen haben vor allem die aktiven Direktinvestitionen österreichischer Investoren in Zent­ral- und Osteuropa. Laut OECD sind die Investitionen in die Beitrittsländer schon 2003 deutlich zurückgegangen. Das könnte mit dem Auslaufen des Privatisierungsprozesses und einer erwarteten Angleichung der Löhne und damit der Produktionskosten an das europäische Niveau zu tun haben. Nach Jahren mit Rekordinvestitionen in diesem Raum wurden im laufenden Semester in den tra­ditionellen Zielländern Österreichs nur kleinere Investitionsprojekte registriert. Die investierten Summern erreichten nur in der Tschechischen Republik (260 Mio €), in Polen (140 Mio €), in Slowenien (120 Mio €) und in Kroatien (100 Mio €) dreistellige Beträge. Mit dem Kauf der Albanischen Sparkasse durch die Raiffeisen Zentralbank Österreich erscheint erstmals auch Albanien als Zielland größerer Direktinvestitionen (105 Mio €). Die angekündigte Übernahme der rumänischen Petrom durch die OMV, eine der größten österreichischen Direktinvestitionen überhaupt, ist in den Daten noch nicht enthalten. Spitzenreiter unter den sonstigen Investitions­zielen war Deutschland mit 490 Mio €, vor Italien (230 Mio €) und dem Vereinigten Königreich (130 Mio €).

Die passiven Direktinvestitionen lagen mit 1,7 Mrd € deutlich unter dem Rekordwert des ersten Semesters 2003 (-1,9 Mrd € bzw. -53%). Obwohl der Eigenkapitalzustrom mit 1.740 Mio € hoch war, resultierte wegen der gleichfalls hohen Desinvestitionen von 1.340 Mio € nur ein mäßiger Nettozufluss. Mit 390 Mio € war diesmal praktisch der gesamte Nettozustroms an Beteiligungskapital auf den Liegenschaftserwerb durch Ausländer in Österreich zurückzuführen. Dieses massiv gestiegene Interesse ausländischer, vorwiegend deutscher Immobilieninvestoren hatte sich schon in der zweiten Jahreshälfte 2003 abgezeichnet. Dabei wurden so prominente Im­mobilien wie das Donauzentrum, das Hotel LeMeridien und eine größere Zahl von Bürogebäuden verkauft. Immer wichtiger wird angesichts schwächerer Kapitalzuflüsse die Rolle der reinvestier­ten Gewinne, die 1.280 Mio € zum Ergebnis beitrugen. Diesem Wert liegen teilweise freilich noch Schätzungen zu Grunde. Die konzerninternen Kredit­bewegungen waren ausgeglichen.

Die Regionalstruktur der Direktinvestitionszuflüsse entspricht dem langjährigen Muster: Der mit Abstand wichtigste Investor war wie zumeist Deutschland (850 Mio €) gefolgt von den Nieder­landen (260 Mio €) und dem Vereinigten Königreich (160 Mio €) sowie mit kleineren Beträgen den USA und der Schweiz. Auf diese fünf Herkunftsländer entfallen auch im ersten Halbjahr 2004 an die 90% des Kapitalzustroms.

Die Daten sind über die Homepage der OeNB http://www.oenb.at unter „Statistik und Melderservice/ Datenangebot/Außenwirtschaft/Direktinvestitionen “ abrufbar.
     
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